Notizen 2017/18
3. Spieltag, Europa League
FK Sorya Luhansk – Hertha BSC 2:1

Tore:
1:0 Silas (42.),
1:1 Selke (56.),
2:1 Svatok (79.)

Zuschauer: 9.521

Zum Spiel:
Die mitgereisten Herthaner durften angesichts des blamablen Auftretens der eigenen Mannschaft die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, dabei dominierte die Alte Dame über weite Strecken der ersten Hälfte das Spiel. Was fehlte waren gefährliche Abschlüsse auf das Tor der Ostukrainer. Diese nutzten dagegen ihre erste und einzige Chance vor der Pause durch einen Freistoß zur überraschenden Führung.

Ein ähnliches Bild bot sich auch im zweiten Spielabschnitt. Hertha erneut mit mehr Ballbesitz, vor dem Tor aber einfach nicht gefährlich. Der Ausgleich durch einen perfekten Kopfball von Selke fiel folgerichtig durch eine Standardsituation. Doch offensichtlich rüttelte das Gegentor eher die Ukrainer wach, denn diese zogen ihrerseits noch einmal das Tempo an und erzielten knapp zehn Minuten vor dem Ende das entscheidende 2:1. Hertha konnte in der Schlussphase keine weiteren Akzente setzen.

Zweites Auswärtsspiel im europäischen Wettbewerb, zweite Niederlage. Somit bildet Hertha nach drei Spielen und lediglich einem Punkt das Schlusslicht in der Gruppe J.

Herthaner uff Achse:
Offiziell wurden im Vorfeld der Partie knapp 600 Gästekarten verkauft. Vier Busse und einige wenige Autos machten sich, einmal quer durch Polen, auf den Weg nach Lviv (Lemberg). Die restlichen Herthaner reisten mit verschiedenen Flugverbindungen oder mit der Bahn in die Ukraine. Da weder Marderschaden noch korrupte Grenzer die Reisefreudigen aufhalten konnten, traf man sich ab der Mittagszeit in der historischen und sehr schönen Altstadt von Lviv, von wo es später mittels Shuttlebussen zur Arena Lviv am Stadtrand ging. Auf der Fahrt dorthin wurde ein Bus von Fans des einheimischen Teams Karpaty Lviv angegriffen, wobei eine Scheibe zu Bruch ging. Danach suchte die kleine Gruppe von Angreifern allerdings sofort das Weite.

Der Einlass am Stadion war dann mehr als katastrophal, denn lediglich zwei Eingänge mit doppelter Kontrolle standen für den Gästeblock zur Verfügung. Dazu wurde eine intransparente Politik bezüglich der Fanmaterialien durchgezogen, sodass Fahnenstangen trotz anderslautender Informationen im Vorfeld nicht mit hineingenommen werden durften. Vor dem Zugang zum Block im Oberrang gab es dann eine weitere Kontrolle, sodass nicht alle Herthaner pünktlich den Anpfiff im Block erlebten. Die Stimmung war über weite Phasen in Ordnung, in Anbetracht der sportlichen Leistung der Mannschaft aber auch nicht gerade euphorisch. Im nahezu leeren Stadion konnte man unter dem Strich trotzdem eine gute Visitenkarte abgeben, was nach dem Abpfiff mit Applaus der Zuschauer in den umliegenden Blöcken quittiert wurde. Zu Ehren des Todestages von Carsten Grab wurde eine kleine Gedenkfahne über die Ultras-Fahne gehangen.

Der Rückweg gestaltete sich dann kompliziert, denn an der Grenze von der Ukraine zu Polen mussten die Busbesatzungen zwischen vier und acht Stunden warten. Ab diesem Grenzübergang gab es dann zusätzlich Begleitung durch die polnische Polizei.

Heimkurve:
Da sich die Stadt Luhansk aufgrund des Ukraine-Konflikts aktuell im Kriegsgebiet befindet, trägt der FK Sorya seine europäischen Heimspiele in dieser Saison in Lviv aus. Alle anderen Stadien in der Ostukraine hatten im Vorfeld keine Freigabe durch die UEFA erhalten. Dieser Fakt sorgte dafür, dass die Heimanhänger etwa 1.400 Kilometer Anreise zu ihren „Heimspiel“ hatten, während wir Herthaner lediglich 1.000 Kilometer pro Strecke fahren mussten. Das ist, neben dem Krieg in der Heimat, mit Sicherheit auch einer der Gründe, weshalb der Fanblock hinter dem Tor nur etwa 30 – 50 Leute umfasste. Die restlichen Zuschauer im Stadion waren Einwohner aus Lviv oder der Umgebung. Außer ein paar Zaunfahnen und gelegentlichen Schlachtrufen war von der Gegenseite kaum etwas zu vernehmen. Gegen Ende des Spiels sang dann aber das ganze Stadion und feierte den überraschenden Erfolg von Sorya in Lviv.