Für Materialfreiheit!

Die Mitnahme sämtlicher Fanmaterialien ins Fußballstadion ist für uns kein Diskussionspunkt, sondern eine Selbstverständlichkeit. Optische Stilmittel wie Doppelhalter, Fahnen, große Schwenkfahnen, das Zeigen von Choreografien, Spruchbändern oder der Einsatz von Pyrotechnik sollen nicht von offizieller Seite eingeschränkt werden.

Dass wir in Zeiten von autoritären Sicherheitsapparaten und sinnloser Law-and-Order- Profilierung von Innenpolitikern und in den Zentralen der Bullen von einer Legalisierung von Pyrotechnik als optischem Stilmittel der Fankultur weiter denn je entfernt sind, ist leider eine Tatsache. Auch Choreografien und Spruchbänder unterliegen in aller Regel strengen Auflagen. Das ist insbesondere auswärts der Fall. Selbst unser Gratulations- Spruchband für Helmut in Wolfsburg musste daher auf „inoffiziellem“ Weg ins Stadion gelangen, weil der gastgebende Verein sich nicht dazu durchringen konnte, ein brandfestes Stoff-Spruchband mit Glückwünschen für einen Fan zu genehmigen.

Nach jahrelangem Einsatz konnten die aktiven Fanszenen zumindest einen richtungsweisenden Erfolg erzielen, denn der DFB rang sich zu einer Empfehlung an alle Vereine durch, dass gängige Materialien wie Doppelhalter sowie kleine und große Fahnen keiner Einschränkung mehr unterliegen sollen. Die Umsetzung liegt weiterhin bei den Vereinen vor Ort, die sich wiederum nicht immer an die Vorgabe des DFB halten.

Während selbst die Verbände mittlerweile die Freigabe aller Fanmaterialien vorgeben, zeigt in Berlin in den vergangenen Woche ein anderer, autoritärer Feind der Fankultur seine hässliche Fratze: Es ist die Berliner Polizei, die willkürliche Materialverbote über den Gästeblock verhängt und somit den Fußballfans ihr Stadionerlebnis gehörig versaut! So geschehen bei unseren Heimspielen gegen Mönchengladbach und gegen die Schalker. Diese Verbote wurden ausgesprochen, obwohl beim letzten Gastspiel der jeweiligen Vereine im Olympiastadion kein sogenanntes „Fehlverhalten“ der Fans vorhanden war. Immerhin werden Fanmaterialien gerne nach dem Einsatz von Pyrotechnik beim nächsten Gastspiel eingeschränkt.

Dem Vernehmen nach verfolgen die Berliner Bullen mit den Materialverboten ein Ziel. Sie wollen ausloten, wie Materialverbote beim Derby im Olympiastadion am 21. März am besten umzusetzen sind. Bei solchen Verboten heißt es für alle Fußballfans, solidarisch zusammenzustehen. Denn Materialverbote können auch uns Herthafans auswärts und im Olympiastadion treffen und das eventuell schneller als befürchtet. Zumindest mit Spruchbändern und Sprechchören müssen wir den von Materialverboten betroffenen Fanszenen den Rücken stärken und somit möglichst laut darauf aufmerksam machen, dass diese willkürlichen polizeilichen Materialverbote eine neue Dimension der Eskalation uns Fußballfans gegenüber darstellen.

Hertha BSC muss sich als Inhaber des Hausrechts durchsetzen und sich für Materialfreiheit im Stadion stark machen, damit die Feinde der Fankultur bei ihrer willkürlichen Gängelung der Fans keinen Erfolg verbuchen werden!

Harlekins Berlin ‘98 im Februar 2020