Notizen 2018/19

VfB Stuttgart – Hertha BSC 2:1

Tore:
0:1 Mittelstädt (38.),
1:1 Gomez (64.),
2:1 Gomez (76.)

Zuschauer: 47.680

Zum Spiel:
„Unnötig und vermeidbar“, so stand es nach dem Spiel auf der Homepage unserer Hertha. Warum man gegen einen erschreckend schwachen VfB Stuttgart in der zweiten Halbzeit so leichtfertig die Punkte herschenkt, bleibt ein Rätsel! Beide Mannschaften spielten keine ansehnlichen Fußball, doch Herthas Defensive stand in der ersten Hälfte solide und die Angriffsbemühungen der Schwaben endeten meistens mit Flanken, die Torhüter Jarstein problemlos abfangen konnte. Erst kurz vor der Pause ging unsere Hertha dann in Führung. Ibisevic ließ den Ball nach einem Doppelpass mit Selke durch und der freistehende Mittelstädt konnte ungestört vollenden.

Nach der Pause sah es erst so aus, als würde das Spiel wie im ersten Abschnitt weiterlaufen, bis Hertha das Fußballspielen immer mehr einstellte. Dadurch kamen die Stuttgarter vermehrt zu Möglichkeiten und erzielten durch Gomez in der 64. Minute den Ausgleich. Der VfB nahm nun mehr Fahrt auf und konnte das Spiel knapp zehn Minuten später sogar zu seinen Gunsten drehen. Hertha hatte keine Antwort mehr parat und auch die Wechsel von Trainer Dardai verpufften wirkungslos. Stuttgart sicherte sich durch den Sieg wichtige Punkte im Abstiegskampf, Hertha verpasste es durch die Niederlage sich im oberen Drittel der Tabelle festzusetzen.

Herthaner uff Achse:
Im Vorverkauf gingen nur knapp 1.500 Karten in Berlin über den Ladentisch, doch am Ende war der Gästeblock doch noch recht gut gefüllt. Insgesamt rund 2.000 Anhänger unterstützten Hertha in Stuttgart, ein großer Teil davon waren Herthafans aus dem Süden und auch der ein oder andere Karlsruher fand sich im Neckarstadion ein. Doch aus Berlin war, zu mindestens aus unserer Sicht, die Unterstützung nicht zufriedenstellend. Besonders für einen unbeliebten Kontrahenten und die Anstoßzeit um 15:30 Uhr an einem Samstag, sollte Herthas Fanszene andere Maßstäbe setzen.

Überraschenderweise legte der Block aber gut los. Solidarisch zeigten wir uns vor Spielbeginn mit den Stuttgarter Ultras, die bei ihrem letzten Auswärtsspiel in Mönchengladbach auf eine Gruppe Einheimischer getroffen waren. Nach einer Kontrolle der Bullen wurden rund 80 Stuttgarter nach Hause geschickt, welche an diesem Spieltag mal eben von der Polizei Stuttgart mit Aufenthaltsverboten belegt wurden. Ohne Anhörung, ohne Verurteilung – Ausgesperrt in der eigenen Stadt! Dazu prangte bis zum Spielbeginn ein „Gegen alle Aufenthaltsverbote!“ vor unserem Block. Ein zweites Spruchband im Block richtete sich an die Freunde aus Strasbourg, deren Stadt wenige Tage zuvor Opfer eines Anschlags geworden war und wir ihnen damit Durchhaltevermögen aussprechen wollten: „Reste forte Strasbourg!“ Ausgestattet mit zahlreichen Schwenkfahnen hinterließen wir einen guten optischen Eindruck in der ersten Halbzeit und legten auch nach dem Tor nochmal in Sachen Lautstärke zu.

Die zweite Halbzeit zeigte dann leider erstaunlich viele Parallelen zum Auftritt unserer Mannschaft auf dem Rasen. War der Block am Anfang noch wirklich bemüht, wurde die Beteiligung, Lautstärke und der Wille immer schwächer und spätestens mit dem Ausgleich und dem kurz darauf folgenden Rückstand war der Support einem Totalausfall nahe. Bis auf ein paar wenige Versuche, war das ein absoluter Reinfall und unserer Stadt und unserem Verein nicht würdig! Die zweite Halbzeit starteten wir mit einem Spruchband in Richtung Cannstatter Kurve: „Geiziger Schwabe sucht Bazitracht und Tagebuch!“, womit zum einen auf ein Spruchband der „Schwaben Kompanie Stuttgart“ reagiert wurde und zeitgleich die ständigen „Bazitrachten“-Spruchbänder der Cannstatter auf den Arm genommen wurden.

Heimkurve:
Die Heimkurve unter Führung des „Commando Cannstatt“ hatte, wie schon geschildert, an diesem Tag mit 80 Aufenthalts- und somit auch Stadionverboten zu kämpfen und zeigte sich daher schon vor dem Anpfiff solidarisch mit den Betroffenen aus der eigenen Kurve. Über dem zweiten Teil der „Commando Cannstatt“-Fahne hing ein „Ausgesperrt!“ und auch im weiteren Verlauf des Spiels gab es zahlreiche Spruchbänder für die eigenen Leute und gegen die Bullen.

Optisch machte die Kurve durchaus einen guten Eindruck, nur akustisch war die erste Hälfte erschreckend schwach. Man könnte meinen die Kurven hätten nach dem Seitenwechsel, simultan zu den Leistungen ihrer Mannschaften, die Rollen getauscht. Denn die Cannstatter Kurve legte im zweiten Abschnitt einen guten Auftritt hin und zeigte ab dem Ausgleich ihr Können. Auch wenn die Außenbereiche nur selten mitgezogen wurden, kamen nun immer wieder Gesänge im Gästeblock an. Zu Gast bei den Stuttgartern war eine Abordnung der „Szene E“ aus Reutlingen und eine Gruppe aus Kaiserslautern mit einer kleinen Hooligan-Fahne über der Stuttgarter Zaunfahne des „0711 Squad“.