Am Donnerstag, den 21. März 2013, sind bei einer großangelegten Übung der Bundespolizei am Berliner Olympiastadion zwei Hubschrauber kollidiert. Ein Mensch starb – vier weitere wurden teilweise schwer verletzt. Simuliert werden sollte der Einsatz gegen Hooligans. ProFans Hertha B.S.C. kommentiert das tragische Ereignis:
Um eines von vornherein klarzustellen: Ein Mensch ist gestorben – das bedauern wir sehr. Nichts liegt uns ferner, als hämisch darauf zu reagieren. Trotzdem, oder gerade deshalb, wollen wir den Vorfall aus fanpolitischer Perspektive kommentieren. Immerhin mutet es grotesk an, dass nach all den teilweise hysterischen Debatten um Hooligans, Pyrotechnik und sichere Stadionerlebnisse Deutschland nach Adrian Maleika (Fan von Werder Bremen, starb 1982 nach einer Attacke von HSV-Fans) und Mike Polley (Fan vom BFC Dynamo, starb 1990 durch Schüsse eines Polizisten) tatsächlich wieder einen „Fußballtoten“ zu beklagen hat. Der Tote Pilot ist dabei nicht etwa durch Hooliganismus, Pyrotechnik oder dergleichen ums Leben gekommen, sondern Opfer einer von Polizeigewerkschaftern, Politikern und Teilen der Medien geschürten Sicherheitshysterie geworden.
Denn nach all den Berichten zum Tathergang drängt sich uns der Eindruck auf, dass die Bundespolizei im Zuge der Sicherheitsdebatte beim Fußball hier ein kleines Spektakel inszenieren wollte, zu dem die geladenen Pressevertreter die passenden Bilder liefern sollten. Warum sonst werden drei (!) Hubschrauber und insgesamt 400 Einsatzkräfte eingesetzt, um im Berliner Schneetreiben eine gewalttätige Auseinandersetzung mit Hooligans an einem S-Bahnhof zu trainieren? Wir wissen nicht, was sich die Einsatzleiter von einem Hubschraubereinsatz gegen randalierende Fans an einer S-Bahnstation versprochen haben, eine solche Einsatzstrategie lehnen wir jedoch entschieden ab. Wir wollen uns auch nicht ausmalen was hätte passieren können, wenn statt der 400 Polizisten vor Ort die 30.000 Zuschauer eines Heimspiels von Hertha BSC anwesend gewesen wären. Das Risiko eines solch übertriebenen Hubschraubereinsatzes mit mehreren Helikoptern – das zeigt leider der traurige Unfall – ist nicht zu unterschätzen.
Wir fordern von der Polizei, sich vom hysterischen Geschrei der Scharfmacher aus den Reihen der Polizeigewerkschaften zu distanzieren und zu einer konstruktiven, verhältnismäßigen und selbstkritischen Einsatzleitung zurückzukehren. Dabei sollten auch die Einschätzungen von nicht polizeilichen Experten (etwa das Fanprojekt Berlin) mehr Beachtung finden. Auf diesem Weg wäre eine Verhältnismäßigkeit der Einsätze sicherlich leichter zu verwirklichen.
Ein weiteres Todesopfer darf es nicht geben.
ProFans Hertha B.S.C. im März 2013