Notizen 2019/20

VfL Wolfsburg – Hertha BSC 1:2

Tore:
1:0 Mehmedi (68.),
1:1 Torunarigha (74.),
1:2 Lukebakio (90.)

Zuschauer: 24.894

Zum Spiel:
Nach der Heimklatsche gegen die Bayern hofften alle Herthaner heute auf eine positive Reaktion der Mannschaft gegen die „Wölfe“. Diese Hoffnung wurde allerdings zunächst bitterlich enttäuscht, denn von Berliner Offensivfußball war in der ersten Halbzeit absolut nichts zu sehen und das lag nicht am menschenverachtend hohen und mit Stacheln besetzten Zaun des Gästeblocks.

Wolf kam nach 13 Minuten frei zum Abschluss, vergab aber kläglich in Richtung Eckfahne. Kurz vor der Pause hatten die Wolfsburger etliche Chancen und auch in der zweiten Halbzeit beschränkte sich Hertha zunächst auf die Defensive. Nach 68 Minuten gingen die Wolfsburger durch Mehmedi in Führung. Jarstein war weitestgehend machtlos, weil Weghorst im letzten Moment aus der Flugbahn des Balles sprang, dennoch machte der Keeper dabei nicht die beste Figur. Nach fünf Minuten kam Hertha überraschend und ehrlicherweise völlig unverdient zum Ausgleich durch Torunarigha. Es folgte dennoch kein Aufbäumen der Mannschaft, denn es waren die „Wölfe“, die mehr in eine Führung investierten, doch Rune Jarstein wusste einen erneuten Rückstand zu verhindern. In der 87. stand Lukebakio völlig frei vor Casteels, scheiterte jedoch aus aussichtsreicher Position am geschickt agierenden Keeper. Wenige Minuten später konnte Rekordneuzugang Lukebakio das gleiche Duell nach Bananenflanke von Grujic und Kopfballverlängerung von Klünter für sich entscheiden, sodass Hertha einen Last-Minute-Sieg in Wolfsburg einfahren konnte.

Auch, wenn am Ende keiner danach fragt, wie die Punkte zustande gekommen sind, war das heute kein guter Auftritt. Hoffen wir, dass die Mannschaft dank des Sieges Mut und Zuversicht tanken konnte. Wenigstens die Effizienz passte heute, denn aus drei richtigen Chancen erzielte Hertha zwei Tore.

Herthaner uff Achse:
Ein beschissener Gästeblock, in dem man sich wie im Gefängnis fühlt, überfüllte Züge, nervige und aggressive Bullen, sowie höchst penible Einlasskontrollen, Lichtshows, unfassbar laute Stadionboxen bis zum Anpfiff – Wolfsburg ist einfach scheiße und kein Ziel, auf das man sich freut.

Um einigen der genannten Probleme aus dem Weg zu gehen, wählten wir heute die Anreise über die Straße und nutzten einen der wenigen Wolfsburger Biergärten zum Zeitvertreib, ehe es zu Fuß durch die nicht sehr ansehnliche Kleinstadt in Richtung Stadion ging. Nur unsere zahlreich vertretenen Stadionverbotler mussten wir schweren Herzens in der Kneipe zurücklassen.

Über 4000 Herthaner fanden sich heute in Wolfsburg ein und so war der Gästeblock komplett gefüllt und auch in den Nebenblöcken waren viele Herthaner anzutreffen, die sich von ihrer sangesfreudigen Seite zeigten. Im Oberring wurde die Fahne „Ostkurve Hertha BSC – Wir wollen Fußball mit Herz und Seele ohne Konzerne und Milliardäre“ angeflaggt. Eine klare Aussage zu unseren Werten. Wir lehnen sowohl die Aushebelung der 50+1-Regel beim VfL ab, ebenso sehen wir das Investment von Lars Windhorst bei Hertha BSC sehr kritisch, insbesondere da der Investor durch seinen Vertrauten Jürgen Klinsmann aktiv ins sportliche Geschehen eingreifen kann. Dass ihm an Hertha BSC nichts liegt, kann man sehr gut beobachten, wenn er vom Verein „Hertha Berlin“ spricht. Der Oberring konnte somit eine gute Optik vorweisen, während im Unterring die bekannten Fahnen der Gruppen angebracht wurden, unter anderem unsere über das Mundloch gespannte „ULTRAS“-Fahne, die ohne Übersteigen der Zäune und somit ohne von Seiten des VfL Wolfsburg angedrohte Stadionverbote angebracht wurde. Leider zeigt sich in Wolfsburg jedoch, dass abseits der aktiven Fanszene immer weniger Fanclubs ihre Zaunfahnen mitbringen, denn der Zaun im Oberring wäre ohne die große Ostkurven-Fahne ziemlich blank gewesen. Packt die Teile wieder ein!

Zu Spielbeginn gratulierten wir Helmut zu seinem heutigen 700. Auswärtsspiel mit der Alten Dame. Das Spruchband „700x auswärts – Hut ab, Helmut!“ fand natürlich trotz Verbots seinen Weg in den Block. Respekt für diese Treue zu unserem Verein, 700 Auswärtsspiele sind – das weiß jeder – nicht gleichbedeutend mit 700 schön anzusehenden Spielen der Blau-Weißen. Am guten Spiel kann es nicht gelegen haben, dennoch legte der Gästeblock einen lautstarken und emotionalen Auftritt hin, bei dem sich durchgehend der Oberring, der Sitzbereich und die weiteren angrenzenden Blöcke beteiligten. Belohnt wurde der gute Auftritt mit dem Führungstreffer kurz vor Abpfiff, welcher einen emotionalen Torjubel zufolge hatte. Der Sieg wurde nur wenige Sekunden später mit der Mannschaft gefeiert.

Heimkurve:
Die Wolfsburger waren auch heute wieder kein Gegner auf den Rängen. Ein möglicher Standortwechsel der aktiven Fanszene aus der – Achtung: Anglizismus! – „Singing Area“ im Oberring in den Unterring wurde offensichtlich nicht vollzogen und so bot sich der gewohnte Anblick von 80 Aktiven im Oberring, etwas Bewegung im zentralen Unterring und keinerlei Lautstärke in der akustischen Unterstützung.