Wenn die Alte Dame eins nicht kann, dann Aufstiege im Stadion feiern! Aber wenn sie eins kann, dann desaströs absteigen! Im Hinterkopf schwirren noch die schlimmsten Niederlagen der Bundesligasaison, die unerklärlichen Trainerverpflichtungen von Skibbe bis Rehhagel, die Relegation gegen Düsseldorf – alles um am Ende auch noch in einem peinlichen Klageverfahren vor dem DFB-Sportgericht zu verlieren. Als Herthaner wollte man das alles nur verdrängen und vergessen, es klappte aber nicht so recht! Die Abstimmung auf der Mitgliederversammlung, welche einen Einspruch und somit einen weiteren Gang vor das DFB-Gericht verhinderte, konnte eine erneute Chaossaison der Alten Dame weit nach dem letzten regulären Spieltag endlich beenden.
Die erste erfreuliche Wende sollte eben auf dieser Mitgliederversammlung geschehen, die Einführung der „Fahne Pur“ bei unserer Hertha. Ein überdimensionales Trikot nur mit der Fahne wurde an dem Abend präsentiert und man spürte seit langem mal wieder, was Arbeit und Engagement alles bewirken kann und nun Früchte trägt. „Fahne Pur“ haben wir erstmalig im Sommer 2010 als Initiative gestartet, zuerst mit vereinzelten Aktionen und kleinen Texten, um die Fanszene etwas zu impfen. „Fahne Pur“ sollte etwas Positives vermitteln und dabei sollte keinerlei Druck gegenüber dem Verein aufgebaut werden. Gespräche folgten, welche sehr konstruktiv waren und auch der Verein hatte schnell erkannt, dass die Identifikation mit der Fahne wichtig ist. So kam es, dass zur Saison die „Fahne Pur“ als offizielles Logo auf den Trikots eingeführt wurde, die Änderungen in Bezug auf Darstellung in der Öffentlichkeit und im Hause Hertha BSC selbst, Schritt für Schritt vorgenommen werden – ein Erfolg auf ganzer Linie. Zur nun folgenden Saison wird die Herthafahne, ohne den Kreis mit dem Doppelnamen, wieder das offizielle Vereinswappen!
Durch die Verpflichtung von Jos Luhukay als neuen Trainer von Hertha BSC kam erstmalig Ruhe in die Sommerpause, die aktive Fanszene selbst wusste auch nicht so genau, ob der zweite Abstieg in einem so kurzem Zeitraum sich nicht negativ auf die Entwicklung auswirkt. Hertha war gezwungen wieder den direkten Aufstieg in die erste Liga zu schaffen, den Druck konnte niemand nehmen. Aber mit einem Trainer, der nach den ersten drei Spielen ohne Sieg (2:1 Niederlage im DFB-Pokal in Worms, 2:2 Unentschieden zuhause gegen Paderborn, 3:1 Niederlage beim FSV Frankfurt) klare Worte auf der Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel in Frankfurt/Main fand, um die Mannschaft auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, wurde der Herthadampfer ins richtige Fahrwasser gebracht.
