Die aktuellen Entwicklungen rund um 777 Partners verdeutlichen, dass dieser Anteilseigner ebenso wie Vorgänger Lars Windhorst ein toxischer Akteur für den Fußball und ein brandgefährlicher Partner für Hertha BSC ist. Diesem unseriösen Unternehmen wurde die Übernahme des Everton FC verwehrt, das Handelsgericht von Rio de Janeiro entzog ihm die Kontrolle über den brasilianischen Verein Vasco da Gama, in Belgien wurden sämtliche Vermögenswerte der Firma beschlagnahmt, sodass 777 Standard Lüttich wird verkaufen müssen und die Betrugsklage des Londoner Finanzhauses Leadenhall ist ebenso ein Ereignis der letzten Tage. Diese Häufung von Vorwürfen sowie eine Reihe interner Vorgänge bei Hertha BSC erfüllen uns mit großer Besorgnis um unseren Verein und dessen künftige Ausrichtung.
Nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern stand die Mannschaft ein letztes Mal in dieser Saison vor der Ostkurve Hertha BSC. Sie tat dies mit dem Rücken zu ihr, allerdings nicht, weil es – wie so oft in der Vergangenheit – einen Konflikt gab, sondern weil die Mannschaft das Banner in ihrer Hand dem Rest des Olympiastadion zeigte: „In Gedenken an Kay Bernstein“.
Kay und sein Wirken und vor allem der von ihm geprägte „Berliner Weg“ haben viele Gräben im Verein geschlossen und für ein Umdenken gesorgt. Der „Berliner Weg“ ist ein ehrlicher, geerdeter und authentischer Weg mit Blick auf die Förderung der eigenen Talente, nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Alternativlosigkeit. Es ist ein selbstbestimmter Weg, der nicht nach der Maßgabe „höher, schneller, weiter“ funktioniert und zu dem auf Investorenwunsch bis heute geschwärzte, intransparente Verträge überhaupt nicht passen. Dieser „Berliner Weg“ hat zu einem Zusammenwachsen von Fans, Mannschaft und Verein geführt, das externe Beobachter Hertha BSC nach den Querelen der Jahre vor Kay Bernsteins Präsidentschaft nicht zugetraut hätten.
„In Gedenken an Kay Bernstein“ ist für uns der unmissverständliche Appell, diesen „Berliner Weg“ fortzuführen. Unser Spruchband „Egoismus, Macht & Investoren sind die Gefahren – Wir werden den Berliner Weg für immer bewahren!“ brachte diese Haltung klar zum Ausdruck.
„Wir haben diesen Berliner Weg, den Kay ausgerufen hat, das ist kein Vermächtnis, sondern das ist Auftrag für uns“, sagte Geschäftsführer Tom Herrich im Januar und Stadionsprecher Fabian von Wachsmann sprach beim von der Trauer um Kay überschatteten Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf mit den Worten „Du hast uns einen Berliner Weg in die Zukunft gezeigt, an den wir alle glauben“ jedem Herthaner aus dem Herzen. Doch hinter den Kulissen gerät dieser Weg in Gefahr!
Der Investor versucht, seinen Einfluss entgegen der Befugnisse, die die 50+1-Regel Investoren zugesteht, zu erweitern. 777 Partners forderte bereits vor Monaten den Rauswurf von Trainer Dárdai und bemüht sich nun darum, einen eigenen Kandidaten auf dem Trainerposten zu installieren und die Besetzung der Trainerposition nicht den Gremien des Vereins zu überlassen.
Zudem sind der Posten des Sportdirektors und generell die sportliche Führung für 777 Partners von maßgeblichem Interesse. Der Investor möchte diese Schlüsselpositionen mit Personen aus dem 777-Umfeld besetzen. Die Einmischung in weitere Geschäftsbereiche ist dem Investor nicht fremd, über die Beratungsfunktion hinaus baut 777 Partners schon seit längerer Zeit massiven Druck auf.
Die finanziell prekäre Lage unserer Hertha ist hierbei das größte Druckmittel. Androhungen von 777 Partners an den Verein, Zahlungen nicht zu leisten (wie es etwa bei Standard Lüttich und Vasco da Gama gängige 777-Praxis war) und damit in letzter Konsequenz Punktabzüge zu erleiden, werden zur Willensdurchsetzung genutzt. Zeitgleich wird Druck aufgebaut, dass Hertha BSC sich wohlwollend über dieses unseriöse Unternehmen äußert, damit das Standing von 777 Partners in der Öffentlichkeit nicht noch schlechter wird, als es durch die vielen Skandale ohnehin schon ist.
Aber nicht nur der Investor arbeitet entgegen rechtlicher Statuten und entgegen des von der absoluten Mehrheit im Verein präferierten „Berliner Weg“. Auch auf der Geschäftsstelle und in den Gremien scheint jene Fraktion zu erstarken, die eine Kehrtwende weg von dem Pfad anstrebt, den Hertha BSC unter Kay Bernstein eingeschlagen hat. Hinter vorgehaltener Hand wird auch schon mal das Narrativ benutzt, „dass Kays Tod inhaltlich kein Verlust“ sei. Vertreter anderer Gremien von Hertha BSC und führende Angestellte der Hertha BSC & Co KGaA wollen dabei das höchste Gremium unseres Vereins, das Präsidium, bewusst kleinhalten. Wir wünschen uns ein starkes Auftreten des derzeitigen Präsidiums und dass es sich dieser negativen Einflussnahme klar entgegenstellt. Umso mehr wünschen wir uns dieses starke Auftreten, da genau diese Personen auch für die Weitergabe von Informationen an die Medien – vorrangig des Boulevards – verantwortlich sind. Diese Informationsweitergaben stellen einen Rückfall in alte Muster dar.
Der Vertrag mit der Geschäftsführung sollte nach dem Willen von Kay Bernstein ursprünglich nicht verlängert werden. Die letztlich erfolgte Vertragsverlängerung erfolgte nur nach umfangreichen Absprachen sowie der Festlegung klar definierter Leitlinien. Die getroffenen Absprachen werden nun plötzlich wieder „vergessen“ und es wird mit aller Macht versucht, das Vereinbarte zu verhindern.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen uns, dass trotz hehrer Worte versucht wird, auf dem Rücken unserer Alten Dame und ihrer Anhänger am eingeschlagenen „Berliner Weg“ zu rütteln und uns auf den als überwunden geglaubten Irrweg zu führen, der keinen langfristigen Aufbau von unten und aus der eigenen Jugend heraus vorsieht, sondern der möglichst schnell und gradlinig „nach oben“ führen soll, um schnell und viel Rendite für externe Geldgeber abzuwerfen. Wir allerdings haben die Umstände nicht vergessen, unter denen Kay den „Berliner Weg“ einschlagen musste. Einen solchen Irrweg werden wir nicht widerstandslos zulassen!
Wir fordern alle Vereinsvertreter auf, weiterhin ausdauernd am „Berliner Weg“ festzuhalten und die Machtspielchen des Investors sowie egoistischer Mitarbeiter und Gremienvertreter von Hertha BSC strikt zu unterbinden. Niemand muss sich der Illusion hingeben, dass wir nicht auch während der Sommerpause und der Europameisterschaft genau auf die Machenschaften bei Hertha BSC schauen werden.
Das letzte Heimspiel hat es deutlich gezeigt: Wer Kay Bernsteins „Berliner Weg“ umkehren will, der agiert gegen den Willen der Mitglieder und Fans von Hertha BSC!
Harlekins Berlin ´98 im Mai 2024