Wer von uns hätte gedacht, dass diese Saison mit Hertha BSC noch schlimmer werden würde, als in der letzten Abstiegssaison schon erlebt? Wohl niemand, wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Dabei fing alles so gut an, im Pokal zogen wir in Meuselwitz locker in die zweite Runde und starteten trotz Heimniederlage gegen den FCN relativ gut punktend in die Hinrunde, wobei der Sieg beim amtierenden Deutschen Meister zu Recht als Highlight zu bewerten ist. Danach kam die Mannschaft nicht mehr wirklich in die Gänge, verursachte mehrere dünne Punkteteilungen trotz Führung und das Bündnis zwischen Trainer und Geschäftsführung brach. Am Ende des Jahres 2011 standen wir eigentlich sicher mit 20 Punkten im Mittelfeld der Tabelle und waren durch Siege in Essen und zu Hause gegen den FCK nach elendig langer Zeit wieder im Viertelfinale des Pokals vertreten.
Doch dann schüttete der Fußballgott mal wieder alles Schlechte über uns aus, was man sich vorstellen kann, denn Nachfolger Skibbe floppte mit Ansage und sechs Niederlagen am Stück. Im Viertelfinale war gegen Gladbach eigentlich etwas mehr drin, doch wurde Hertha – durch krasse eine Fehlentscheidung vom Schiedsrichter – um den Lohn ihrer Arbeit gebracht. In Stuttgart setzte es eine 0:5-Klatsche und durch des unwürdigen Auftritts der Spieler bedient, besuchten wir das Training am nächsten Tag, bei dem es zu einer Aussprache zwischen Fanszenevertretern und den „Profis“ kam, mit dem Tenor, gemeinsam alles für den Klassenerhalt zu tun. Diesbezüglich machte die Berliner Journaille mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten und log, dass 200 Fans das Training gestürmt hätten, was jedoch umgehend von Hertha BSC richtig gestellt wurde.
Auf der Trainerbank nahm nun die Legende Otto Rehhagel Platz, doch auch er schaffte es nicht, die Spieler auf den Abstiegskampf einzustellen, denn wir verloren wirklich jeden Vergleich gegen die direkte Konkurrenz und konnten am Ende froh sein, dass Köln und Lautern noch unfähiger als unsere Spieler waren, so dass Hertha am letzten Spieltag mit einem Sieg gegen Hopps Konstrukt glücklich auf den Relegationsplatz landete. Dort bekam es Hertha mit Fortuna Düsseldorf zu tun und vergeigte gleich das Heimspiel, selbstverständlich nach Führung. Im Rückspiel liefen die Spieler letztendlich auch nur hinterher und der Rest ist Geschichte, der Herthas schlechten Ruf in Fußballdeutschland weiter befeuerte, und den zweiten Abstieg in Folge trotz mehrerer „letzter Patronen“ im Revolver der Geschäftsführung besiegelte.
Nach einem Jahr gegen zweitklassige Szenen galt es sich nun wieder im Spieltagsgeschäft mit den vermeintlich großen Vereinen zu beweisen. Dabei konnte man trotz bescheidener Heimauftritte noch 53.448 Zuschauer im Schnitt begrüßen und in der Heimstimmung konnte die Ostkurve lautstärketechnisch ein paar Glanzpunkte gegen Stuttgart, den beiden Pokalheimspielen sowie am letzten Spieltag setzen. Zudem gelang es uns die Unterstützung für Hertha spielbezogener zu gestalten, wodurch teilweise die Kreativität und Abwechslung in den Gesängen litt. Auswärts zeigte sich der Hauptstadtpöbel ziemlich reisefreudig und zeigte auch in der Ferne seine Qualitäten trotz mieser Auftritte der Spieler. Aktionsmäßig starteten wir mit der bis dahin größten Choreo in unserer Kurve gegen Nürnberg in die Liga, dazu kam noch eine Aktion in Hannover für unsere Heimat Berlin, sowie kleinere Aktionen zur „Fahne pur“-Thematik – sowohl auswärts wie daheim, bzw. einer Größeren beim Heimspiel gegen Leverkusen. Pyrotechnisch wurde auswärts in Stuttgart, Lautern und Dortmund etwas geboten, dazu noch die entgleiste Aktion beim Relegationsrückspiel. Fast nebenbei erreichten wir, dass unsere Kurvengänger zu jedem Heimspiel sich mit Zeitungsschnipseln und Klorollen selbst eindeckten und unser Kurvenbild weiter verbesserten.
Der Dialog mit dem Verein verlief weiter in guten Bahnen und so konnten wir erreichen, dass in der „Fahne pur“ Diskussion ein großer Fortschritt erzielt werden konnte, der in der nächsten Zweitligasaison auf unseren Trikots zu bewundern ist. Aber auch in der eigenen Szene wurde weiter Aufklärung betrieben, um ein letztendlich nachhaltiges Traditions- und Selbstbewusstsein unter den Herthafans zu erschaffen. Außerdem konnte der Förderkreis Ostkurve seine Mitgliederzahlen weiter ausbauen auf mittlerweile 1350 Mitgliedern.
Als Profans-Vertreter organisierten wir außerdem den Fankongress am 14./15. Januar im Berliner Kosmos. Von Fans selbst organisiert, auf dem zusammen mit anderen wichtigen Entscheidungsträgern in Workshops, Referaten und Podiumsdiskussionen darüber gesprochen werden sollte, welcher Fußball in der Zukunft vorstellbar ist und welche Rolle Fans in diesem spielen werden. Eigentlich könnte man von einem positiven Fazit ausgehen, wenn die Medienratten nicht nach den Ereignissen im Relegationsspiel die zigste totale Berichterstattung aufgeführt hätten, bezüglich der „schlimmsten Gewalt im deutschen Fußball seit Bestehen der Menschheit“, wo doch glatt behauptet wurde: Der Dialog zwischen Verband und Fans, wie von Fanvertretern gefordert, hätte nichts gebracht und nun müssen drakonische Strafen her. Zum Glück hat sich seit dem Fankongress die Schar der gemäßigten Pressevertreter etwas erhöht; die nicht nur differenzieren können, sondern auch die Rolle der Medien in der Gewaltdiskussion hinterfragen, sodass sich Personen, wie der Kinderpuppen abfackelnde Kerner selbst zum Gespött der Leute machten, mit ihren abstrusen Forderungen und Angstmalereien gegenüber uns Ultras.