Aber nicht nur der Aufstieg allein sollte uns in dieser Saison beschäftigen, sondern auch Themen wie „12:12 – Ohne Stimme, kein Stimmung!“, eine Initiative aus den deutschen Fankurven, welche der Öffentlichkeit, dem DFB/DFL und auch den Vereinen deutlich machte, welche Macht und welche Einigkeit in den Kurven herrschen kann. Nachdem das erste Papier zum „Sicheren Stadionerlebnis“ veröffentlicht wurde, fand man sich schnell am Tisch mit der Vereinsführung, um unsere klaren Bedenken zu äußern und um deutlich zu machen, dass wir eine Ablehnung vom Verein erwarten. Dem kam Hertha auch nach, so dass wir kurz darauf, sowohl am offiziellen Vereinstermin, als auch am Termin der Fanszenen teilnahmen, um unser Anliegen hier voran zu bringen. Es folgte unsererseits eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Themen sowie die Vorbereitung verschiedenster Aktionen. Es wurden extra Plakate angefertigt, welche in Zusammenarbeit mit den Ultras von Union Berlin in der Stadt und in den Stadien der beiden Vereine plakatiert wurden. Zudem wurden Flyer im Stadion verteilt, sowie eine kleine Choreo mit der Plakataktion zum Heimspiel gegen den 1. FC Köln angefertigt. Auch die zwölf Minuten und zwölf Sekunden Schweigen über mehrere Spieltage vor dem 12. Dezember 2012 brachten eine besonders gespenstische Wirkung ins Rund des Olympiastadions, sowie in die Gästeblöcke der jeweiligen Stadien. Am Aktionsspieltag selbst in Paderborn wurde mit der Fanszene aus Paderborn gemeinsam eine Demo organisiert, welche vom Bahnhof bis zum Stadion führte. Abgerundet wurde der Tag durch die erfolgreiche Tennisballaktion unter dem dem Motto „Tennispublikum? Nicht mit uns!“, welche zu einer Spielunterbrechung führte und dadurch auch in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Somit konnten wir nochmal deutlich machen, was wir vom gewünschten Tennispublikum in den deutschen Fußballstadien halten. Leider nutzten alle Anstrengungen und sämtliche Aufklärungsarbeit nichts, denn die Vereinsvertreter von Hertha BSC stimmten den meisten Anträgen im zweiten Entwurf des „DFL-Papier“ zu. Ein bitterer Tag für unsere Fanszene! Leider ist auch der Elan der Fanszenen an den Themen von „12:12 – Ohne Stimme, kein Stimmung!“ dran zu bleiben, mit dem schwindenden Medienrummel gewichen. Wir fordern die deutschen Ultra- und Fanszenen auf die Arbeit fortzusetzen. Die Bedrohung unserer Kultur ist währenddessen nämlich nicht geschwunden. Mit dem Bündnis „ProFans“, bei dem wir uns einbringen, gibt es die ideale Grundlage sich dauerhaft – bei den Verbänden und in der Öffentlichkeit – für unsere Ziele einzusetzen. Es geht unserer Meinung nach darum, mehr zu leisten als „nur“ Protest.
Eine besondere Bedeutung sollten in dieser Zweitligasaison die regionalen Duelle mit dem FC St. Pauli, der Eintracht aus Braunschweig, dem 1. FC Union und auch Dynamo Dresden haben. Schließlich haben wir bei Spielen in der 1. Bundesliga keine ernstzunehmenden Rivalen aus unserer Region und haben selbst in der neuen Saison lediglich vier Auswärtsspiele (VfL Wolfsburg, Eintracht Braunschweig, Hannover 96, Hamburger SV) mit einer Entfernung unter 400 Kilometern zu bewältigen. Da hatte die letzte Saison auch aus Sicht auf die gegnerischen Fanszenen wesentlich mehr zu bieten, als viele Spielzeiten zuvor in der 1. Bundesliga. Hatte man nach den letzten Derbys gegen Union in der Saison 2010/2011 noch die Hoffnung, nicht mehr auf den „Kultverein aus Köpenick“ treffen zu müssen, kam der Tag des Stadtderbys schneller als man denken konnte. Um auch der Mannschaft die Bedeutung dieser Spiele zu verdeutlichen, gab es vor den beiden Derbys jeweils einen Besuch der beiden Vorsänger nach dem Abschlusstraining in der Mannschaftskabine. Tat man das vor dem Hinspiel in Köpenick noch mit Worten, so sollte zum Rückspiel ein Video mit Zusammenschnitten vom Spiel und aus dem Gästeblock für die richtige Motivation sorgen. Einige Tage vor dem Derby in Köpenick gab es bereits erste Auseinandersetzungen in der Stadt, am Spieltag selbst blieb es aber weitestgehend ruhig. Rund 700-800 Herthaner und einige Freunde aus Karlsruhe trafen sich am Nachmittag im traditionell blau-weiß-gestreiften Trikot an Herthas alter Heimstätte, dem Gesundbrunnen. Die zur Verfügung gestellte Sonderbahn der Polizei hatte man bewusst abgelehnt, sollte diese uns schließlich zum weit entfernten Bahnhof Spindlersfeld bringen. Zu bemängeln bleibt der viel zu kleine Gästeblock in Köpenick, nur ca.1.300 Herthaner konnten somit an der wohl emotionsgeladensten Stimmung der letzten Jahre auf unserer Seite teilhaben, welche nicht nur aus dem genialen Führungstreffer von Ronny resultierte. Trotz aller Verbote seitens Union wurde eine kleine Choreo mittels angefertigter blau-weißen Balkenschals durchgeführt, dazu rundete ein blau-weißes Spruchband mit der Aufschrift „BERLIN“ die ganze Aktion ab. Ein perfektes Wochenende!
