Notizen 2022/23

Hertha BSC – SV Werder Bremen 2:4

Tore:
0:1 Ducksch (6.),
0:2 Ducksch (27.),
0:3 Duksch (51.),
0:4 Weiser (63.),
1:4 Ngankam (68.),
2:4 Lukébakio (79.; FE)

Zuschauer: 74.667

Zum Spiel:
Nach nur drei Minuten hatte Hertha die erste Chance auf den Führungstreffer. Lukébakio scheiterte allerdings aus knapp 10 Metern Entfernung am Bremer Schlussmann Pavlenka. Der Auftakt sah also ganz gut aus, doch leider war es das dann auch schon mit Offensivaktionen in der ersten Halbzeit. Stattdessen gingen die Gäste von der Weser keine 5 Minuten später durch Ducksch in Führung. Auch danach ging es nur nich in eine Richtung und Ducksch erhöhte in der 27. Minute vollkommen unbedrängt per Kopf und auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit hatten die Gäste so einige Chancen, die sie jedoch ungenutzt ließen.

Trainer Dardai wechselte zur Halbzeit gleich dreimal aus, doch auf dem Feld ging es weiterhin nur in eine Richtung und nach wieder nur 6 gespielten Minuten erhöhten die Bremer auf eine Drei-Tore-Führung. Wieder hieß der Torschütze Ducksch. Ngankam erkämpfte sich wenige Minuten später die Riesenchance auf den Anschlusstreffer, scheiterte jedoch wie schon Lukébakio zu Spielbeginn an Pavlenka. Die Antwort auf dieses Fünkchen Hoffnung hatten die Gäste parat und nach einem katastrophalen Abstimmungsfehler zwischen Rogel und Christensen netzte Ex-Herthaner Mitchell Weiser zum vierten Mal für die Gäste ein. Die Treffer von Ngankam und Lukébakio konnten nicht mehr ändern, dass dieses unfassbar wichtige Spiel im Abstiegskampf von einer kampf-, willen- und strukturlosen Mannschaft hergeschenkt wurde.

Ostkurve Hertha BSC:
Bereits ab 10:30h versammelten sich mehrere Tausend Herthaner am Theo, um von hier gemeinsam zum Olympiastadion zu ziehen. Insgesamt sollte der Tag im Zeichen der Geschlossenheit der Ostkurve stehen. Gemeinsam ging es hinter der “Wir sind der Verein”-Zaunfahne zum Stadion. Auf dem Marsch wurde der sportlichen Situation angemessen auf zur Feierei einladende Gesänge verzichtet, dennoch rauchte und qualmte es wie üblich ununterbrochen bis zur Ankunft am Olympiastadion. Als Reaktion auf die unterirdische Leistung der Mannschaft in den letzten Wochen und vor allem im Abstiegsknaller gegen Gelsenkirchen in der Vorwoche ließen wir die Kurve bis kurz vor Anpfiff frei. Stattdessen prangte der Spruch “Zerreißt Euch endlich für Hertha BSC!” über der leeren Ostkurve, während die Mannschaft sich warmmachte. Die Aktion klappte sehr gut und die Kurve blieb weitestgehend frei, ohne dass hierbei auf Zwang für die Kurvengänger gesetzt wurde. Anschließend startete die Ostkurve mit Unterstützung der angrenzenden Bereiche lautstark in die Partie und konnte trotz des aussichtslosen Unterfangens auf dem Rasen bis zum zweiten Gegentreffer eine gute Lautstärke halten und auch bis zum Pausenpfiff war das akzeptabel.

Mit dem dritten Gegentor und dem wieder einmal zahnlosen Auftritt der Spieler hatte sich die Motivation dann aber endgültig gelegt. Das Spruchband “Zerreißt Euch endlich für Hertha BSC!” wurde wieder ausgeklappt, eine weitere Botschaft hatten wir heute nicht mehr zu senden. Im Verlauf der Partie wurden einige Spruchbänder in der Ostkurve gezeigt: “Staatsanwaltschaft KA: Hände weg vom Fanprojekt!” – In Karlsruhe hat die Staatsanwaltschaft die Sozialarbeiter des Fanprojekts vorgeladen und will diese zu einer Aussage in einem Verfahren wegen des Einsatzes von Pyrotechnik zwingen. Dieses Vorgehen stellt einen Tabubruch dar und führt vielen Fanszenen vor Augen, dass das Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter ein großes Problem in der Nutzung der Fanprojekte und im Umgang mit deren sozialpädagogischer Arbeit mit Fußballfans darstellen kann.

“Windhorst, 777 & Co. – 50+1 = Der Verein entscheidet!” (HB`98)
“Hopfen und Malz sind nie verloren – Kämpfen Wertz!” (HB`98)
“Gehälter kürzen für Topverdiener – Dann reicht es auch für Kuchen & Wiener!” (RDC `12) – Hertha hat angekündigt, dass es aus Kostengründen keine kostenfreie Verpflegung mehr auf Mitgliederversammlungen geben wird. Die Ragazzi della Curva sehen an anderen Stellen sinnvolleres Einsparpotenzial.

Zu Beginn der zweiten Hälfte wurde ein Herthaner durch die Ostkurve verabschiedet. Kutte blieb unserer alten Dame über Jahrzehnte hinweg treu. Dementsprechend wurde ihm das Spruchband “Die Welt gesehen, Hertha trotzdem geliebt” im Oberring gewidmet, wo an seinem Platz eine Fackel als letztes Licht für ihn gezündet wurde. Vor der Kurve prangte der Spruch “Ha Ho He – Ruhe in Frieden, Kutte!” und eine Gedenkfahne hing über unserer Zaunfahne. Leider ist Kutte somit der nächste Todesfall in der Generation der Alt-Herthaner in dieser Saison. Unterstützung erhielten wir am heutigen Tag von einem größeren Haufen Phönix Sons und einer Abordnung der Ultra Boys 90 aus Strasbourg!

Gäste:
Die Gäste aus Bremen hatten sich für diesen Tag einiges vorgenommen. Es gab einen Treffpunkt an der Messe, zu dem einige der Bremer Ultragruppen aufgerufen hatten. Von hier zog der Gästehaufen mit einer großen Masse im Bogen um das Messegelände und über die Heerstraße zum Südtor. Im Stadion waren es über 20.000 Zuschauer, die den Grün-Weißen die Daumen drückten, unter anderem waren auch Ultra Sankt Pauli und die Grazer Sturmflut bei den Bremern zu Gast.

Der Gästeblock startete mit einer kleinen Choreo in die Partie. Der Spruch “Auf geht’s Grün-Weisse!” wurde von Fähnchen im Streifenmuster und einer kleinen Blockfahne mit dem eigenen Vereinslogo begleitet. Trotz des einseitigen Spielverlaufs gelang es den Bremern kaum, die große Masse in ihren Support einzubinden, sodass der akustische Auftritt bis auf ein paar Ausreißer bei Bremer Evergreens und Schlachtrufen nicht großartig in Erinnerung bleiben wird. Sicherlich war es kein schlechter Tag des Gästeblocks, doch viel mehr als bei den üblichen Gastspielen im Olympiastadion konnte man trotz der großen Masse nicht herausholen.