DFB 9-Punkte-Papier ist eine Kriegserklärung gegen alle Fußballfans

Das vom DFB vorgelegte 9-Punkte-Papier ist an Populismus und Realitätsferne kaum zu übertreffen. Kollektivstrafen sollen weiter zementiert und alle Fußballfans in Deutschland einer völlig überzogenen und falschen „Gerichtsbarkeit“ des DFB unterworfen werden.

Dazu erklärt die Fanhilfe Hertha B.S.C.: „Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie man gemeinsam mit den bekannten Fanverbänden einen für alle Seiten konstruktiven Dialog auf Augenhöhe realisieren kann, verfasste man lieber erneut, ohne Not einen Plan, welcher die ohnehin schon bestehen Gräben zwischen Verband und Fans weiter vertieft.

Ein Papier, in dem der Einsatz von Pyrotechnik auf dieselbe Sanktionsstufe mit Rassismus, Gewalt und diskriminierende Äußerungen gehoben wird, ist die Tinte nicht wert. Völlig planlos werden Dinge miteinander vermengt, die inhaltlich rein gar nichts miteinander zu tun haben. Eine differenzierte Betrachtungsweise fehlt vollkommen. Der DFB macht es sich sehr einfach und wertet damit gleichzeitig rassistisches Verhalten in den Stadien zu einem Delikt wie jedes andere ab. Diese Gleichmacherei lehnen wir entschieden ab.

Ebenso darf die Rechtmäßigkeit der Umlage von Verbandsstrafen, wie im 9-Punkte-Papier gefordert, stark bezweifelt werden. Demnach müssten einzelne Personen die „Gerichtsbarkeit“ des DFB ausbaden. Denn diese bemisst die Strafe des Vereins anhand von zwei Kriterien: zum einen an dem Maß der Vorwerfbarkeit dem Verein gegenüber und zum anderen an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Vereins. Zwei Kriterien, die rein gar nichts mit dem einzelnen Fan und seiner Fähigkeit die Strafe zu tragen zu tun haben. Darüber hinaus wird die Rechtsstaatlichkeit unterlaufen, wenn dem Beschuldigten, wie vorliegend, nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich zu den Anschuldigungen zu äußern bzw. die Strafe zu akzeptieren oder eben abzulehnen. Denn das übernimmt ja der Verein für ihn, welcher die Strafe akzeptiert und diese sich dann zurückholen können soll.

Kommen die Forderungen des 9-Punkte-Papiers zur Umsetzung, werden die Stadien zu vollständig überwachten Räumen ausgebaut. Denn die Formulierung „die Tataufklärung und Täterermittlung müssen immer möglich sein“, nimmt keine Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte von unbeteiligten Dritten. Gerade mit Blick auf die aktuellen Diskussionen zur ansatzlosen Massenüberwachung durch ausländische Nachrichtendienste zeigt sich, dass diesem Papier jeglicher Realitätsbezug fehlt.

Mit der Maßgabe, Zuschauerteilausschlüsse „in einen dynamischen Prozess Schritt für Schritt und in der Folge bis hin zu teilweisen oder vollständigen Zuschauerausschlüssen“ weiterzuentwickeln, begibt sich der DFB auf den Weg einer dauerhaften reduzierten Zuschauerzahl in den deutschen Fußballstadien. Mit solchen Verfahrensvorschlägen werden die undifferenzierten und völlig überzogenen Kollektivstrafen weiter zementiert und unbescholtene Fußballfans zu Opfern einer immer populistischer agierenden Selbstjustiz des Deutschen Fußballverbandes.“

Fanhilfe Hertha B.S.C. – im Juli 2014