Zum Rückspiel sollte sich das Verhältnis zwischen beiden Ultraszenen weiterhin zuspitzen. Für lange Nächte sorgten dabei aber nicht nur die Choreovorbereitungen, denn jeden Abend waren Herthaner im Stadtgebiet unterwegs. Die Nachtpatrouillen bekamen allerdings weniger zu sehen als erwartet. Zwar wurden Unmengen an übermalten Hertha-Graffitis gesichtet, dafür gab es dieses Mal aber keine Barfuß-Fetischisten im Wedding zu bestaunen. Und auch im Ostteil der Stadt wurde selbst am Derbywochenende weit und breit keine Gruppe von Union gesichtet. Anders sah es dann erwartungsgemäß am Spieltag aus, auf Unionseite wurde sich vor dem Spiel am Breitscheidtplatz versammelt, was natürlich bereits Tage vorher die Bullen und Presse nervös machte, da der Platz im Schatten der Gedächtniskirche mit Sicherheit nicht zum Union-Territorium gehört. So konnte jeder selbst wenn er nicht am Treffpunkt war, jegliche Berichterstattung per Live-Ticker oder per Radiobericht live mitverfolgen. Auf unserer Seite traf sich die Ultraszene mit etwa 150 Leute ebenfalls in Kudamm-Nähe und zog dann ohne weitere Vorkommnisse am frühen Nachmittag zum Treffpunkt am Bahnhof Zoo. Im Olympiastadion wurde dann eine riesige Blockfahne über die gesamte Ostkurve präsentiert, wobei das Motto „Hertha, Hertha, du ganz allein… Sollst der Stolz von Spreeathen sein!“ der Choreo aus einem alten Herthalied stammt. Wochenlange Arbeiten und palettenweise Sprühdosen steckten in dieser Blockfahne und dem dazu passenden Spruchband. Die Stimmung war an diesem Tag auf unserer Seite nicht wie gewünscht, jedoch wesentlich besser als beim letzten Derby-Heimspiel. Die Ostkurve samt Oberring zogen gut mit und ließen die Erwartung steigen, allerdings weckte der frühe Rückstand nach wenigen Minuten unschöne Erinnerungen. Am Ende hatte man doch noch einen Grund zum Feiern, denn Ramos und Ronny drehten das Spiel in der zweiten Hälfte und retteten somit wenigstens noch einen Punkt gegen den Rivalen aus Köpenick.
