Wie ein Schlag ins Gesicht traf uns die Bekanntmachung in der Sommerpause, dass Hertha B.S.C. nicht nur ein penetrantes Ausweichtrikot in der Farbe Pink tragen soll, sondern vielmehr auch einen großen Teil der Regale im Fanshop in Orange bestücken wird. Woher diese Idee mit den Trainingsklamotten in Orange stammt, bleibt für uns nicht nachvollziehbar. Orange findet man weder in unserer Herthafahne noch in den Farben unserer Heimatstadt Berlin, weshalb wir die Nutzung dieser Farbe im Zusammenhang mit Hertha B.S.C. ablehnen! Selbst den Einwand, dass es sich bei der orangefarbenen Kleidung nur um die Trainingsausrüstung handelt, lassen wir nicht gelten. Wie in den Vorbereitungsspielen und auch bei den Qualifikationsspielen gegen Bröndby IF zu sehen war, nutzt Hertha momentan jede Möglichkeit um diese Kollektion zu vermarkten. Auf An- und Abreise trägt die komplette Mannschaft orangefarbene Kleidung, auf der Trainerbank sitzen während der Spiele die Betreuer in orangefarbenen Poloshirts und im Fanshop gibt es einen eigenen Bereich mit Artikeln in Orange. Das Ganze hat nichts mit einem notwendigen Ausweichtrikot zu tun und auch nichts mit dem was Hertha B.S.C. darstellt – vielmehr ist es eine gesichtslose Außendarstellung! Der Verein hat sich offensichtlich aus Marketinggründen für eine zusätzliche Farbe neben blau-weiß entschieden und für Herthaner, die solch eine Strategie als normal empfinden, fehlt uns jegliches Verständnis. Die Krone wurde dem ganzen Zirkus dann am Pokal-Sonntag aufgesetzt, als Hertha per Maskottchen-Auftritt in einer TV-Show Werbung für das pinke Ausweichtrikot inszenierte. Wer später dann den Blick durchs Jahnstadion von Regensburg schweifen ließ, der musste schon raten welche Mannschaft an diesem Abend gegen Regensburg antreten würde. Hertha lief bei diesem Auswärtsspiel in pinken Trikots auf, während auf der Auswechselbank überall die Farbe Orange zu sehen war. Das soll Hertha B.S.C. sein?!
Wir haben diskutiert und überlegt wie wir mit dieser Situation umgehen sollen oder können. Letztendlich ist uns bewusst geworden, dass wir vom Verein nichts Besseres erwarten können als eben genau solch ein Handeln. In regelmäßigen Abständen werden bei Hertha B.S.C. irgendwelche Imagekampagnen gestartet, die dann nach einiger Zeit wieder eingestampft werden. Zu guten, alten Champions League – Zeiten musste unbedingt der Begriff „Berlin“ in den Vordergrund gerückt werden und plötzlich hatten wir eine Namensdoppelung im Vereinslogo. Wir hatten die Zeit der Brasilianer bei Hertha, als man plötzlich der Meinung war, Hertha müsste in gelb-grünen Trikots auflaufen. Dann kam einem, pünktlich zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, ein Geistesblitz und Hertha trug ein Jahr lang einen goldenen Adler im Emblem. Später war dann „Play Berlin“ das Maß aller Dinge, zwischenzeitlich spielte Hertha auswärts mal eben in Gelb-Orange, ehe man in Herthas Geschäftsstelle der Meinung war, dass „Aus Berlin – Für Berlin“ doch irgendwie besser passt. Nun sind wir also ein Start-Up, welches „tried and failed“…
Egal in welcher Farbe, egal unter welchem Slogan, die Chefetage bei Hertha B.S.C. wird trotz kleiner Lichtblicke den eigentlichen Gedanken nie verstehen! Lebenslange Identifikation mit einem Fußballverein, Treue und Leidenschaft für einen Club. Bedingungslose Unterstützung, kein Weg zu weit, immer unterwegs im Namen von Hertha! Eine Konstante, die es heutzutage außerhalb des Fußballs kaum noch zu finden gibt. Ansonsten würde man nicht alle Jubeljahre alles mit externen Einflüssen verändern wollen, um dann am Ende doch wieder auf die Nase zu fallen und alles umzuwerfen. Es ist egal ob in der Vereinssatzung die Farben Blau-Weiß festgeschrieben stehen und wahrscheinlich ist es auch egal, dass die „Fahne pur“ dort ebenso verankert ist. Die Zukunft wird zeigen, welche Identifikationsmerkmale dem Geld und irgendwelchen Imagekampagnen noch weichen müssen.
Wir haben den Glauben an die Vernunft im Verein aufgegeben und werden in der kommenden Saison und darüber hinaus alles dafür tun, um zumindest unsere Werte und die wenigen noch vorhandenen Identifikationsmerkmale unserer Hertha zu vermitteln. Insbesondere die Farben und die Herthafahne, die unseren Verein seit fast 125 Jahren repräsentieren! Deshalb sagen wir „Hertha B.S.C. – Nur echt in blau-weiß!“ und werden versuchen dies für uns und alle Herthaner noch stärker in Szene zu setzen als bisher.
Harlekins Berlin ’98 im August 2016