Zuschauer: 61.939
Tore:
0:1 Cuisance (9.),
1:1 Karaman (24.),
2:1 Mohr (33.),
2:2 Prevljak (72., FE)
Zum Spiel:
Es war definitiv kein langweiliges Fußballspiel, das sich den über 60.000 Zuschauern im Schalker Stadion bot. Hertha konnte im Zuge einer dominanten Anfangsphase früh durch Neuzugang Cuisance in Führung gehen, der bereits sein drittes Saisontor im Dress der Alten Dame erzielte. Nur kurz darauf wurde die Spielkontrolle jedoch aus der Hand gegeben und Gelsenkirchen konnte die Partie drehen und mit einer Führung in die Halbzeit gehen. Hertha wiederum kämpfte sich in der zweiten Halbzeit zurück und bekam einen Elfmeter zugesprochen. Den Ball griff sich Prevljak, der erst kurz zuvor eingewechselt worden war und er verwandelte sicher. Was für Nerven! Beim 2:2 blieb es, sodass wir zumindest mit einem Punkt die Heimreise antreten konnten. Insgesamt können beide Teams damit leben, für beide wäre Sieg und Niederlage drin gewesen.
Herthaner Uff Achse:
Dank verstopfter Straßen im Stadionumfeld kamen viele Herthaner knapp an, jedoch gab es zu allem Überfluss technische Probleme am Einlass, wegen denen die Einlasskontrollen stockten und sich in die Länge zogen. Der Block konnte in der Folge nur wenige Minuten vor Spielbeginn betreten werden.
Als Reaktion auf das Choreoverbot, das uns im letzten Jahr in Gelsenkirchen ereilte und um einen ausgestreckten Mittelfinger an die Verantwortlichen zu schicken, die auch auf der Heimseite weiterhin für Choreoverbote sorgen, hatten wir eine kleine Aktion im Gepäck, welche komplett ins Stadion geschmuggelt wurde. Als Orientierung diente das diesjährige Tourshirt, zu dessen Tragen aufgerufen wurde. In Anbetracht der bereits herbstlichen Temperaturen war dieser Aufruf optisch nicht besonders effektvoll. Für ein geschlossenes Blockbild hatten wir daher 2.000 blaue Stoffschals dabei, die einen einheitlichen Hintergrund bildeten. Mittels Schriftzug am Netz wurde vor dem Block “Uff Achse” verkündet. Ergänzt wurde das Bild durch einen großen Hertha-Schwenker, dessen Stab wie auf dem T-Shirt links vom Schriftzug platziert wurde. Dass diese Aktion nur eine kleine, optische Aktion und sicherlich nicht die kreativste unserer Geschichte war, ist hierbei jedem bewusst. Dennoch sind wir mit der geschmuggelten Aktion zufrieden, denn die ausufernden Repressionen gegenüber uns Fußballfans konnten somit in gewissem Maß unterlaufen werden. Außerdem erfreute sich das Tourshirt großer Beliebtheit in unserer Fanszene und konnte über 4.000 Mal an den Mann gebracht werden, sodass es als Vorbild für eine simple Aktion taugte. Das solide Gesamtbild wurde innerhalb von wenigen Minuten aufgebaut.
Stimmungstechnisch starteten wir gut in die Partie und wurden vom guten Auftritt der Mannschaft befeuert. Der frühe Führungstreffer ließ das Lautstärkebarometer schnell weiter in die Höhe schießen, ehe durch den raschen Doppelschlag der Schalker etwas Ernüchterung eintrat. Mit “Unsere Mannschaft ist überall bekannt” konnte jedoch auch hier die passende Antwort gefunden werden. In der Halbzeitpause wurde im Block weiter gesungen und zwei neue Lieder probiert. Insbesondere das Lied “Wir ham’s geschworen Hertha BSC / Wir stehen an Deiner Seite / Ganz egal in welcher Liga / Singen wir nur Deine Lieder” konnte sich hierbei gut im Gästeblock ausbreiten. Die Unterstützung in der zweiten Halbzeit ging auf einem guten Niveau weiter, wobei das starke Level der ersten 30 Minuten nicht wieder erreicht wurde. Alles in allem ein guter Auftritt des Hertha-Pöbels, in den größtenteils auch der Oberring sowie die Blöcke im Unterring außerhalb des Plexiglas-Aquariums mit einstimmten.
Allerdings wurde sich während der Partie ganze acht Mal eingehakt. Herthaner, auch ohne ein gemeinsames Einhaken muss die laute Beteiligung an den Liedern möglich sein, sodass nicht immer zu diesem Mittel gegriffen werden muss!
Zwei Spruchbänder wurden heute im Gästeblock gezeigt. Mit “Ciao Luciano! Rececconi c’è!” erwiesen wir einem Ultrà der Fedayn Napoli die letzte Ehre. Luciano Vivenzio verstarb im Alter von 65 Jahren, nachdem er über Jahrzehnte die Ultrà-Bewegung in Neapel maßgeblich mitgeprägt hatte. Auch einigen Herthanern war “Rececconi c’è” aufgrund der Einzelkontakte von Harlekins und Mitgliedern der Gruppe 1892 nach Neapel bekannt. In Italien gab es zuhauf Gedenkspruchbänder und die Personenanzahl, die seiner Beerdigung in Neapel am selben Tag beiwohnte, unterstreicht die Bedeutung dieses Ultras. Mit einem “Ultras”-Schlachtruf, der bei Hertha BSC üblicherweise nicht zum Repertoire im Stadion gehört, verabschiedeten wir Luciano. Ruhe in Frieden! Zudem zeigten wir ein Spruchband für unseren Stadionverbotler, um ihm mal wieder etwas Mut zuzusprechen und sein Durchhaltevermögen zu würdigen: Deine Zeit wird kommen! Wie nahezu immer wurden wir von etlichen Karlsruher Ultras unterstützt.
Heimkurve:
Die Schalker Nordkurve gehört zu einer der größeren Kurven des Landes. Am Rande der Nordkurve Gelsenkirchen wird weiterhin das Fenster einer Sicherheitsleitstelle mit dem Spruchband “Problemfenster” markiert. Dieses Fenster darf im Rahmen von Choreografien nicht zugehängt werden, denn Bullen und Feuerwehr behaupten, dass die uneingeschränkte Sicht aus diesem Fenster zur Gewährleistung einer sicheren Veranstaltung vonnöten sei. Vollkommen absurd, wenn man bedenkt, dass dieses Fenster im Rahmen von Choreografien nur für wenige Minuten verhängt wäre, während die Drinsitzenden die gesamte Bandbreite an Überwachungskameras eines modernen Fußballstadions auf ihren Bildschirmen verfolgen können.
Weder der Spielverlauf noch der bisherige Saisonverlauf (S04 steht auf Platz 13) ließen die Schalker heute am Rad drehen. Es waren ein Paar laute Momente dabei, doch wirklich laut wurde es in der Nordkurve nur selten und im Stadion nur bei Wechselgesängen. Dazwischen gab es auch viele leise Phasen. Wir haben schon bessere Auftritte der Schalker erlebt. Das klare Stimmungszentrum der Heimseite ist in der Nordkurve um die UGE auszumachen, wo heute auch die befreundeten Ultras aus Enschede zu Gast waren. Der I-Block rund um die Gruppe “Hugos” trat nicht wirklich als eigener Stimmungskern in Erscheinung und wirkte etwas isoliert.