Notizen 2023/24

Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf 2:2

Tore:
1:0 Tabakovic (30.),
1:1 Johannesson (44.),
2:1 Scherhant (45.+1.),
2:2 Tzolis (50. FE.)

Zuschauer: 42.902

Ein Spieltag wie jeder andere, wäre allen wohl am liebsten gewesen. Ein Spieltag wie viele andere vorher, an den man sich in ein paar Monaten nicht mehr erinnert hätte. Aber das war er leider nicht, sondern ein Trauertag, der in Fußball-Deutschland seinesgleichen sucht.

„The Show must go on“, so auch bei diesem ersten Hertha Spiel nach dem tragischen Tod von Kay. Der Tag begann mit einem Marsch vom Theodor-Heuss-Platz, vorbei an Kays letzter Wirkungsstätte – der Hertha-Geschäftsstelle – und den Trainingsplätzen, vor die Ostkurve. Den Schätzungen nach nahmen etwa 7.000 bis 10.000 Menschen am Trauermarsch teil, wovon jeder auf seine Art von Kay Abschied nehmen wollte. Am Kopf des Marsches fanden sich hinter einer „In tiefer Trauer um Kay“-Fahne viele alte Weggefährten von Kay ein, die ihn teilweise seit knapp 30 Jahren kannten.

Im Oberring vor der Ostkurve war ein mehrere Meter großes Foto von Kay angebracht in Blickrichtung zum Osttor, wo seit Dienstag eine Art Gedenkort mit hunderten Kerzen, Blumen und Botschaften entstanden war, der sich im Laufe des Tages um ein vielfaches vergrößerte. Auch im Stadioninneren war die Trauer allgegenwärtig. Schwarze Folien bedeckten die Fahnenplätze im Unter- und Oberring, auf das Unterhaltungsprogramm wurde selbstredend verzichtet. Stattdessen lief leise Musik, die Mannschaft kam in schwarzen Shirts mit der Aufschrift „Wir Herthaner in tiefer Trauer“ zum Warmmachen und die Anzeigetafel war in schwarz-weiß gehalten. Vor dem Spiel wurden dort Bilder von Kay aus seiner Zeit als Ultrà sowie als Präsident gezeigt.

Vor der Kurve stellten wir auf der Laufbahn das alte Vorsänger-Podest von Kay auf, legten dort unseren Kranz für ihn nieder, dazu sein altes Megafon, ein Foto sowie ein Grablicht. Zum „Nur nach Hause“ zeigten wir die Fahne „In Gedenken an Kay Bernstein“. Anschließend folgte eine herzzerreißende Rede vom Stadionsprecher Fabian von Wachsmann und die Schweigeminute, welche so still war, dass das Abbrennen der Fackel, die wir auf dem Vorsängerpodest für Kay zündeten, in weiten Teilen des Stadions hörbar war.

Dem Großteil der Ostkurve war nicht nach Anfeuerungen der Mannschaft und Lieder singen zumute, weshalb es im Laufe des Spiels auf der Heimseite weitestgehend ruhig blieb. Neben vielzähligen Trauerspruchbändern und Plakaten im Stadion zeigten wir das Spruchband „Wir gießen deinen Baum mit unseren Tränen, in unseren Herzen wirst du ewig leben!“ und nahmen damit Bezug auf den Baum, an dem der Trauermarsch vorbeiführte und der von Kay vor der Geschäftsstelle gepflanzt wurde.
Ein weiteres Spruchband von HM‘03 lautete: „Ultra der ersten Stunde, Herthaner bis zur letzten. Dein Einsatz für den Verein unvergessen! Ruhe in Frieden Kay!“. Viele weitere Spruchbänder wurden aufgrund von Kays Tod im viel zu jungen Alter von nur 43 Jahren in der 43. Minute hochgehalten. Eine Vielzahl der aktiven Gruppen der Ostkurve sowie etliche Fanclubs verdeutlichten ihre Trauer mithilfe von Spruchbändern.

Eine Woche vor Kays Tod erreichte uns bereits eine schreckliche Nachricht, denn Carsten, ein treuer Herthaner aus der Fanszene, starb ebenfalls unerwartet und viel zu früh im Alter von nur 45 Jahren. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigten wir das Spruchband „Ruhe in Frieden Carsten!“, außerdem wurde von seinen Freunden mit einem Plakat „Mach´s jut Dicker – Herthaner für immer!“ und seinem Trikot an ihn gedacht.

Nach dem Spiel kam die Mannschaft mit unserer „In tiefer Trauer um Kay“-Fahne vor die Kurve und erhielt warmen Applaus sowie ein paar danksagende Worte für die heutige Leistung nach dieser schwierigen Woche. Bedanken möchten wir uns ebenfalls bei den Anhängern von Fortuna Düsseldorf für die Anteilnahme und den rücksichtsvollen Umgang am heutigen Tage.

Etwa 4.000 Gästefans pilgerten heute ins Olympiastadion und verzichteten vor dem Spiel sowie in den ersten Spielminuten auf Gesänge, eine ursprünglich geplante Choreografie wurde komplett abgesagt. Zur Schweigeminute wurde im Gästeblock der Spruch „Ein anderer Fussball ist möglich! In Gedenken an Kay Bernstein“ gezeigt. Im weiteren Verlauf wurde der organisierte Support aufgenommen, welcher zwar jederzeit im Stadion hörbar war, es kam uns jedoch so vor, als ob der Großteil der Gäste heute aufgrund der Ereignisse ebenfalls nicht in der Verfassung war, sich dauerhaft am Support zu beteiligen.

Wie anfangs erwähnt, „The Show must go on“, denn Fußball gespielt wurde auch…
In der ersten Halbzeit hatten die elf Herthaner auf dem Platz eigentlich alles im Griff, man ging in Führung, hatte weitere gute Möglichkeiten, einen Pfostentreffer und hätte die Führung ausbauen müssen, aber wie so oft erzielten die Gäste kurz vor der Pause mit dem ersten Torschuss den Ausgleich. Kurz darauf war das Glück wieder auf unserer Seite, denn ein ungenauer Abschlag vom Gästetorwart in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, landete direkt bei Youngster Scherhant, der die Chance nutzte und die erneute Führung erzielte.
Die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag, denn unser Verteidiger Kempf verursachte innerhalb weniger Minuten gleich zwei Elfmeter. Der erste ging rein und bedeutete den erneuten Ausgleich zum 2:2. Der zweite Elfer, nur vier Minuten später, wurde neben das Tor geschossen. Im weiteren Verlauf waren eigentlich nur noch die Gäste am Drücker und waren drauf und dran, das dritte Tor zu erzielen, aber am Ende blieb es beim Unentschieden.