Für den Erhalt der traditionellen Eintrittskarte!

Die Vereine versprachen während der Pandemie, dass die durch das Virus nötig gewordenen Maßnahmen mit dem Ende der Coronaverordnungen wieder aufgehoben werden. Die Maßnahmen waren unter anderem die Schließung der Tageskassen und die ausschließliche Vergabe von Print@Home- bzw. E-Tickets sowie andere lang gehegte Träume von Sicherheitsfanatikern wie die Personalisierung von Eintrittskarten, auf denen unser Hauptaugenmerk lag. Das Versprechen der Vereine wurde nicht gehalten und auch nach mehr als einem halben Jahr nach unserer Rückkehr in die Stadien hat unser Verein die Maßnahmen nur teilweise und in Einzelbereichen gar nicht zurückgenommen.

Eintrittskarten sind teils noch immer mit dem Namen versehen, so standen zum Beispiel beim Auswärtsspiel in Braunschweig die Namen der Käufer auf den E-Tickets. Tageskassen gibt es bei Heimspielen und beietlichen Auswärtsspielen auch nicht mehr, was einen spontanen Stadionbesuch für viele Fans unmöglich macht. Zusätzlich gibt es weder bei Heimspielen noch bei Auswärtsspielen, traditionelle Eintrittskarten zu erwerben. Dass dies im deutschen Profifußball möglich ist, zeigen unter anderem Beispiele unserer Freunde aus Karlsruhe, welche bei ihren Spielen in Neustrelitz oder Hamburg traditionelle Eintrittskarten bekamen. Auch die Fans unseres letzten Gegners FC Augsburg erhielten bei all ihren Auswärtsspielen in dieser Saison(Leverkusen, Hoffenheim und Bremen) „richtige” Eintrittskarten. Und Aussagen aus Augsburg zufolge schlug das Ticketing von Hertha BSC sogar seitens des FCA angebotene traditionelle Eintrittskarten aus, sodass es für Gästefans nur E-Tickets gab. Die Idee von Hertha BSC, sogenannte Schmucktickets für zusätzliche 1 bzw. 2€ anzubieten, signalisiert zwar ein gewisses Umdenken, jedoch sollten traditionelle Eintrittskarten nicht für einen Aufpreis angeboten werden. Hier wünschen wir uns Wahlfreiheit: Wer mit einem E-Ticket zufrieden ist, soll dieses auch bekommen. Wer jedoch ein traditionelles Eintrittsticket haben möchte, sollte auch hierzu die Möglichkeit haben.

Das Argument von Hertha, Print@Home-Tickets seien nachhaltiger als traditionelle Eintrittskarten, ist unserer Meinung nach an den Haaren herbeigezogen. Auf ein A4-Blatt passt aktuell ein Print@Home-Ticket, welches ausgedruckt nach dem Spiel defintiv im Müll landet, da es keinen Erinnerungswert hat. Auf einen Druckbogen für traditionelle Eintrittskarten passten stets 4 Eintrittskarten. Man bekommt also auf ein Blatt viermal so viele Tickets, als wenn man sich das Ticket selbst zu Hause ausdrucken muss. Als Alternative könnten die Eintrittskarten auch auf recyceltem Papier gedruckt werden. Um nachhaltiger zu arbeiten, hat der Fußball viele andere Möglichkeiten. Beispielsweise muss das Flutlichti m Stadion bei einem Spiel um 15:30 Uhr nicht das ganze Spiel über angeschaltet sein, die Mannschaftsbusse müssen nicht regelmäßig leer durch Deutschland fahren, während die Mannschaft mit dem Kurzstreckenflug zum Auswärtsspiel reist, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Argument der Nachhaltigkeit im Kontext traditioneller Eintrittskarten ist also mehr als nur fadenscheinig, es ist unseres Erachtens faktisch gelogen! Hier wird Greenwashing mit vermeintlich unkomplizierten Änderungen betrieben, während größere Brocken zum Thema Nachhaltigkeit nicht angegangen werden. Mit dem schleichenden Ableben der traditionellen Eintrittskarten stirbt ein weiterer Teil des Fußballs, wie wir ihn alle lieben. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung des modernen Fußballs und weg von der Basis. Die traditionellen Eintrittskarten waren nicht nur Sammlerstücke einiger sammelbegeisterter Fußballfans, sondern sind auch Erinnerungsträger in einer immer schnelllebiger werdenden Gesellschaft.

Deshalb fordern wir:

  • den Erhalt der traditioneller Eintrittskarten
  • Öffnung der Tageskassen für Heim- und Gästefans
  • keine Personalisierung von Eintrittskarten

Für den Erhalt der traditionellen Eintrittskarte!


Harlekins Berlin ´98 im September 2022