Notizen 2022/23

Hertha BSC – 1.FSV Mainz 05 1:1

Tore:
1:0 Ngankam (18.,FE),
1:1 Ajorque (57.)

Zuschauer: 41.689

Zum Spiel:
Im sportlich schwierigen Heimspiel gegen die Rheinhessen hatte die erste Halbzeit nur einen sehr überschaubaren Unterhaltungswert. Insgesamt war Hertha minimal überlegen, Mainz trat offensiv überhaupt nicht in Erscheinung und normalerweise hätte die Partie nach 45 gespielten Minuten torlos pausieren müssen. Ein mehr als fragwürdiger Elfmeter für uns wurde jedoch durch Ngankam zur glücklichen Führung verwandelt. Kurz nach Wiederanpfiff hatte Florian Niederlechner die große Chance zum 2:0, verpasste nach einem Eckball am zweiten Pfosten aber knapp. So kam es wie es kommen musste und der Franzose Ludovic Ajorque verwandelte von der Strafraumgrenze zum Ausgleich für die Mainzer.

Die Gäste waren nun die spielbestimmende Mannschaft und drückten auf die Führung, aber auch unsere Alte Dame hatte Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden. In der 70. Minute köpfte etwa Kempf den Ball nach einer Ecke an die Latte, fünf Minuten später schoss der eingewechselte Lukébakio nur knapp am Pfosten vorbei. Dank Torhüter Christensen blieb es letztendlich bei der Punkteteilung, die am Ende weder Fisch noch Fleisch ist. Letztlich hilft aber jeder Punkt beim Saisonziel Klassenerhalt.

Ostkurve Hertha BSC:
Vor dem Spiel wurde hinter dem Fanwagen unter dem Motto „Hertha interregional“ etwas dafür getan, die zahlreichen Exilherthaner innerhalb der Bundesrepublik besser zu vernetzen und weitere Kontakte zu knüpfen. So kamen zahlreiche Herthaner verschiedenster Couleur aus allen Ecken des Landes und angrenzender Nachbarländer zusammen und auch ein Gefühl der Wertschätzung für die weiten Distanzen, die zu einem normalen Heimspiel regelmäßig abgespult werden, konnte erzeugt werden. Ein Dank geht auch an die Jungs und Mädels von Sprayathen, die für diese Aktion etwas enger zusammenrückten. Böse gesprochen war es das schon fast an positiven Aspekten an diesem Spieltag.

Abgesehen vom Spruchband zum Einlaufen der Mannschaften („Kontrollverlust fürs schnelle Geld – 50+1 nur noch auf dem Papier?! HB´98) gab es heute keine weiteren Tapeten in der Ostkurve. Die Gesänge waren heute sehr träge, es fehlte dauerhaft an Emotionen und Durchschlagvermögen, leider absoluter Standard und keinerlei Euphorie und Aufbruchsstimmung. Loben muss man die Ostkurve allerdings für ihr Verhalten rund um den Elfmeterpfiff nach VAR. Erst wurde gemeinsam mit den Gästen gegen den „Scheiss DFB“ gesungen, dann nach dem Treffer zum Großteil der Jubel verweigert. Egal ob wir in diesem Fall von der Entscheidung profitieren oder wie sonst eine Entscheidung gegen uns fällt: VAR abschaffen!

Gäste:
Rund 800 Gäste bevölkerten den Block am Marathontor und fanden sich hinter einer selbstgebauten Zaunfahnenkonstruktion wieder, an der die Fahnen der Ultraszene Mainz sowie mehrerer Kleingruppen ihren Platz fanden. Angetrieben von zwei Vorsängern und zwei Trommlern auf dem Podest, versuchten die Rheinhessen 90 Minuten ihren Verein anzutreiben. Akustisch kam nichts bei uns an, optisch war man mit mehreren Schwenkfahnen und Doppelhaltern schon besser aufgestellt. Zur strittigen Elfmeterentscheidung durch den VAR zeigte man die Zaunfahne „Reclaim the game – Videobeweis abschaffen“ und im weiteren Spielverlauf auch zwei Spruchbänder.

Das Spruchband „Seenotrettung unantastbar! Wissing du Heggebangert“ von der Ultraszene Mainz und Subciety richtete sich gegen die Pläne des Verkehrsministers Volker Wissing (FDP), der laut Entwurf Schiffe der Seenotrettung nicht mehr dem Freizeitbereich zuordnen möchte und dadurch enorme Kosten für die Seenotretter verursachen würde. Dadurch würden mutmaßlich zahlreiche weitere Menschen auf dem Meer den Tod finden. Der Begriff Heggebangert ist ein altes Wort aus dem mittelhochdeutsch und ist eine abwertende Bezeichnung für ein uneheliches Kind oder einen Straßenjungen, in Berlin würde man wahrscheinlich von einem „Bastard“ sprechen.

Ein zweites Spruchband auf Türkisch wurde mit weißer Schrift auf grün-rotem Hintergrund (in Kombination die Farben Kurdistans) gezeigt und lautete „Amedspor direnis demektir!“, was auf Deutsch „Amedspor bedeutet Widerstand“ heißt. Amedspor ist ein türkischer Fußballverein, der überwiegend von Kurden besucht und unterstützt wird. Der Verein wird immer wieder von anderen Vereinen und deren Anhängern angefeindet und auch der Staat geht mit viel Willkür und Repression gegen ihn vor. Das Spruchband der Mainzer durfte leider erst nach zähen Diskussionen mit unserem Ordnungsdienst ins Stadion, an dieser Stelle ist Hertha BSC also gefragt, die Situation für Gästefans weiter zu verbessern. Auch nach dem Spiel gab es mit übermotivierten Polizisten und Zivis Ärger am Gästeblock.