Mehr Stadion – Weniger Internet

Für die Journalisten des Berliner Boulevards, sowie für Paul Keuter steht hier natürlich außer Frage: Hinter diesem Slogan verstecken sich die ewig Gestrigen, die „den Schuss nicht gehört haben“. Doch ganz so einfach sollte man es sich bei der hier formulierten Kritik dann doch nicht machen. Auch wenn in der Fanszene sicherlich mehr Kritiker von sozialen Netzwerken anzutreffen sind als im Durchschnitt der (gleichaltrigen) Gesellschaft, ist es keineswegs der Fall, dass wir nicht verstanden haben, dass ein großer Verein wie Hertha BSC auch in sozialen Netzwerken präsent sein sollte. Unser Problem mit dem aktuellen Kurs der Vereinsführung und insbesondere mit den zuständigen Personen Paul Keuter und Michael Preetz ist viel mehr der Fokus, den Hertha BSC in seiner Außendarstellung setzt.

Der Volkssport Fußball findet im Stadion statt! Hier wird Fußball gespielt. Hier treffen sich Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten unserer Gesellschaft, um Hertha BSC anzufeuern. Hier findet das Spektakel auf den Rängen statt, wenn die Ostkurve ihre Stimme erhebt. Nur hier erlebt man ehrliche und intensive Emotionen während des Fußballspiels – Im Stadion und nicht vor dem Fernseher oder am Computer. Jeder Stadionbesucher wird unterschreiben, dass der Fußball hier intensiver ist.

Hertha BSC allerdings fährt mit dem aktuellen Kurs in die völlig falsche Richtung! Man nimmt in den sozialen Netzwerken wahlweise sich selbst oder den Gegner auf die Schippe. Saison für Saison wird ein Slogan an den nächsten gereiht. Aber so richtig ernst meint diese Slogans anscheinend niemand, deutlich erkennbar am anvisierten Stadionneubau in Ludwigsfelde, beim gleichzeitigen Saisonmotto „Die Zukunft gehört Berlin“. Hertha möchte gefallen, Hertha möchte auffallen. Aber Hertha ist dabei nicht erkennbar: Unser Verein hat keinen erkennbaren Stil und legt keinen Fokus darauf Zuschauer ins Stadion zu locken, geschweige denn die Berliner persönlich zu erreichen und sie für unseren Verein zu begeistern. Hertha BSC erfreut sich in sozialen Medien zwar steigender Beliebtheit in Klicks und Likes, doch parallel dazu wird das Stadion immer leerer. Trauriger Tiefpunkt dieser Entwicklung sind die Minuskulissen in der Europa-League oder die sehr schwach besuchten Heimspiele in der aktuellen Saison. Die sinkenden Zuschauerzahlen sind auch wenig verwunderlich, denn eine Familie ohne Dauerkarten muss heute für einen Stadionbesuch mindestens 100€ – 200€ einplanen. Zudem ist Hertha BSC in der eigenen Stadt seit Jahren quasi nicht mehr präsent. Die Mannschaft war schon lange nicht mehr in den Berliner Kiezen unterwegs, die östlichen Bezirke überlässt man anscheinend freiwillig den Rot-Weißen und Spielankündigungsplakate sieht man auch nur noch von der Konkurrenz aus Köpenick. Die aktuelle Geschäftsführung von Hertha BSC hat das Stadion offensichtlich aufgegeben!

Die Kritik an den aktuellen Umständen sollte für uns Fans allerdings auch ein Ansporn sein, unseren Fokus selbst noch klarer auf das Stadion zu legen. „Mehr Stadion – Weniger Internet“ drückt unser Selbstverständnis als Ostkurve aus. Die Ostkurve Hertha BSC findet im Stadion statt! Hierbei sollte sich jeder, der sich der Ostkurve Hertha BSC zugehörig fühlt, auch mal selbst hinterfragen. Abstruse Aktivität in sozialen Netzwerken stärken weder die eigene Kurve noch die Fanszene an sich. Wenn beispielsweise auf etlichen Instagram-Profilen massenweise Fotos von Aufklebern online gestellt werden, darf man gerne von Selbstinszenierung und Sinnlosigkeit sprechen. Auch Fotos während des Supports aus der Ostkurve heraus sind ein absolutes Unding, denn während der neunzig Minuten sollte unsere volle Aufmerksamkeit dem Spiel und der Unterstützung unserer Alten Dame gelten.

Doppelhalter im Spiel gegen Mainz in der Saison 2017/18

Doppelhalter im Spiel gegen Mainz 05 in der Saison 2017/18

Die Kommunikationsplattform der Ultras und Fans der Ostkurve Hertha BSC ist und bleibt das Stadion! Möglichkeiten zum Meinungsaustausch gibt es genug, egal ob vor den Spielen beim Parkplatztreff, am Fanhänger vor der Ostkurve oder auch auf den Fanszenetreffen. Wir Herthaner sollten eine ehrliche und offene Diskussionskultur untereinander betreiben, auch bei verschiedenen Meinungen und Ansichten. Die Anonymität von Kommentarspalten bei Facebook, Instagram und Co. gehört nach unserer Vorstellung nicht zu dieser Diskussionskultur. Denn wir wissen wo unser Fokus liegt:

Mehr Stadion – Weniger Internet!

Harlekins Berlin ´98 – im April 2018