Notizen 2022/23

Hertha BSC – Bor. Mönchengladbach 4:1

Tore:
0:1 Elvedi (17.),
1:1 Ngankam (30.),
2:1 Dardai (52.),
3:1 Scherhant (90.+1),
4:1 Lukebakio (FE, 90.+7)

Zuschauer: 40.973

Zum Spiel:
Hertha startete kämpferisch in die Partie und zeigte direkt zu Beginn den Willen, nicht wieder eine komplette Halbzeit zu verschlafen. Dennoch gelang es der Gäste-Elf, über viel Ballbesitz die Spielkontrolle zu erlangen und infolge von Standardsituationen zu ersten gefährlichen Aktionen zu kommen. Die nach ruhenden Bällen torgefährlichen Gladbacher trafen auf unsere bei Standards anfällige Defensive. Nach 17 Minuten schlug der ehemalige Herthaner Luca Netz eine passgenaue Flanke von der Eckfahne, die der vollkommen unbedrängte Elvedi per Kopf über die Linie brachte. Das befürchtete und in letzter Zeit häufiger beobachtete Auseinanderbrechen der Mannschaft trat heute allerdings nicht ein. Die Elf auf dem Platz kämpfte und erzwang durch Aggressivität und Willen nach einer halben Stunde den Ausgleich. Richter eroberte den Ball und nach einem Doppelpass mit Neuzugang Cigerci schob er den Ball flach in den Fünf-Meter-Raum, wo Ngankam völlig frei stehend den Ball über die Linie drückte. Mit dem Ausgleich und der Ostkurve im Rücken konnte die Mannschaft die Spielkontrolle ganz klar an sich reißen und kam vor der Pause noch zur Riesenchance durch Niederlechner, der allerdings derart unvermittelt an den Ball kam, dass er den Ball nicht gezielt auf den Kasten bringen konnte.

Auch in die zweite Hälfte startete Hertha engagiert und nach erneuter Vorarbeit von Cigercibeschenkte Marton Dardai sich selbst zu seinem 21. Geburtstag und alle Herthaner im Stadion mit einem absoluten Traumtor zum 2:1. Aus knapp 25 Metern hämmerte Dardai den Ball mit Hilfe der Unterkante der Latte ins obere, rechte Eck des Tors von Fohlen-Keeper Omlin. Hertha hatte die Partie tatsächlich gedreht und blieb in der Folge die spielbestimmende Mannschaft. Die Gladbacher kamen nur selten vor das Tor von Oliver Christensen, der noch einmal sehenswert gegen Thuram parierte. Es liefen schon die ersten Sekunden der Nachspielzeit, als sich mit Derry Scherhant ein weiterer gebürtiger Berliner in die Torschützenliste eintrug. Nach sehenswerter Ballannahme schoss Scherhant flach und präzise ins lange Eck, der Gladbacher Schlussmann hatte wieder nur das Nachsehen. Der erste Sieg im Jahr 2023 war somit klar, doch die Mannschaft hatte offensichtlich noch nicht genug. Nachdem Lukebakios Treffer wegen Abseitsposition nicht gegeben wurde, wurde Tousart noch im Strafraum gelegt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Dodi Lukebakio und kam somit doch noch zum Torerfolg. Hertha gewinnt das erste Mal im „neuen“ Jahr und dreht zum ersten Mal in dieser Saison ein Spiel nach einem Rückstand. Eine Leistung, die der leidgeplagten Seele eines Herthafans etwas Hoffnung im Abstiegskampf verleiht und die aufgrund der drei gebürtigen Berliner aus der eigenen Jugend, die Tore erzielten, auf viel Identifikation in der Zukunft hoffen lässt.

Ostkurve Hertha BSC:
Vor dem Spielbeginn wurde eine Schweigeminute anlässlich der vielen Todesopfer nach dem schrecklichen Erdbeben in der Türkei und in Syrien abgehalten. Wir beteiligten uns hieran mit einem Spruchband. Viele Berliner Familien sind direkt betroffen und auch in der Kurve kennen viele im Freundes-, Bekannten- und Verwandtenkreis Betroffene der Naturkatastrophe, sodass diese Form der Anteilnahme für uns außer Frage stand. Danach startete die Ostkurve mit einem „HaHoHe“, dem obligatorischen Einhaken und ersten lautstarken Liedern in die Partie.

Man merkte der Kurve an, dass der Motor der Kurve heute wieder anwesend sein konnte und dass sie die wieder gegebene Geschlossenheit nutzen wollte, um sich von ihrer besseren Seite zu präsentieren. Gerade als die Kurve das erste Mal etwas an Lautstärke abbaute, fiel der Führungstreffer für die Gäste. Die Ansage vom Vorsängerpodest, nicht jetzt schon aufzugeben, fruchtete und die Ostkurve konnte verbessert weitermachen, ehe Ngankams Ausgleichstreffer alle Knoten platzen ließ und die Stimmung sich bis zum Halbzeitpfiff definitiv blicken lassen konnte. In der zweiten Halbzeit konnte diese Stimmung gehalten und ausgebaut werden, der Spielverlauf und das Auftreten der Mannschaft taten hier auch ihren Anteil. Das 2:1 sorgte für vollkommene Extase auf den Tribünen und der emotionale Moment wurde durch zwei Fackeln im Herzen der Kurve untermalt. Insgesamt war der Auftritt der Ostkurve am heutigen Tag sehr gut, das lag auch an der hohen Beteiligung im Oberring.

Gästefans:
Eine Vielzahl ungeliebter Gästefans aus Mönchengladbach verschlug es nach Berlin, von denen einige von den Zufahrtsstraßen zum Osttor verwiesen werden mussten. Knapp 4.000 Gladbacher bevölkerten den Gästeblock in Ober- und Unterring.

Die aktive Fanszene rund um die Gruppe Sottocultura hatte zahlreiche Schwenkfahnen mit im Gepäck, die unabhängig vom Spielverlauf durchgeschwenkt wurden. Akustisch zu vernehmen war — wie gewohnt — nur die Pöbeleinlage gegen uns, „Herthaschweine“ vor Anpfiff der Partie. Im Nachgang gelang es den Gästen wie üblich nicht, weite Teile des Gästeblocks in den Support einzubinden. Stattdessen kochte der untere Teil sein isoliertes Süppchen. Die Schalparade, an der sich sehr wohlwollend betrachtet maximal die Hälfte des Stehplatzblocks beteiligte, spricht Bände. Spätestens mit dem 3:1 waren große Lücken im Gästeblock nicht mehr zu übersehen, scheinbar zog es viele Fans schon vor Abpfiff aus dem Stadion. Es wurde noch das Spruchband „Klamotten von Normalos klauen — wenn‘s knallen kann, wird abgehauen“ gezeigt. Dass man den ersten Satz des Spruchbands zeigt, während die Fanszene von Union Berlin zu Gast ist, ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Zu Gast waren ca. 30 Unioner der Gruppe Hammerhearts mit kleiner Zaunfahne im Gepäck.