Keine drei Wochen nach dem Derby in Köpenick stand schon das erste Spiel gegen Dresden auf dem Plan. Heimspiel gegen Dresden bei englischer Woche und trotzdem wusste wir, dass es alles andere als ruhig zugehen würde, da man seitens Dynamo immer mit einer großen Anzahl rechnen musste und auch für sie das Spiel scheinbar eines der Highlights der Saison sein sollte. In der Nacht vor dem Spiel kursierten dann Gerüchte, dass Dresdner in der Stadt sein sollen. Am Ende blieb es, wie so oft, bei den Gerüchten. Am Spieltag selbst gab es eine kurze Auseinandersetzung am Parkplatz in Osttornähe, sonst sollte sich der Rest des Spieltags eher ruhig gestalten. Im Stadion selbst war höchste Alarmbereitschaft, verschieden Bereiche wurden mit Trennzäunen abgesperrt und auch sonst waren Unmengen an Zivis, Ordnern und Bullen unterwegs. Der Auftritt der Ostkurve an diesem Abend war einer der besten in dieser Spielzeit und somit hatten wir auch kaum Probleme uns gegen etwa 11.000 Dresdner durchzusetzen: Laut, brachial und emotional. Gemeinsam mit den Ultras aus Dresden wurde eine gemeinsame Spruchbandaktion durchgeführt: „Der Fussball Braucht Meinungsfreiheit!“ Sowohl in der Ostkurve, als auch im Gästeblock war dieser Spruch zu lesen, wobei jeweils die Anfangsbuchstaben der ersten drei Wörter für den Adressaten farblich gekennzeichnet wurden. Hintergrund ist folgender: Der DFB nahm in den vergangenen Wochen Ermittlungen gegen Vereine auf, deren Fans sich kritisch dem Verband gegenüber geäußert hatten und drohte mit weiteren Strafen, wenn solche Spruchbänder nicht vom Heimverein unterbunden werden.
In der Rückrunde stand dann das Spiel in Dresden an und der Andrang auf die Karten war erwartungsgemäß enorm. Nur etwa 2.500 Herthaner konnten Karten erwerben, ein Schicksal welches wir bei allen Spielen in der näheren Umgebung haben. Die Anreise mit Zug verlief etwas chaotisch, denn ursprünglich wollte die Ultraszene mit einem normalen Regio anreisen, während die restlichen Herthaner einen Entlastungszug nutzten. Die Regionalbahn war allerdings absolut überfüllt und wurde zudem kurz vor Dresden gestoppt. Der Entlastungszug wurde umgeleitet und sammelte die Regio-Fahrer ein, um dann mit einem kompletten Zug in Dresden einzufahren. Zum Einlauf der Mannschaften gab es auf unserer Seite einen Geburtstagsgruß nach Karlsruhe inklusive blauer Rauchdosen, sowie vereinzelten Fackeln. Highlights suchte man im Spiel vergeblich, trotzdem entwickelte Sich ein Duell auf Augenhöhe zwischen den beiden Fanszenen. Der Nachteil bei uns war der eher aktionsarme Nebenblock, welcher sich nur selten am Support beteiligte. Nach Abpfiff wurde das Chaos auf dem Busparkplatz von einem Teil spontan genutzt um zu Fuß zum Hauptbahnhof zu laufen. Rund 150 Herthaner schafften es aus dem Gästekäfig, der Großteil wurde jedoch nach kurzer Zeit eingekesselt und eine kleinere Gruppe wurde etwas weiter entfernt von Dresdnern angegriffen.
Grundsätzlich blieb die Alte Dame natürlich nicht von den Montagsspielen verschont, wodurch insgesamt sieben Mal die Stadien mit unserer „Herthafans gegen Montagsspiele!“-Fahne beflaggt wurde. Aber auch an Freitagsansetzungen sollte es diese Saison nicht mangeln, acht Stück an der Zahl durften wir live erleben. Zählt man noch die Spiele der „Englischen Woche“ dazu, wurde die Hälfte der Saison unter der Woche ausgetragen, ein Zustand der sich alles andere als fanfreundlich gestaltet. Das ein oder andere interessante Spiel stand selbstverständlich in der abgelaufenen Saison noch auf dem Plan und soll nicht unerwähnt bleiben. Das Spiel in Braunschweig brachte ebenso große Vorfreude in die Hertha-Familie, ist das letzte Aufeinandertreffen doch wieder schon acht Jahre her. Wobei die Erinnerung an das Eigentor von Madlung im DFB-Pokal 2004 noch so nah sind, als wäre es letztes Jahr gewesen. Die Behauptungen er hätte dafür genügend Schmerzensgeld von der Cafe King-Combo erhalten, halten sich immer noch hartnäckig. Mit der Absicht auch mal in Braunschweig ganz in Ruhe ein Bier trinken zu können, machte sich einen stattliche Anzahl Herthaner bereits in der Nacht auf dem Weg und sollte zu früher Stunde auf einen größeren Haufen Rostocker treffen. Zum Spiel selbst gab es im Gästeblock eine kleine aber doch gelungene Aktion mit blau-weißen Luftballons und dank des Einsatzes der Fanbetreuung wurde die geforderte Abgabe der Personalien für Schwenkfahnen zurückgenommen, dementsprechend ansehnlich war der Gästeblock dann mit jeglichen Fahnen geschmückt.
