Notizen 2023/24

Hertha BSC – Karlsruher SC 2:2

Tore:
0:1 Zeefuik (ET, 10.),
1:1 Reese (29.),
2:1 Niederlechner (42.),
2:2 Jensen (81.)

Zuschauer: 58.851

Zum Spiel:
Nachdem Hertha schnell um ein Haar durch ein Eigentor in Führung gegangen wäre, kam der KSC zu mehreren Torchancen und konnte sich nach 10 Minuten in Front bringen. War es bei der Karlsruher Rettungstat noch gut gegangen, bugsierte Zeefuik auf unserer Seite den Ball ins eigene Tor. Relativ aus dem Nichts kam Hertha nach Flanke Winkler durch einen Kopfball von Reese zum Ausgleich, der nach seinem Treffer auch prompt in Richtung Ostkurve lief. Sehr ansehnlich bereitete Tabakovic dann das 2:1 vor. Mit der Hacke hielt er den Ball im Spiel und bereitete derart kunstvoll den Treffer von Florian Niederlechner vor, der zum ersten Mal in dieser Saison traf und ebenfalls sofort in Richtung Ostkurve stürmte, um sein Tor zu feiern. In vielerlei Hinsicht macht diese Mannschaft wirklich Spaß und es ist eine größere Bindung zwischen Fans und Team vorhanden als noch in den letzten Spielzeiten. Im Nachgang ließ Hertha noch einige hochkarätige Chancen liegen. Doch wie es so häufig ist, wenn man die Chancen vorne liegen lässt… Ernst konnte zunächst noch entschärfen, doch wenige Sekunden später war er nach einem doppelt abgefälschten Schuss machtlos. So trennten sich beide Teams mit einem 2:2-Unentschieden und teilten die Punkte.

Ostkurve Hertha BSC:
Der Spieltag sollte für viele Herthaner trotz der Anstoßzeit um 20:30 Uhr bereits am Vormittag beginnen. Um 11 Uhr war der Treffpunkt vor dem Bahnhof Charlottenburg ausgerufen worden, um den Karlsruher Sonderzug in Empfang zu nehmen. Aufgrund der mehrstündigen Verspätung des Zugs wurde der Treff kurzfristig abgeblasen, die Herthaner vor Ort informiert und das Fanfest in der Messe Berlin angesteuert. Mehrere Tausend Herthaner und Karlsruher verbrachten hier den Tag gemeinsam und stimmten sich auf das Spiel im Zeichen der Freundschaft ein. Das ein uns andere Mal wurde die Messehalle zum Beben gebracht. Letztlich müssen wir uns nur eine schlechte Vorbereitung der Getränkeverkäufe vorwerfen, denn Herthaner und Karlsruher mussten lange auf ihre Getränke warten.
Von der Messe ging es zum Theodor-Heuss-Platz und von dort im Rahmen eines großen Fanmarsches weiter zum Olympiastadion. Weit über 10.000 Herthaner und Karlsruher füllten die Heerstraße über mehrere Kilometer Länge und zogen von einigen Gesängen und viel Pyrotechnik begleitet zum Südtor und nachdem die Karlsruher das Stadion betreten hatten, weiter zu unserem Osttor.

Im Stadion war bereits ersichtlich, dass mehrere Hundert Herthaner am Vorabend die große Choreographie vorbereitet hatten und das erste Fahnenmeer von der Ehrentribüne bis ans Marathontor sollte bereits ein wahrhaftiger Gänsehautmoment sein und Lust auf mehr machen. Doch leider floppte die anschließende Choreo vollkommen, da müssen wir uns nichts vormachen. Die Idee der wandernden Logos scheiterte daran, dass die Blockfahne mit der Herthafahne an mehreren Stellen einriss und im Anschluss nicht mehr in dem Zustand war, über die Gegentribüne wandern zu können. Auch mit der KSC-Blockfahne gab es Probleme, sodass die Blockfahnen zwar vor der Ost- und der Marathonkurve ausgelegt wurden. Das vorherige Bild auf den Rängen entsprach aber weder der Idee noch unserem Anspruch und es ist somit die erste Choreo seit sehr langer Zeit, die bei uns vollständig in die Hose ging. Ob das jetzt heute besser oder schlechter war als sonst, dazu gehen die Meinungen auseinander. Wir haben die Choreo für unsere Karlsruher Freunde mitgemacht und in der Hinsicht haben wir es doppelt verkackt, da auch die Karlsruher Teil einer missglückten Choreo wurden, und das auch noch unverschuldet. Dennoch stand der Tag unter etwas geringerem Druck als Spieltage gegen manch anderen Gegner.
Die anschließende Stimmung musste sich wenigstens wirklich nicht verstecken und die Ostkurve war beseelt von dem Wunsch, sich von ihrer sangesfreudigen und lautstarken Seite zu präsentieren. Zudem konnten die Wechselgesänge zwischen Ostkurve und Gegengerade immer wieder noch ein paar Prozent mehr rauskitzeln. So etwa als sich beide Seiten zu “Gute Freunde kann niemand trennen” in einen regelrechten Rausch sangen und es immer und immer lauter wurde.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit warteten wir mit einer weiteren optischen Aktion auf. Die Blockfahne von unserer 130-Jahres-Choreo, die sich der Freundschaft zwischen Berlin und Berlins Freunden aus Karlsruhe widmet, wurde in der Kurve hochgezogen und dazu gab es vor der Kurve den Spruch “Eine Freundschaft, die nie vergeht!” zu lesen.

