Geschichte Harlekins Berlin ’98 –
Saison: 2010/2011

Dem Abstieg 2010 folgte ein ziemlich souveräner Durchmarsch und so kam unsere Hertha nur für eine Saison in den Genuss von ungewohnten Gegnern, Stadien und Anstoßzeiten. Außergewöhnlich war, dass es nur eine kurze Schwächephase im Winter gab, zwei Drittel aller Spiele gewonnen wurde und man mit Abstand die beste Auswärtsmannschaft stellte. Weniger schön hingegen, dass mal wieder die besonderen Spiele wie das Derby gegen Union vergeigt wurden und man in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen Koblenz zum vierten Mal in Folge die Segel streichen musste. Man muss aber ehrlich sein, dass kaum eine Mannschaft versuchte gegen uns Fußball zu spielen, meist in der Abwehr Beton anrührte und zu Recht in der zweiten Liga spielt.

Nach vielen Jahren Bundesligaroutine kam in dieser Saison viel Neues auf uns zu: Ein Derby, Anstoßzeiten zur Mittagszeit, neue Stadien und Fanszenen in Aktion zu sehen,  denen man sonst nicht über den Weg läuft. Der Großteil der Herthaner nahm die Abwechslung an und so folgten im Schnitt etwa 2.000 Auswärtsfahrer unserer Alten Dame und zeigten sich von der besten Seite. Highlights diesbezüglich waren vor allem die Montagsspiele am Ende der Saison, als Hertha gegen die direkten Konkurrenten mit uns Fans im Rücken gewann.

Zuhause im Olympiastadion war der Anhang ebenfalls spitze, 46.161 Zuschauer im Schnitt sind in der zweiten Liga nicht zu verachten, aber die Frage ist, ob auch so viele gekommen wären, wenn Hertha nicht etliche Sonderaktionen gebracht hätte. Stimmungstechnisch legte die Ostkurve zu, da sich im angrenzenden Oberring viele sangesfreudige Fans sammelten und sich ordentlich am Support beteiligten. Natürlich war nicht jeder Auftritt glänzend, aber Perfektion war noch nie Herthas Sache.

Aktionstechnisch gab es diese Saison keine große Choreographie zu bestaunen, dafür des öfteren etwas kleinere  Aktionen zur „Fahne pur“-Thematik. Klappte bei der Choreo beim Hinspiel an der Alten Försterei noch alles wie am Schnürchen, machte uns beim Rückspiel eine Sturmfront zu schaffen und vereitelte die bis dahin größte Aktion bei einem Hertha-Heimspiel. Am letzten Spieltag würdigten wir Herthas alten Recken Pal Dardai mit einer kleinen Blockfahne und einer Schnipsel- und Klorollenorgie. Pyrotechnisch wurde ebenfalls mehr geboten als in den letzten Jahren, da sich nach der Fandemo fast alle deutschen Ulztragruppen der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ anschlossen, um zu zeigen, dass ein kontrolliertes Abbrennen auch in Deutschland möglich ist.

Die Fandemo in Berlin war definitiv der außerfußballerische Höhepunkt der Saison. Am 9 . Oktober gingen wir mit 8.000 – 10.000 ähnlich Denkenden  auf die Straßen Berlins und traten für unsere Fankultur ein. Alle hatten was zu sagen und machten dies farbenfroh und lautstark deutlich, ob gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten, staatliche Repression und willkürliche Stadionverbote oder für Fanrechte, Pyrotechnik und Meinungsfreiheit. Unser Beitrag bestand nicht nur aus der Organisation, sondern auch in dem entscheidenden Hinweis an alle Ultras und Ultraorientierten sich in der Gewaltfrage zu reflektieren. Ultras zurück zu den Wurzeln – zurück ins Stadion. Die Entwicklung in Frankreich und Italien sollte uns Warnung sein, wohin ein falscher Weg führen kann.

Definitiv zum Vergessen war das Verhalten der Polizei und der EGH, die anscheinend immer noch nicht geschnallt haben, dass wir keine Hooligans sind und uns mit diversen Falscheinschätzungen das Leben schwer machten. Aber wenn es darauf ankommt wie in Aue, steht man ohnmächtig und untätig daneben. Weiterhin ließ uns auch die Bürokratie öfter mit dem Kopf schütteln. Unerklärlich was für Probleme die Leute mit Zaunfahnen, Spruchbändern oder anderem Material haben. Scheinbar hat man nicht zugehört, welche Anliegen wir bei der Fandemo vertraten.

Im Förderkreis Ostkurve ging es stetig voran, so gab es einen enormen Mitgliederanstieg und man förderte das Miteinander der Szene durch Kinoabende, gemeinsame Anreisen zu Heimspielen oder ein gemeinsames Grillen auf dem Tempelhofer Feld. Wie viele Neumitglieder auch in der kommenden Saison im FKO am Ball bleiben, wenn es nicht um Union-Karten geht, wird man sehen.