Spätestens seit dem Ende der letzten Saison werden die Anfeindungen gegen die deutschen Fußballverbände in den Fankurven immer lauter. Per Spruchbändern und Gesängen wird bundesweit gegen den DFB und die DFL protestiert, weil viele Fans in den Stadien die Entwicklungen im Profifußball nicht weiter unkommentiert hinnehmen wollen. Dieser geballte Protest hat seine Wirkung offensichtlich nicht verfehlt, denn am 09.11. kam eine größere Anzahl an Vertretern der deutschen Ultras, inklusive einem Vertreter unserer Fanszene, in Frankfurt am Main zusammen. Es wurde sich mit den Entscheidungsträgern von DFB und DFL getroffen, wobei die Fanvertreter die Möglichkeit nutzten und den Offiziellen der Verbände und der Liga die Schwerpunkte des Protests erläuterten.
Mitte dieser Woche gab es dann eine kurze schriftliche Rückmeldung der Ultras an die Teilnehmer des Treffens in Frankfurt am Main. Dieses Schreiben veröffentlichen wir hier um somit einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen zu geben:
Sehr geehrte Damen und Herren des DFB, der DFL und der Ligenvertretung,
am vergangenen Samstag kamen die Fanszenen Deutschlands zusammen um das mit Ihnen sehr konstruktiv geführte Gespräch vom 09.11.2017 zu reflektieren.Wir begrüßen ausdrücklich, dass der DFB in punkto Fanutensilien kurzfristig Klarheit, Verbindlichkeit und Gleichheit schaffen wird. Fanutensilien sind ein unverzichtbarer Teil der Fankultur und kein Sicherheitsrisiko. Vielmehr sorgen die Verbote und Einschränkungen von Fanutensilien für unübersichtliche Einlasssituationen und Konfliktpotential. Dass damit nun endlich Schluss ist, ist ein guter, wenn auch überfälliger Schritt in die richtige Richtung.
Zudem begrüßen wir die Initiative des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel in Zukunft keine Stadionverbote bei potentiellen Vergehen auf den Anfahrtswegen auszusprechen. Der „Fußballzusammenhang“ ist ein konstruierter Begriff, der einem Freifahrtschein gleichkommt. Zudem werden Stadionverbote immer noch, bereits bei einer Einleitung eines Ermittlungsverfahrens und damit vor dem Feststehen einer Tatbeteiligung, ausgesprochen. Dies zumindest bei Vorkommnissen auf den Anfahrtswegen nun nicht mehr zu tun, ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, den wir als unverzichtbare Grundlage sehen um das Gesamtkonstrukt Stadionverbote zukünftig weiterführend kritisch diskutieren zu können. Zwingend logisch und notwendig erscheint es uns in diesem Zusammenhang allerdings, bereits massenhaft erteilte Stadionverbote für potentielle Vergehen außerhalb der Stadionsphäre mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Trotz dieser Teilerfolge, die weitestgehend aus dem gemeinsamen Einvernehmen erfolgt sind, sehen wir weiterhin massiven Diskussionsbedarf. Insbesondere die Themen Fanrechte, Anstoßzeiten, „50+1“ und Sportgerichtsbarkeit sind aus unserer Sicht kaum oder nur unzureichend besprochen worden. Wir werden Ihnen hierzu bis Anfang Dezember ein gemeinsames Positionspapier zukommen lassen, mit der Erwartung, dass dieses u.a. beim nächsten DFB-Bundestag am 08. Dezember diskutiert wird.
Die Fanszenen Deutschlands im November 2017