Die letzte optische Aktion folgte in der 70. Minute, als in der Ostkurve 120 weiße Fackeln auf der Mauer angerissen wurden. Zeitgleich erstrahlte auch der Gästeblock durch sehr viele gut verteilte Fackeln und beide Seiten sangen das Stadionverbotler-Lied, welches seinen Ursprung in Karlsruhe hat, sich aber auch bei uns großer Beliebtheit erfreut.
Das Ergebnis war am Ende ohnehin zweitrangig an diesem Tag, doch mit der Punkteteilung kann man in Anbetracht der Freundschaft ganz gut leben. Ob das jetzt den Vereinen sportlich großartig weiterhilft, sei mal dahingestellt. Die Mannschaft wurde noch kurz zum Punktgewinn beglückwünscht, ehe Ostkurve und Gegengerade sich noch einmal mit einigen Wechselgesängen bedachten. Für viele Herthaner endete der Tag dann in der Nähe des Bahnhofs Charlottenburg, nachdem die Karlsruher dorthin zur Abfahrt ihres Sonderzugs in die Fächerstadt begleitet wurden.

Gästefans:
Den ersten Dämpfer mussten ca. 800 Karlsruher Sonderzugfahrer am Morgen am Karlsruher Hauptbahnhof hinnehmen. Der Gegengerade-Express hing fest und ungefähr 4 Stunden Verspätung sollten sich ansammeln. Somit stand fest, dass die Sonderzugfahrer das Fanfest in der Messe nur kurz besuchen können würden. Viele andere Karlsruher waren anders angereist und hatten mehr vom Fest.
Der Sonderzug kam dann mit ordentlicher Verspätung in Berlin an und wurde am Bahnhof dennoch von vielen Herthanern, KSC-Fans und einer kleinen Abordnung der aktiven Gruppen der Ostkurve Hertha BSC erwartet. Über Westkreuz ging es dann zu Fuß zur Messe und zumindest noch für eine gute Stunde auf das gemeinsame Fest zur Einstimmung aufs Spiel. Von hier ging es auch für die Karlsruher im gemeinsamen Corteo zum Stadion.
Der übliche Gästeblock war heute Heimbereich, die Karlsruher standen mit weit über 4.000 Karlsruhern in Anlehnung an ihre alte Heimat auf der Gegengerade des Wildparkstadions im Oberring der Gegentribüne in den Blöcken 21 bis 24. Auch in anderen Blöcken hatten sich noch einige Karlsruher mit Karten eingedeckt Die große “Schlachtenbummler”-Zaunfahne wurde aufgehangen und über dieser hingen die vielen Gruppen- und Fanclubfahnen. Vor dem Unterring prangte groß der Spruch “Freiheit für alle Ultras in Haft – Alex und M. Haltet durch!”, mit dem zwei seit Monaten in Nürnberg in U-Haft sitzenden Karlsruher Ultras Kraft zugesprochen wurde. Alex und M., wir sind bei Euch!

Dass die Karlsruher gut drauf waren, konnte man das ein ums andere Mal gut hören und die Karlsruher konnten ihren melodischeren Stil mehrfach lautstark zum Besten geben. Ein paar Lieder wie zum Beispiel das noch recht neue “Wir schwenken unsere Fahnen und singen dieses Lied – Auf geht’s Karlsruher Sport Club, wir holen uns den Sieg!” nach dem Führungstreffer schepperten durchs Olympiastadion.
Der Support wurde immer wieder durch einzelne Fackeln angeheizt, was ein gutes Bild abgab. Dazu wurden auch etliche große Schwenkfahnen über den gesamten Gästeblock verteilt und dauerhaft eingesetzt. In der 70. Minute wurde wie schon oben erwähnt im Gästeblock und in der Ostkurve gemeinsam gezündet. Im Gästeblock waren die Fackeln hierbei sehr gut über den gesamten weitläufigen Gästeblock verteilt.
Nach Abpfiff wurde von beiden Fanszenen der Olympische Platz angesteuert, von wo es wiederum gemeinsam nach Charlottenburg ging. Der Karlsruher Sonderzug fuhr von dort ab, hatte jedoch auch auf der Rückfahrt noch Probleme und konnte ein weiteres Mal einige Stunden an Verspätung ansammeln, sodass der Spieltag für mehrere hundert Karlsruher erst gegen Mittag am Karlsruher Hauptbahnhof endete. Bis dahin dürfte wohl auch der letzte Berliner Kneipengänger längst in den Federn gewesen sein.