13.12. – Unsere Wünsche

Mit dem Jahr 2024 geht für uns Fußballfans mal wieder ein Jahr zur Neige, das von ausufernder Polizeigewalt, Repressionen und Datensammelwut der staatlichen Behörden geprägt war. Zu allem Überfluss sollen nach den Vorstellungen der Sport- und Innenminister der Bundesländer, die zumeist in Personalunion die Ressorts Sport und Inneres bekleiden, weitreichende Repressionsmaßnahmen gegen uns Fußballfans beschlossen werden. Erst vor drei Wochen traf es die Unioner bei ihrem Auswärtsspiel in Wolfsburg, als eine vollkommen enthemmte Bulleneinheit auf Alles und Jeden einprügelte, was in Reichweite von Pfefferspray und Schlagstock war. Es gibt für uns beim Thema Polizeigewalt keine Häme, wenn es einen ungeliebten Rivalen getroffen hat.

Die Bullen sind Feinde von uns allen. Sie wollen unsere Kultur auslöschen und unsere Kurven als Räume der Freiheit beseitigen. Und sie schrecken nicht davor zurück, Fußballfans schwer zu verletzen und uns in letzter Konsequenz auch zu ermorden. Die Liste der in Europa von den Bullen getöteten Fußballfans ist lang.

Die Pläne der sich im Wahlkampf befindenden Innenpolitik sind für uns der reine Hohn. Die Notwendigkeit repressiver Maßnahmen wird mit den Verletztenzahlen in den Stadien gerechtfertigt. Diese sind zunächst einmal äußerst niedrig, gerade auch im Vergleich mit anderen Großveranstaltungen wie dem Münchener Oktoberfest, um das sich die bayerischen Scharfmacher von der CSU vielleicht zunächst kümmern sollten. Ein Großteil der Verletzten aus den Stadien wurde zudem durch Polizeieinheiten verursacht, welche immer wieder mit unnötiger und ungezielter Gewalt wahllos gegen Fans vorgehen: Wie bei unserem Gastspiel in Braunschweig im Februar wird dann auch vor kleinen Kindern kein Halt gemacht.

Unser Wunschzettel für Weihnachten umfasst daher folgende Punkte:

Bundesweite Kennzeichnungspflicht:
Seit Ewigkeiten fordern Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International die Kennzeichnungspflicht für Polizisten. Auf Bundesebene wurde diese allerdings nie umgesetzt und auch in den Bundesländern wurde die Kennzeichnungspflicht schon häufiger zurückgenommen, sobald Konservative an der Landesregierung beteiligt waren. Wir kennen die Folge zur Genüge: Prügelnde Polizisten können aufgrund fehlender Identifizierbarkeit nicht verfolgt werden.

Unabhängige Ermittlungsstellen:
Die Bullen und ihre politischen Freunde haben diese bislang stets zu verhindern gewusst. Laufen mal Ermittlungsverfahren gegen Polizisten, werden diese in aller Regel und überdurchschnittlich häufig – quasi in der Gesamtheit der Fälle – eingestellt. Die Ermittlungen führen die eigenen Kollegen und die sind an einer Bestrafung weniger interessiert als Herthafans an einem orangen Kleidungsstück. Andere Länder in Europa wie etwa Großbritannien oder Dänemark haben es vorgemacht: Unabhängige Ermittlungsstellen können eingerichtet werden und gegen kennzeichnungspflichtige Beamte ermitteln, ohne dass der Rechtsstaat hierdurch Schaden nimmt. Das verlorene Vertrauen in den Staat könnte sicherlich in gewisser Weise zurückkehren, wenn dieser alle seine Bürger gleichbehandelt – und nicht die Bullen besserstellt als alle anderen Bürger.

Reisefreiheit für Fußballfans:
Das letzte Niedersachsenderby fand ohne Gästefans statt. Tribünenschließungen sollen nach dem Willen der Innenminister wieder gängig werden und wie häufig wurden Fußballfans schon nach Hause geschickt, weil sie von ihrem Grundrecht auf Bewegungsfreiheit Gebrauch machten, was der Polizei dann wiederum nicht in den Kram passte?

Einhaltung des Grundgesetzes:
Mit der Bewegungsfreiheit haben wir schon ein Grundrecht, das uns Bürgern eigentlich zusteht und das uns in der Verfassung des Landes zugesichert wird – Fußballfans aber regelmäßig verwehrt wird. Ein weiteres wichtiges Merkmal eines Rechtsstaats ist die Unschuldsvermutung. Auch diese soll nach dem Willen der Innenminister nicht für Fußballfans gelten. Stadionverbote sollen künftig von einer zentralen Stelle beim DFB vergeben werden, sobald ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Der Ausgang dieses Ermittlungsverfahrens interessiert die Sicherheitsfanatiker hierbei nicht. Im wahrscheinlich häufigsten Fall gilt dein Stadionverbot und nach einem Jahr wird das von den Bullen willkürlich eingeleitete Ermittlungsverfahren eingestellt. Du standest dann ein Jahr grund- und schuldlos draußen. Es ist eine Schande für diesen “Rechtsstaat”, dass uns die Vereine hiervor beschützen müssen, denn immerhin haben viele Vereine genauso wenig Bock auf diese Änderungen wie wir Fans. Hertha BSC stellt sich in dieser Frage auf die Seite der Fans. Das begrüßen wir ausdrücklich! Die Innenminister sollten vielleicht auch mal eine Nachsitzstunde zum Grundgesetz besuchen.

Keine Polizeigewalt:
Es könnte so einfach sein. Die Bullen sollen sich einfach aus unseren Stadien und unseren Kurven fernhalten. Prügelnde Polizisten sollten mit Stadionverboten belegt und der Einsatz von Pfefferspray in den Stadien untersagt werden.

Keine Öffentlichkeitsfahndungen:
Immer häufiger greifen die Bullen auf das Mittel der Öffentlichkeitsfahndungen zurück. Hierbei erhalten sie Rückendeckung der Politik und die aufmerksamkeitsgeifernde Hilfe von Boulevardzeitungen wie der BILD. Auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen wird hierbei ebenso wenig Rücksicht genommen wie auf die Unschuldsvermutung. Menschen werden öffentlich an den Pranger gestellt und das bei der Häufigkeit eingestellter Ermittlungsverfahren gegen Fußballfans völlig zu Unrecht. Vor Jahrzehnten wurde diese Art der Fahndung gegen Terroristen eingesetzt, heute reicht ein blau-weißer Schal um den Hals, um entsprechend verfolgt zu werden.

Abschaffung der Datei Gewalttäter Sport:
Die Datei Gewalttäter Sport wurde für verfassungswidrig erklärt. Das Bundesverfassungsgericht ließ in seinem Urteil vom 1. Oktober 2024 keinen Zweifel daran, dass die jahrelang gängige Datensammelwut der Bullen, von der die Betroffenen nichts wissen, mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist. Diese Datei gehört endlich abgeschafft und die jahrzehntelange, rechtswidrige Praxis der Bullen muss ein Ende finden.

Unsere Wunschliste entspricht einem funktionierenden Rechtsstaat. Sie sollte also problemlos umzusetzen sein. Um Euch und uns zu schützen, denkt stets hieran:

Kein Herthaner quatscht mit den Bullen, sie sind Feinde unserer Kurven!

Harlekins Berlin `98 im Dezember 2024