Fanhilfe Hertha BSC informiert – Teil 4

An gewohnter Stelle wollen wir euch, liebe Herthaner, über unsere immer zeit- und kostenintensivere ehrenamtliche Arbeit informieren. Unsere Fanszene sieht sich seit Monaten immer mehr staatlicher Repression ausgesetzt, doch wir lassen keinen Herthaner allein. Im Folgenden informieren wir euch über das, was uns momentan beschäftigt:

Causa Dortmund
Alle von euch werden den unverhältnismäßigen Polizeieinsatz im vollbesetzten Dortmunder Gästeblock noch gut vor Augen haben, bei dem ein Banner unter zwielichtigen Gründen beschlagnahmt wurde und es zu einer Vielzahl verletzter Herthaner kam. Dass der wohl vorgeschobene Grund der „Verhinderung weiterer Straftaten durch Zünden von Pyrotechnik“ schon deswegen fehl läuft, weil das Abbrennen eben solcher Erzeugnisse nur eine Ordnungswidrigkeit darstellt und somit rechtlich auf einer Stufe mit Falschparken behandelt wird, haben wir auch schon erwähnt.

Unsere Fanszene hat seit dem Wolfsburg-Heimspiel nun mit den Konsequenzen zu leben, denn 48 Herthaner dürfen bis zu drei Jahre kein Spiel unserer geliebten Alten Dame live verfolgen. Doch damit nicht genug: In den vergangenen Tagen erhielten weitere 13 Herthaner Anhörungsschreiben von Borussia Dortmund, bei denen geplant wird, weitere Stadionverbote zu verhängen. Solltet ihr unter den Betroffenen sein, möchten wir euch ans Herz legen, euch an uns zu wenden! Wir haben den Prozess bis hierher begleitet und werden es auch für weitere Herthaner tun. Zudem möchten wir diejenigen Herthaner dazu aufrufen sich bei der Fanhilfe zu melden, die im Rahmen der strafrechtlichen Verhandlungen schon rechtskräftige Urteile erhalten haben, etwa weil kein Einspruch gegen einen Strafbefehl erhoben oder dieser zurück genommen wurde. Hier besteht möglicherweise die Aussicht auf eine erneute Anhörung.

Begleitet werden von uns auch die Anzeigen der verletzten Herthaner an die Einsatzleitung der Dortmunder Polizei. Zu unserer großen Erschütterung wurde von der Staatsanwaltschaft die Anzeige des mit einem offenen Mittelhandknochenbruch verletzten Herthaners nicht weiter verfolgt. Die Begründung liest sich wie eine Farce und lässt uns fassungslos zurück: Weder wurde zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschädigte selbst befragt, noch wurde sich seitens der Staatsanwaltschaft mit dem Fall überhaupt dezidiert befasst. Ein erneuter Fall bei dem Polizeigewalt von den Staatsanwaltschaften nicht zur Anzeige gebracht wird. Eine weitere Anzeige wegen Freiheitsberaubung wurde in erster Instanz ebenfalls abgelehnt, sodass wir uns nun in der nächsthöheren Instanz befinden. Auch hier befinden sich Unwahrheiten in der Begründung der Staatsanwaltschaft.

Causa Hoffenheim
Im Nachgang des Gastspiels bei der TSG Hoffenheim im letzten Frühjahr, bekamen 15 wahllos herausgegriffene Herthaner Beschuldigtenanhörungen wegen des Singens von „Dietmar Hopp – Du Sohn einer Hure!“ Die Herthafanszene ist somit die dritte betroffene Fußballszene, die sich mit dem verletzten Ehrgefühl des umstrittenen Fußballmäzen aus Sinsheim auseinandersetzen muss. Den teils unter Jugendstrafrecht fallenden Herthafans drohen Strafen bis zu 2.000€. Die rechtliche Beurteilung der vorangegangenen Prozesse anderer Fanszenen werfen viele Fragen auf, die neben der Beteiligung der dubiosen Anwaltskanzlei Schickhardt auch rechtliche Fehler umfasst. Solltet ihr betroffen sein, gilt wie immer: Meldet euch bei uns!

Causa Derby: 1. FC Union – Hertha BSC
Scheinbar freuen sich nicht nur die Fanszenen beider Vereine auf das Derby, auch die Polizei möchte bereits frühzeitig Stärke zeigen. Sie tut dies dabei wieder mal vollkommen unverhältnismäßig und am Rande der Legalität, indem sie bei vorwiegend jüngeren Herthanern sogenannte „Gefährderansprachen“ durchführt. Sätze wie „Das Derby findet im Stadion statt!“ wirken nicht nur lächerlich, sie bezeugen auch eine enorme Steuer- und Ressourcenverschwendung, wenn hierfür mehrere Beamte in einer zweistelligen Anzahl an Fällen losgeschickt und dafür bezahlt werden.

Damit jedoch nicht genug. Häufig wurde vor Ort gewartet, bis die Herthaner aus dem Haus waren, um dann umgehend die Eltern darüber „aufzuklären“, in was für einem gefährlichen Umfeld sich ihr – wohlgemerkt volljähriger – Sohn befindet. Wir raten euch hierbei: Lasst die Polizei nicht in eure Wohnung, lasst den Vortrag über euch ergehen und macht die Tür wieder zu. Kein Herthaner quatscht mit den Bullen!

Causa Datenauskunft
Obwohl die Berliner Polizei scheinbar massive Probleme hat, ihre Zeit sinnvoll zu füllen, wie die „Gefährderansprachen“ zeigen, bekommen sie es nicht hin, die Anfragen auf Datenauskunft von zig mündigen Bürgern fristgerecht zu beantworten. Stattdessen werden die Betroffenen mit Briefen hingehalten, in denen sich über eine zu hohe Arbeitsbelastung echauffiert wird. Da diese Begründung keine solche ist, werden wir weiterhin alles tun, um die Rechte der Betroffenen geltend zu machen.

Fanhilfe Hertha B.S.C. – am 04. Oktober 2019