Notizen 2022/23

Leipzig – Hertha BSC 3:2

Tore:
1:0 Forsberg (25.),
2:0 Diallo (30.),
3:0 Orban (45.),
3:1 Lukebakio (62., HE),
3:2 Jovetic (64.)

Zuschauer: 47.069

Zum Spiel:
Zur Halbzeit hat wohl das Gros der mitgereisten Herthaner resigniert, dass die Serie von zuletzt fünf Spielen ohne Niederlage hier heute ein Ende nimmt. Drei Chancen und die damit verbundenen drei eher glücklichen Treffer der Leipziger riefen Erinnerungen an die Spiele der vergangenen Jahre hervor. Nach gut einer Stunde wurde Hertha jedoch immer stärker und Lukebakio konnte nach einem Handelfmeter den Anschluss erzielen. Keine zwei Minuten später konnte Stevan Jovetic nach einem Freistoß von Lukebakio auf 3:2 verkürzen. Nun sollte es nochmal richtig spannend werden und wieder war es Lukebakio, der ein Ausbauen der Leipziger Führung nur knapp vorm Tor noch verhindern konnte. Ejuke vergab in der Schlussphase sodann eine Topchance auf den Ausgleich, das vermeintliche 4:2 durch Nkunku wurde aufgrund einer Abseitsstellung berechtigt aberkannt. Kanga schaffte es auch in den letzten Minuten der Nachspielzeit nicht, hier noch den verdienten Ausgleich zu erzielen, sodass sich die erste Niederlage seit August besonders bitter anfühlte. Die Moral und der Kampfgeist der Mannschaft in der zweiten Hälfte machen jedoch Mut und zeigen einmal mehr den seit Jahren ersehnten Willen im Mannschaftsgefüge.

Herthaner Uff Achse:
Rund 4.500 Herthaner machten sich am Samstagnachmittag auf den Weg ins 180 km entfernte Leipzig, um den Protest gegen das Konstrukt einmal mehr ins Stadion zu tragen. Die aktive Fanszene trat den Weg mit Autos an und gelangte zunächst ohne Bullen in Innenstadtnähe, wo für ein paar Stunden eine Kneipe und umliegende Restaurants aufgesucht wurden. Via längerem Fußmarsch ging es dann in Richtung Zentralstadion, wo erstmals der neue Gästeblock betreten wurde. Der Aquariumstyle mit mehreren Trennscheiben trägt nicht gerade zur Koordination und Akustik des Blockes bei, dennoch unterstütze der brechend volle Gästeblock die Mannschaft mit lautstarker und leidenschaftlicher Stimmung über das ganze Spiel hinweg. Auch nach dem 0:3 Rückstand wurde der Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern die Lautstärke einmal mehr angeheizt. Zu fulminanten Wechselgesängen tobte und pogte der Block durcheinander und fand nach dem 3:2 Anschlusstreffer wohl seinen akustischen Höhepunkt. In der zweiten Halbzeit zeigten wir mit einer größeren Spruchbandaktion zehn Dinge auf, die geiler wären als ein Besuch bei RB, so zum Beispiel ein Besuch im ungeliebten Gelsenkirchen, bei den Schwiegereltern oder in U-Haft zu sitzen. Erneut wurde die „Wir wollen Fußball mit Herz und Seele, ohne Konzerne und Milliardäre“-Zaunfahne unten vor den Gästeblock gehangen. Zu An- und Abpfiff konnte mittels eines großen Spruchbandes auf den Kontrast zwischen „130 Jahre Tradition gegen 13 Jahre Dreck!“ hingewiesen werden.

Sprachen wir dem Alt-Herthaner Didi beim letzten Heimspiel noch Kraft nach seinem schweren Unfall zu, mussten wir heute leider im Stadion Abschied nehmen. Ein lautstarkes “HaHoHe! Hertha BSC!” des Gästeblocks untermalte unser Trauerspruchband “Ein letztes HaHoHe – Ruhe in Frieden, Didi!”, ehe das 2:0 fiel. Didi verstarb unter der Woche in einem Friedrichshainer Krankenhaus. Er gehörte zur alten Generation Herthaner und besuchte seit dem Ende der 60er-Jahre regelmäßig die Spiele unseres Vereins. Ab Mitte der 70er fuhr er unserer Hertha auch zu den Auswärtsspielen hinterher – vom Zoo aus mit dem Zug im Kreis der “Frösche”. Er war Mitglied der Hertha, bereits in den Anfangsjahren Mitglied der ältesten Hertha-Fanclubs HFC und FCB und stand ab dem Ende der 90er-Jahre auch den damals noch jungen Ultras wohlwollend gegenüber, was damals keine Selbstverständlichkeit im Fanblock darstellte. Ruhe in Frieden, Didi!

Heimkurve:
Von der Heimseite war das gesamte Spiel über nichts wahrzunehmen. Maximal nach den Toren war ein Jubel im definitiv nicht ausverkauften Stadion zu vernehmen. Kurzfristig versuchte sich die „Heimkurve“ an einem Wechselgesang, was allerdings nur durch das jeweilige Schalwedeln und nicht durch Akustik zu vernehmen war. Außerdem wurde ein Spruchband gegen die Aufrüstung der Polizei bei Fußballspielen gezeigt. Die viel zu laute Musik über die Stadionlautsprecher ließ einen bis eine Minute vor Anpfiff das eigene Wort nicht verstehen und zeigte einmal mehr das Eventfeeling beim Konstrukt auf.