Zum Spiel beim FC St. Pauli entschloss sich ein gemischter Haufen aus der Herthaszene bereits am Vortag anzureisen, um den Kiez ein wenig zum Leben zu erwecken. Im Laufe der Nacht kam es dann zu einem kurzen Aufeinandertreffen mit einigen Einheimischen. Am Morgen selbst traf die Ultraszene sich bereits früh an einer Kneipe in der Nähe des Stadions, was selbst den Bullen gar nicht schmeckte, da sie einfach noch nicht wach genug waren um die Busse einzusammeln und zum Gästeblock zu bringen. Den größten Auftritt an diesem Tag sollte allerdings der Sicherheitsbeauftragte vom Fanverein Nr. 1 haben. Stand er am Anfang fauchend allein vor dem Zaun und drohte mit Stadionverboten für das Aufhängen von Zaunfahnen, schickte er danach wutentbrannt eine Hundertschaft in den Innenbereich, die mit Androhung der Blockstürmung das Vorhaben durchsetzen wollten. Jedoch schien ihnen der Fokus der Kameras zum Spielbeginn doch zu sehr auf sie gerichtet, so dass das Anbringen einiger Fahnen zum Anpfiff nach kurzem hin und her geduldet wurde.
Nicht unerwähnt bleiben sollten zwei Aktionen bei denen sich die Bullen und auch der Ordnungsdienst nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Wenn man in München spielt, scheint es inzwischen Usus zu sein, dass gerne mal Buskontrollen durchgeführt werden, dumm gelaufen wenn das Fortbewegungsmittel der Ultraszene eben kein Bus ist. So kam es, dass in penibelster Feinheit ein Bus eines normalen Fanclubs durchsucht wurde, welcher dadurch mal die bittere Erfahrung machen musste, wie es uns sonst ergeht. Ist es eh schon lästig in München überhaupt Gastfan zu sein, wird es beim Material ganz ekelhaft. Ewige Diskussionen und Auseinandersetzungen waren die Folge, wobei der Großteil der Materialien im Tumult bereits im Block verschwand. Am Ende jedoch zückte der Oberchef ganz seiner Manneskraft entsprechend noch eine Säge und kürzte einige PVC-Stangen von 1,60 Meter auf korrekte 1.50 Meter. Zum Saisonabschluss sollte das letzte Auswärtsspiel in Köln stattfinden. Eine Stadt bei der die Staatsmacht derzeit seine eigenen Regeln und Gesetze hat. Ein Großteil der Ultraszene von Hertha war mit 9ern unterwegs und feierte bereits am Samstag in Karlsruhe den Aufstieg des KSC. Unterstützt von einem Bus mit Ultras aus Karlsruhe machte man sich auf den Weg Richtung Domstadt. Da am Vorabend eine Festnahme von ca. 300 Nürnbergern in Düsseldorf zu verzeichnen war und die Zivis einen Bus mit Problemfans meldeten, beschloss man in Köln die Gästebusse der Ultras aus Berlin zu kontrollieren. Da wir jedoch mit 9ern unterwegs waren und trotz Kolonne dies die Bulle nicht checkten, nahmen sie kurzerhand den Bus aus Karlsruhe hoch. Die Begründung selbst war natürlich eine Farce, jedoch führte sie dazu, dass durch zu wenige Eingänge am Stadion und der ewigen Warterei wegen der Kontrollen der Bullen, die Ordner vorm Gästeblock von einem Teil des Haufens überrannt wurden.
