Notizen 2023/24

FC Sankt Pauli – Hertha BSC 2:0

Tore:
1:0 Saliakas (16.),
2:0 Hartel (44.)

Zuschauer: 29.546

Zum Spiel:
Dieses Saisonspiel als das vielleicht schlechteste Spiel unserer alten Dame zu betiteln, trifft es wohl am besten. 18:4 Torschüsse für den FC Sankt Pauli, von Herthas Torschüssen ging kein einziger direkt aufs Tor. Die Mannschaft bot allen Zuschauern, vor allem in der ersten Halbzeit, einen grausamen Auftritt. Kreativität im Spielaufbau und vor allem der Willen um Zweikämpfe aus den letzten Wochen waren nicht zu sehen. Daher war es von Spielbeginn an nur eine Frage der Zeit, bis Sankt Pauli in Führung gehen sollte, was letztendlich sehr unglücklich durch einen abgefälschten Schuss aus dem Rückraum in der 16. Minute geschah. Auch infolgedessen kam das Team von Pál Dárdai nicht in die Gänge. Nach diversen weiteren Chancen fiel dann kurz vor der Pause das 2:0 durch Marcel Hartel: ein Fernschuss, den Gersbeck zwar erst spät sah, der aber bei weitem nicht unhaltbar schien.

Zur zweiten Halbzeit wechselte Hertha dreifach aus. Eine große Leistungssteigerung mit 100% Torchancen konnte jedoch nicht verzeichnet werden. Man merkte, dass unsere Alte Dame im zweiten Durchgang besser stand, was aber auch daran lag, dass Sankt Pauli die Offensiv-Power aus dem ersten Durchgang nicht mehr voll durchzog. Schlussendlich endete das Spiel 2:0 und öffnet viele Baustellen für die kommende Trainingswoche und vor dem kommenden Spiel gegen Gelsenkirchen.

Herthaner Uff Achse:
Über 3.000 Herthaner fanden an diesem Sonntag den Weg zum Millerntor. So gestaltete sich die Anreise abermals variabel mit Bus, Bahn oder Auto. Viele Herthaner machten sich am Vortag im Fortgang des Spiels unserer Freunde aus Karlsruhe gegen Kiel in und um Hamburg breit und verbrachten dort ihren Abend. Die aktive Fanszene schlug schon früh unweit des Kiezes an einer Kneipe auf, ehe es an diesem sonnigen Tag mit einem Spaziergang über die Reeperbahn unter Polizeibegleitung zur nächsten Kneipe und anschließend zum Stadion ging.

Nach einer gut koordinierten Einlasssituation im Gästeblock angekommen, wurde wie auch über die gesamte Saison schon der Block vollständig mit Zaunfahnen und den Berlin-Fahnen beflaggt. Eine Besonderheit hierbei war eine erstmals verwendete Stangenkonstruktion für die „Wir sind der Verein“-Fahne, die den Steh- vom Sitzplatzbereich trennte. Zum Einlaufen wurden etwa 150 kleine und mehrere große blau-weiße Herthafahnen über den Block verteilt. Dazu wurde in optischer Anlehnung an die Pokalkriegerfahne ein einfaches „Hertha BSC“-Spruchband in den Hertha-Farben gezeigt. Gemeinsam mit mehreren weißen Rauchtöpfen hinter der Fahne – die leider nicht völlig optimal im Unterring verteilt waren und links neben dem Spruchband eine Lücke ließen – und blauen Rauchminen die aus dem Sitzplatzbereich geschossen wurden, waren unseren Farben im Stile der Herthafahne, oben blau und unten weiß für einen Moment zu sehen. Mit dem guten Bild der Aktion sind wir zufrieden.

Nachdem sich der Rauch gelichtet hatte, konnte in die Partie gestartet werden, ehe sich rasch der Unmut bei vielen Herthanern einschlich. Der Spielverlauf färbte hier zu sehr auf unsere Leistung auf den Rängen ab. Vereinzelte Lieder konnten wir zwar phasenweise gut rausschmettern, jedoch erreichten wir leider bei so einem wichtigen Spiel nicht die Lautstärke wie bei vergangenen Auswärtsspielen in dieser Saison. Erst zum Spielende zeigte der Gästeblock wieder ein besseres Gesicht und konnte noch einmal etwas auf leben, wodurch ein lautstarkes „2. Liga tut so weh, scheiß egal BSC“ auch für die Heimkurve zu hören war. Ansonsten ist der Auftritt stimmungstechnisch nicht als gut zu bewerten. Schade, denn gerade im Angesicht von schwachen Leistungen auf dem Rasen kann eine gute Kurve ihr Potenzial zeigen. Das gelang uns heute nicht. „1892“ kommentierte die bereits in den Vorwochen aufkommende Thematik mit fragwürdigen Polizeieinsätzen per Spruchband: „Niemals Freund, niemals Helfer – Alle Bullen sind Schweine!“.

Heimkurve:
Der Heimbereich, wie immer ausverkauft, stellt bei Sankt Pauli die Besonderheit dar, dass es nicht nur in der Südkurve einen Stimmungskern rund um Ultrà Sankt Pauli gibt. Auch direkt neben dem Gästeblock kommt es mehrfach zu einer erhöhten Mitmachquote und die Gegengerade schaltet sich hin und wieder ebenfalls in die Supportbemühungen ein. Phasenweise konnte so gute Stimmung mit Wechselgesängen und weiteren Liedern erzeugt werden. Ein Hexenkessel im gesamten Stadion wurde jedoch nicht entfacht. Eine Weiterentwicklung der Südkurve zum letzten Gastspiel oder den Gastauftritt unserer Freunde aus Karlsruhe in Hamburg ist nicht zu erkennen. Wenn die anderen Tribünen nicht mitziehen, bleibt die Südkurve trotz 5 Vorsängern akustisch blass und kann nicht bis zum Gästeblock durchdringen.

Zum Einlaufen zeigte die Südkurve rund um USP ein Intro unter dem Motto: „Ultrà has no gender“. Auf einer kleinen am Netz hochgezogenen Fahne waren mehrere Frauen mit Bezug zur Ultràszene des FC Sankt Pauli abgebildet, auf dem Spruchband zur Aktion waren dutzende in die Luft gereckte Fäuste zu sehen. Ebenfalls wurden, wie bei Sankt Pauli üblich, die obligatorischen Konfettishooter und Luftschlangen in allen Teilen des Stadions verwendet.

In der 43. Minute zeigte USP ein Spruchband mit der Aufschrift: „Ultras sterben nie!“. Dies war unter anderem für unseren verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein, wofür sich der Gästeblock mit Applaus bedankte. Anschließend folgten in der Halbzeit viele Spruchbänder zu allen möglichen Themen und Demos u.a. wurde Freiheit für die Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette gefordert. Zu Gast bei USP waren an diesem Tag Ultras des FC Bayern München (Schickeria), Hapoel Tel Aviv (Ultras Hapoel) sowie Werder Bremen (Infamous Youth), allesamt mit Zaunfahne. Zusätzlich waren einige Ultras aus Babelsberg zu Besuch.