Fanprotest gegen überhöhte
Eintrittspreise in Neumünster

Die erste Runde des DFB-Pokals ist gespielt und die Sommerpause hat damit für uns Herthafans endlich ein Ende. Doch nicht nur wegen der Fast-Blamage unserer Elf auf dem Rasen gegen die Regionalligamannschaft vom VfR Neumünster blicken viele mit gemischten Gefühlen auf das Pokal-Spiel zurück. Es sind vor allem die teuren Eintrittspreise, die der schleswig-holsteinische Gastgeber verlangte, welche die mitgereisten Schlachtenbummler aus der Hauptstadt auch nach dem Spiel noch verärgern. 18€ als Vollzahler für einen Steh- und 55€ für einen Sitzplatz im Heim- und Gästebereich – solche Eintrittspreise überspannen den Bogen deutlich. Ermäßigte Eintrittskarten (bis zur Altersgrenze von 16 Jahren) kosteten völlig übertriebene 16€.

Um zu verdeutlichen, wie viel teurer die Eintrittskarten für Hertha-Fans in der 1. Runde des DFB-Pokals in diesem Jahr waren, listen wir hier die Eintrittspreise für Vollzahler (Stehplatz) aus den vergangenen Jahren auf: Preußen Münster 10 €, TUS Koblenz 10 €, Meuselwitz 15 €, Rot-Weiß Essen 10 €, Wormatia Worms 10 €. Bekanntlich spielen diese Vereine ebenfalls in den unteren Ligen und sind finanziell keinesfalls auf Rosen gebettet. Nachdem die Herthaner den mit Gras bewachsenen Sandhügel, für den die Gästekarten in Neumünster verkauft wurden, kennenlernen durften, ist das Unverständnis für die hohen Ticketpreise noch gestiegen. Daher beschwerten sich bereits in der Woche vor dem Spiel mindestens 250 Hertha-Fans mit Briefen bei der Geschäftsstelle des VFR Neumünster und dessen Vorstandsvorsitzenden, Detlef Klusemann.

Es ist offensichtlich, dass der VfR Neumünster solche Preise festlegte, um überhaupt als Ausrichter des Spiels einen wahrnehmbaren finanziellen Gewinn aus dieser 1. DFB-Pokalrunde zu erzielen. Nach geltendem DFB-Reglement werden die Einnahmen jeweils zu gleichen Teilen zwischen dem Heim- und dem Gastverein aufgeteilt, der DFB erhält ebenfalls noch einen (geringeren) Anteil. Auch wenn es verständlich erscheint, dass ein kleiner Verein wie Neumünster versucht über das „große Los“ seine vermutlich schwierige finanzielle Situation in der Regionalliga Nord zu verbessern, kann es nicht sein, dass wir Fußballfans am Ende draufzahlen müssen. Als Kritik am bestehenden System der Einnahmenteilung präsentierten Hertha- und Neumünsterfans zugleich nach der Halbzeitpause eine Spruchband-Aktion, im Gästebereich noch untermalt mit zahlreichen Stoffschals, auf denen die gleiche Forderung zu lesen war:

„Alle wollen was vom Kuchen… Auf Kosten von uns Fans!“

„DFB-Pokal-Abzocke stoppen!“

Es ist dringlich an der Zeit, dass die Vereine und Verbände über die bestehende Regelung sprechen und diese im Interesse vornehmlich der Fußballfans, sodann der Vereine und Verbände zu modifizieren. Es ist für Mannschaften in den Niederungen des deutschen Fußballs sicherlich nicht verlockend eine 1. Runde im Pokal auszurichten, an der es nichts zu verdienen gibt, vermutlich sogar die Gefahr besteht, dass die Aufwandskosten höher sein könnten, als der erwünschte Gewinn. Es kann allerdings nicht die Lösung sein, dass die fehlenden Anteile einfach auf die Ticketpreise aufgeschlagen werden. Bislang haben die meisten Vereine auch nicht zu diesem drastischen Mittel gegriffen. Die jüngsten Beispiele aus Wilhelmshaven, Neumünster und auch vom BFC Dynamo (die günstigsten Sitzplatzkarten kosteten dort 30€) lassen allerdings die Sorge berechtigt erscheinen, dass das hier angeprangerte Modell Schule machen könnte.

Dieses Szenario muss mit allen Mitteln verhindert werden. Wir werden nicht müde zu betonen, dass der Fußball eine große soziale Verantwortung trägt. So formulierten es auch Herthafans in den erwähnten Briefen an Herrn Klusemann: „Es muss möglich sein unseren geliebten Sport zu sehen, unabhängig von unserem Familien-, Berufs- oder Kontostand. Der Fußball trägt eine soziale Verantwortung! Das, was Vereine […] mit einer solchen Preispolitik betreiben, ist auf Dauer nichts anderes, als die Ausgrenzung sozial und wirtschaftlich schlechter gestellter Gesellschaftsteile. Wir Fußballfans werden da nicht mitspielen!“

Diesen Worten können wir nur mit Nachdruck zustimmen! Wir fordern die Verantwortlichen zu einem ernsthaften konstruktiven Dialog über diese Preisproblematik im DFB-Pokal auf. Egal in welcher Liga, welchem Pokal, oder sogar welcher Pokal-Runde: Fußball muss bezahlbar sein – für alle!

Kein-Zwanni AG Berlin, ProFans Hertha B.S.C., Fanszene Hertha B.S.C

Berlin, August 2013