Unsere jährliche Sammelaktion „Spendet Becher- Rettet Leben!“ fand in der abgelaufenen Saison beim Heimspiel gegen Sandhausen statt, auch wenn fantechnisch bei dem kleinen Verein nicht das größte Mitreisepotential vorhanden ist, beteiligten sie sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten. Erstmalig kamen auch die Spieler mit dem Wunsch auf uns zu, sich bei der Aktion zu beteiligen. So kam es, dass die bei diesem, alles entscheidenden Spiel für den Aufstieg getragenen Trikots die Wochen darauf versteigert wurden. Mittels dreißig Sammeltonnen und unzähligen Spendendosen waren wir an diesem Tag, unterstützt durch die anderen Ultragruppen und vielen Helfern aus der Fanszene, im ganzen Stadionbereich unterwegs. Es ist schön anzusehen, mit welcher Selbstverständlichkeit diese jährlich wiederkehrende Sammelaktion angenommen wird. Am Ende des Tages konnten wir knapp 15.000 Euro nur aus Becherpfand als Spende verzeichnen, sowie rund 5.000 Euro an Geldspenden. Mit den versteigerten Trikots der Mannschaft und einer kleinen Aufrundung durch Hertha BSC konnten wir beim nächsten Heimspiel 26.000 Euro an die Institution „Berliner Herz“ überreichen. Die Übergabe des Spendenchecks war aber nur ein Highlight beim Heimspiel gegen Aue, denn erstmalig wollten wir uns recht spontan daran versuchen, dass Herthaner sich noch weitläufiger im Olympiastadion an der Unterstützung beteiligen. So entschloss man sich im Spiel das obligatorische Einhaken mit Hüpfeinlage, welches vor dem Einlaufen der Mannschaft erfolgt, per Megaphon Richtung Gegengerade zu übertragen, was durchaus gut funktionierte. Beim letzten Heimspiel gegen Energie Cottbus sollte dies nun geschlossen vor dem Einlaufen erfolgen und das gesamte Stadion noch mehr mit einbezogen werden. So kam es, dass per Stadionmirko alle Herthaner aufgefordert wurden, in der Hoffnung, dass so Berührungsängste in den anderen Blöcken überbrückt werden. Auch das klappte perfekt und so entwickelte sich ein imposantes Bild und eine die Erwartungen übertreffende Lautstärke im Olympiastadion, bei der sich selbst die Vereinsführung auf den VIP-Plätzen zum Mitmachen angesprochen fühlte. Den endgültigen Aufstieg feierten wir im Anschluss an das Spiel zusammen mit unseren Freunden aus Karlsruhe uns Strasbourg auf dem höchsten Punkt Berlins und genossen den Abend bei perfektem Sonnenwetter, kalten Getränken und heißem Grillgut.
Zum Ende der Saison haben wir jedoch zwei große Rückschritte in Bezug auf unseren Verein zu verzeichnen. Zum einen ein gelb-orangenes Ausweichtrikot für die kommende Spielzeit, welches sich weit ab von unserer geforderten „Identifikation“ befindet. Zum anderen die Überraschung, dass Hertha BSC in der Sommerpause bei einem Testspiel gegen RB Leipzig antreten wird. Jegliche Gespräche und Forderungen daraufhin blieben leider erfolglos, obwohl unser Standpunkt zu solchen Vereinen der Geschäftsführung klar ist. Der ohnehin schon umstrittene Herr Preetz hat einen Vertrag unterschrieben, den er nicht mehr rückgängig machen kann oder will, da halfen auch unsere Forderungen in verschiedenen Gesprächen, sowie die große Abneigung zu diesem Testspiel auf der letzten Mitgliederversammlung nichts.
Abgerundet wird die Saison durch uns wie gewohnt mit dem „Remember Benny-Cup“, ein Fußballturnier, welches in Gedenken an unser verstorbenes Mitglied Benny ins Leben gerufen wurde. 28 Mannschaften treten auch in diesem Jahr an, um gemeinsam den Tag zu verbringen, an Benny zu erinnern und nebenbei eine stattliche Summe für „Deutsche Stiftung gegen Leukämie“ zu sammeln.