50+1 muss bleiben! Kind muss weg!

Der oben genannte Spruch wurde am vergangen Sonntag beim Spiel unserer Hertha im Gästeblock in Köln per Spruchband gezeigt. Auch in der Heimkurve wurde dieser Spruch präsentiert und nicht wenige Zuschauer im Müngersdorfer Stadion dürften sich anschließend gefragt haben, was „50+1 muss bleiben!“ und „Kind muss weg!“ bedeuten soll und welchen Bezug diese Spruchbänder zum Spiel 1. FC Köln – Hertha BSC haben können.

Die Spruchbänder spielen auf die aktuelle Situation bei Hannover 96 an und sollen als moralische Unterstützung für die Fanszene der Niedersachsen dienen. Zusätzlich soll das Thema „50+1 muss bleiben!“ in die Öffentlichkeit, denn in Hannover herrscht momentan eisige Stimmung zwischen einem Großteil der Fanszene und dem Präsidenten Martin Kind. Für nur 12.750 Euro versucht Kind momentan die Mehrheit an der „Hannover 96 Management GmbH“ zu erwerben und zusätzlich eine Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel zu beantragen, obwohl es einen Beschluss der Mitgliederversammlung von Hannover gibt, der ihm dies zum aktuellen Zeitpunkt untersagt. Mit der angestrebten Mehrheit in der „Hannover 96 Management GmbH“ erlangt Martin Kind die absolute Kontrolle über einen Bundesligaverein mit über 120-jähriger Tradition. Es gibt jedoch ein qualifiziertes Gutachten, welches den Wert der „Hannover 96 Management GmbH“ auf einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag schätzt, da mit der „Hannover 96 Management GmbH“ die vollen Stimmrechte verknüpft sind. Andere Bundesligavereine, z.B. Hertha BSC, haben kürzlich durch den Verkauf von Anteilen ohne Stimmenmehrheit hohe Millionenbeträge erwirtschaftet.

Die Bestrebungen von Martin Kind dürfen keinen Erfolg haben, denn bei einer möglichen Übernahme durch Kind, könnte in Deutschland eine Lawine ins Rolle kommen. Der Fall Hannover könnte zum Präzedenzfall werden und die 50+1-Regel zum Kippen bringen. Finanzkräftigen Privatpersonen und Investoren wird damit der „Markt Bundesliga“ endgültig geöffnet, was dazu führt, dass Vereinsstrukturen und das Mitspracherecht der Mitglieder keine Rolle mehr spielen werden. Eine solche Situation könnte am Ende auch dazu führen, dass Bundesligavereine nur noch Spekulationsobjekte sind, die von Investoren gehandelt und von einem zum anderen Spekulanten veräußert werden. Wie wichtig gerade Mitbestimmung auch bei Hertha sein kann, haben wir in den letzten Jahren erlebt. Erst durch die Mitglieder wurde die Herthafahne wieder zur „Fahne pur“ und gleichzeitig auch in der Vereinssatzung verankert. Eben solche Vereinssatzungen oder auch die Mitgliederversammlungen der Vereine hätten nach der Aufweichung, oder gar völligen Abschaffung der 50+1-Regel keine Relevanz für die Investoren mit Mehrheitsanteilen.

Wie der Einstieg eines profitorientierten Investors einen Verein fast in den Ruin treiben kann, konnte man in den letzten Jahren in München beobachten. Im Jahr 2011 übernahm dort Hasan Ismaik mit seiner „HAM International Limited“ für 18 Millionen Euro 60% der „1860 München KGaA“. Seit dieser Übernahme durch den jordanischen Investor regiert bei den Löwen das Chaos, was im letzten Sommer in der Verweigerung der Lizenz für die 3. Liga und dem freien Fall von der 2. Bundesliga, direkt in die Regionalliga gipfelte.

Infos zur Situation in Hannover unter: www.proverein1896.de

Text vom 03.12.2017