Traditon statt Kommerz

Gibt es etwas beim Fußball was nicht vermarktet wird? Existieren noch die wahren Werte dieses Sports? Für die heutige Gesellschaft ist die Vermarktung und Ausschlachtung des Fußballs zu gängig geworden ohne wirklich zu erkennen was passiert, denn es ist in vielen Bereichen des Alltags zum Normalzustand und selbstverständlich geworden, so dass man es für einen natürlichen Prozess des Lebens in der Wirtschaftswelt ansieht. Doch Fußball ist kein Wirtschaftsprodukt, welches veränderbar ist und man formen kann. Es ist ein Volkssport bei dem die Vereine durch ihre Geschichte und ihrer Tradition geprägt sind, welche man nicht streichen oder vermarkten kann, ohne dass diese Werte verloren gehen, welche uns Verbundenheit und Zugehörigkeit zum Verein bieten.

Unsere Fahne - Unser Verein

Unsere Fahne – Unser Verein

Fußball ohne entsprechende Gelder und Sponsoren ist in der heutigen Zeit utopisch, denn er kann nicht allein von Luft und Liebe existieren. Es ist nicht das Geld welches den Fußball zerstört, sondern dass man sich dem Geld ohne Einschränkungen hingibt. Doch er lebt auch von Atmosphäre und der Emotionalitäten der Anhängerschaft, welches jedoch zunehmend unterdrückt und in den Hintergrund geschoben wird. Es scheint dies ist nur noch eine Nebensache, denn das lukrative Geld winkt woanders.

Wir gehen nicht ins Stadion um unterhalten zu werden, sondern um bedingungslos unsere Mannschaft auf dem Rasen anzufeuern. Jedoch wird kontinuierlich versucht aus uns eine Ware zu machen. Der traditionelle Sport mit den größten Zuschauerzahlen hat sich mittlerweile zum begehrten Milliardengeschäft entwickelt. Das wachsende Interesse von Medien und Wirtschaft führt täglich dazu, dass im Fußball jegliche verwertbare Rechte vermarktet werden um ihn zu finanzieren, denn für die Vereine sind das inzwischen entscheidende Geldquellen. Es werden Unternehmenslogen und Business Seats eingerichtet, Blöcke bzw. ganze (traditionelle) Stadien werden nach Sponsoren benannt. Dort werden Flyer verteilt mit „Verhaltensregeln“ in denen beschrieben ist, wie der Besucher sich in der entsprechenden Situation auf dem Platz zu verhalten hat, wann er jubeln muss und wann er bei einer Laola mitmachen soll. Dem Besucher wird damit die Freiheit genommen die wahre Atmosphäre und ehrlichen Emotionen zu erfahren und kennen zu lernen, denn es wird ihm künstliche Stimmung aufgedrückt. Doch der Verein hat meistens darüber nicht einmal Kenntnis, weil es ihn nicht interessiert!

Ein Stadion ist heute nicht mehr das wozu es dienen sollte, heute sind es Multifunktions-Arenen die aus Baukästen in den Boden gestampft und hochgezogen werden. Fürstliche Logen werden errichtet und die modernste Technik eingebaut. Welche Freiheiten haben wir Fans dort noch? Können wir das Fansein überhaupt noch ausleben? Dank der UEFA werden nur noch Sitzplatzstadien errichtet und dabei regelrechte Käfige für die Gästefans gebaut. Traditionelle Fahnenplätze müssen Werbebanden weichen, jegliches Fanmaterial wie Fahnen und Choreographische Mittel werden verboten und mit Sicherheitsbedenken begründet. Doch für Sponsoren mit den entsprechenden Geldern sind solche Sachen unbedenklich.

Euer Dank nur Verbote

Euer Dank nur Verbote

Immer mehr Einnahmen werden bei den Vereinen durch Fernsehrechte und Werbung erzielt, der Absatz der Eintrittskarten spielt im „Wirtschaftsprozess“ der Vereine schon lange keine Hauptrolle mehr. Die Terminierung der Spiele richtet sich inzwischen hauptsächlich nach den Interessen der TV-Sender. Alle Europacup-Spiele werden live übertragen und damit entsprechend nacheinander angesetzt, damit auch alle Spiele gezeigt werden können, denn nur so fließen die Gelder der Werbepartner. Was sieht man dann am Bildschirm? Nur noch Werbung und Gewinnspiele, jegliche Spannung und Stadionstimmung wird unterdrückt, denn das ist für die Medien und Wirtschaft nicht das Entscheidende. Durch die Aneinanderreihung aller Spiele kommt es dazu, dass Wochentags Spiele um 15 Uhr angepfiffen werden. Es ist dabei egal, ob es uns möglich ist unseren Verein im Stadion live zu sehen, es interessiert nicht, ob das Stadion nur eine Auslastung von 30 % hat, denn der Fan ist den Machern egal. Geld belebt die Konten, keine Fans!!

Der Fußball wird heute nicht mehr als Ereignis mit einem freien Publikum gesehen, welche für den Verein einstehen und diesen repräsentieren, sondern er wird als Veranstaltung einer Kommerzmaschinerie verstanden. Wappen und Vereinsfarben werden verändert, da es sich nach den Gesichtspunkten des Marketings so besser verkaufen lässt, Tradition zählt nicht mehr. Trikotfarben werden immer abenteuerlicher und man muss oftmals zweimal hinschauen, welches Team auf dem Platz das eigene ist.

Das Recht der freien Meinungsäußerung ist nicht mehr gegeben und wird vom Verein mit Füßen getreten. Alles was Kritik über den Verein beinhaltet und aus ihrer Sicht nicht fördernd für das Image ist, wird versucht zu unterbinden und verboten.

Unsere Meinung könnt ihr nicht abschalten!

Unsere Meinung könnt ihr nicht abschalten!

Es liegt in unserer Hand gegen diese Entwicklung anzukämpfen und nicht klein bei zu geben. Uns wird hier der Lebensraum genommen, den wir zum Ausleben des Fanseins benötigen – wie die Luft zum Atmen. Wir lieben unseren Verein, kämpfen und stehen für ihn ein, doch ist es auch unser Recht als Fan, Mitglied und damit Teil des Vereins die notwendigen Freiheiten zu haben, um all unsere Verbundenheit und Liebe auch ausdrücken zu können.

Harlekins Berlin ´98 – im November 2007