Handy statt Schal?!?

Unzählige Generationen haben ihn schon mit ins Stadion genommen. Viele verschiedene Fanbewegungen hat er überstanden und er zählt auch heute noch zum absoluten Muss für einen Stadionbesuch. Es gibt ihn in den verschiedensten Größen, Formen und Materialien und die Farbwahl definiert sich immer über die Vereinsfarben. Die Rede ist vom Fanschal. Er bildet auch heute noch eines der wichtigsten Elemente einer jeden Fanszene, denn über ihn drückt man seine besondere Verbindung zum Verein und zur eigenen Fangruppe aus.

Unsere Hertha läuft ein, die Hymne schallt durch das weite Rund und die Ostkurve erstrahlt in den Farben Blau und Weiß. Was vor nicht alt so langer Zeit selbstverständlich war, scheint heute nur noch einen Teil der Kurve zu interessieren, denn viele tragen leider keinen Schal mehr. Hinzu kommt noch ein großer Anteil an sinnlosen „Scherzartikeln“ a la Verona Feldbusch, Jägermeister oder Ultras on Tour. Dass diese Schals absolut keinen Bezug zu Hertha BSC haben interessiert anscheinend nur die wenigsten der Träger. Dabei war das Angebot an guten Herthaschals wohl nie größer als heute. Wollschals, Balkenschals, Webschals und sogar Seidenschals, für die wärmeren Jahreszeiten, sind mittlerweile fester Bestand im Stadion-Fanshop und an den Buden vor dem Olympiastadion geworden. Lasst diese schöne Tradition nicht aussterben, der Schal gehört ebenso ins Stadion wie das Bier, die Zaunfahnen und der Ball.

Handy statt Schal

Ein weiteres Phänomen der aktuellen Zeit sind die schon fast unerträglich gewordenen Fotohandys. Ganze Blöcke in der Ostkurve sind während des gesamten Spiels damit beschäftigt Gesänge aufzunehmen bzw. mit den integrierten Kameras zu filmen. Minutenlang werden die kleinen Kameralinsen in der Gegend geschwenkt um sich später dann an der Stimmung zu ergötzen, ohne jedoch wirklich aktiv daran mitgewirkt zu haben. Ebenso fragwürdig ist die Entwicklung, dass minutenlang der Vorsänger auf Video gebannt werden muss. Wo bitte besteht der Sinn darin? Das Internet wird momentan von schlechten Videos aus den Kurven überschwemmt, doch jeder Filmer ist auch ein potenzieller Stimmungskiller, denn supportet wird von den Machern der Kurzclips fast nie. Vielleicht sollten gerade einige Jüngere über denn Sinn und Unsinn dieser Handyfilmerei nachdenken und sich mehr in Bezug auf das gesamte Kurvenleben engagieren. Beim nächsten Spiel einfach mal das Handy in der Tasche lassen und lieber den Herthaschal in die Luft strecken, lautstark ins „Nur nach Hause…“ einstimmen und dann für 90 Minuten Vollgas geben!

Harlekins Berlin ´98 – im November 2007