Fanszenetreffen März 2018 – Rückblick

Für den vergangenen Sonntag hatte der „Förderkreis Ostkurve Hertha BSC e.V.“, als Zusammenschluss der aktiven Gruppen und Einzelpersonen der Fanszene, alle interessierten Herthaner zu einem Austausch bezüglich der aktuellen Situation zwischen Fans und der Geschäftsführung eingeladen. Rund 400 Herthaner folgten diesem Aufruf und nahmen die Möglichkeit wahr, sich in einer offen Kommunikation und Diskussion den Themen anzunehmen, Handlungen zu hinterfragen und auch zu kritisieren. Auch zwei Pressevertreter und ein Präsidiumsmitglied von Hertha BSC waren bei der Diskussionsrunde anwesend.

In etwas mehr als 2 Stunden gaben zunächst die Ultragruppen einen Abriss der letzten Jahre. So blickten die Vertreter der Ultras auf die Zeit zurück, in der es einen funktionierenden Dialog und ein generell besseres Verhältnis zwischen der Geschäftsführung und den Ultras gab, aus welcher unter anderem „Fahne Pur“ resultierte. Gleichzeitig wurde aber auch aufgezeigt, welche Tiefen es aus Sicht der Ultragruppen gab. Eins wurde in der Runde jedem deutlich: Jeder wünscht sich einen Dialog auf Augenhöhe, in dem die Fanvertreter ernst genommen werden und der nicht nur als Pflichttermin für die eine Seite wirkt. Leider war dies nicht immer der Fall, so auch zuletzt. Nach einem Stopp der Gespräche im Januar 2017, nahmen Vertreter der „Harlekins Berlin“ zusammen mit dem „Förderkreis Ostkurve Hertha BSC e.V.“ im Sommer 2017 nochmal ein Gesprächsangebot der Geschäftsführung von Hertha BSC wahr. Die „Hauptstadtmafia“ war zur damaligen Zeit schon nicht mehr an einer Kommunikation mit der Geschäftsführung interessiert und nahm an dieser Runde nicht teil. In den damaligen Diskussionsrunden zwischen Fanszene und Vereinsvertretern ging es nie darum, Themenfelder und Handlungsspielräume der Geschäftsführung von Hertha BSC zu bestimmen. Allerdings ist im Rückblick festzuhalten, dass immer wieder Einigungen und Beschlüsse ignoriert und nicht eingehalten wurden. Die Geschäftsführung kann nicht mit dem Finger auf andere zeigen und vom Regelbruch sprechen, wenn sie selbst die gesteckten Pfade immer verlassen hat und man gefühlt jedes Heimspiel über die gleichen Themen und Absprachen diskutierten musste.

Auch der Umgang mit Stadionverboten bei Hertha BSC wurde auf dem Fanszenetreffen diskutiert, denn aktuell entsteht der Eindruck, dass die Anhörung vor der Aussprache eines Stadionverbotes nicht mehr als das wahrgenommen und genutzt wird, als das wofür sie eingeführt wurde. Die Vorgeschichte des Beschuldigten, die Lebensumstände, die schwere des Vorwurfes, ggf. präventive Maßnahmen oder auch die Möglichkeiten von Sozialstunden oder Bewährungen werden aktuell völlig außen vor gelassen. Für die Betroffenen der letzten Monate wirkte die Anhörung eher wie eine Farce. Aktuell wurden Stadionverbote ausgesprochen, weil Herthanern vorgeworfen wird „durch die entrollten und zur Schau gestellten Banner die Sicht mehrerer Personen“ behindert und zusätzlich den durch die Dauerkarte in der Ostkurve „zugewiesenen Platz auf unzulässige Weise verlassen“ zu haben. Auch der Umgang mit dem Persönlichkeitsrecht bzw. der Privatsphäre wurde kritisiert, so wurde bei der Zustellung eines Anhörungsschreibens durch den Briefboten das Klingelschild bzw. der Briefkasten der betroffenen Person abfotografiert.

Ein weiteres großes Thema waren auch die Festlichkeiten zu 125 Jahre Hertha BSC, zu denen verschiedene Teilnehmer enttäuscht mitteilten, dass sie sich eine Beteiligung der Fans gewünscht hätten. Frühzeitig waren Fans und Verein dazu im Austausch, doch leider startete die Vereinsführung irgendwann allein mit der Planung, ohne jegliche Einbindung der Fanszene. Die wurde auf einer der Mitgliederversammlungen dann einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.

Diese Themen stehen exemplarisch für die offene und konstruktive Diskussion am vergangenen Sonntag. Eins wurde dabei immer wieder deutlich: Alle Herthaner, egal ob Ultra, Alt-Herthaner oder Oberring-Supporter, sind mit der aktuellen Situation unzufrieden! Die oft lethargisch wirkenden Spiele unserer Mannschaft, die sinkenden Zuschauerzahlen im Olympiastadion und bei Auswärtsspielen und die Außendarstellung von Hertha BSC machen vielen Herthanern zu schaffen. Die Geschäftsführung, allen voran Herr Keuter und Herr Preetz, müssen sich hinterfragen, ob der seit 2016 eingeschlagene Weg der richtige ist! Am Ende wird die Geschäftsführung an ihren Erfolgen gemessen. Die neue Kampagne bzw. der damit eingeschlagene Weg der „digitalen Weiterentwicklung“ sollte auf das veränderte Wettbewerbsumfeld in der Bundesliga reagieren und auch Zuschauer zu Hertha locken. Hertha BSC steckte sich das Ziel, eine klare Haltung im Verein und auf der Geschäftsstelle zu entwickeln und zu zeigen, wofür Hertha BSC steht. Wir müssen feststellen, nach 2 Jahren Kampagnen- und Social Media-Wahnsinn ist uns das Ziel bis heute nicht klar! Die Identität unserer Hertha geht weiter verloren, ebenso wie die Zuschauer im Olympiastadion. Es ist zu einfach, sich jetzt seitens der Geschäftsführung auf dem allgemeinen Zuschauerrückgang in der Bundesliga auszuruhen. Im selben Atemzug wurde immer wieder öffentlich verkündet, dass die lange Tradition unserer Hertha sehr wichtig ist und man sich noch mehr Mühe geben will, alle Herthaner mitzunehmen und weitere Zuschauer und Fans zu gewinnen.

Vielleicht erkennt die Geschäftsführung endlich, dass alleine eine künstliche geschaffene und nie gelebte „Haltung“ keine Identifikation, keine Fannähe und auch keine Zuschauer bringt!?

Ostkurve Hertha BSC im März 2018