Aktuelle Situation zwischen Vereinsführung und der aktiven Fanszene

Schon fast die gesamte Saison 2017/2018 liegt ein grauer Schleier über der Ostkurve Hertha BSC. Dass das Verhältnis zwischen Herthas Geschäftsführung und den Ultras, sowie weiten Teilen der Ostkurve stark angespannt ist, hat sich so langsam auch bis zum letzten Herthaner rumgesprochen. Die letzten Gespräche von Vertretern der Ostkurve Hertha BSC mit der Geschäftsführung liegen nun fast ein Jahr zurück. Die aktuellen Entwicklungen tragen jedoch nicht zur Entspannung der Situation bei, denn in dieser Woche gab es erneut Sanktionen und Auflagen gegen Herthaner, welche ein Spruchband zum Heimspiel gegen Köln angemeldet hatten. Wie kam es dazu?

Nach einem in der Öffentlichkeit umstrittenen, rechtlich aber absolut irrelevanten Spruchband von uns gegen die Ultras des 1. FC Köln, folgte ein Spruchbandverbot gegen unsere Gruppe, die „Harlekins Berlin `98“. Dieses Verbot war ursprünglich gültig bis zum Ende des Jahres 2017, wurde vom Verein aber wegen nicht genehmigten Spruchbändern in den folgenden Spielen, auf unbestimmte Zeit verlängert. Einige Monate später folgte dann eine Welle von Auflagen und Zensurversuchen für eine geplante Choreo der Ostkurve Hertha BSC zum Heimspiel Hertha BSC – TSG Hoffenheim, was dazu führte, dass diese Choreo kurzfristig abgesagt wurde. Kurze Zeit später flatterten per Einschreiben dann zwei Stadionverbote bei „Harlekins“-Mitgliedern ein. Begründet wurde die beiden Stadionverbote unter anderem mit ausgerollten Spruchbändern, welche „die Sicht mehrerer Personen … behindern“ und dem weiteren Vorwurf gegen die Beschuldigten, die „zugewiesenen Platz auf unzulässige Weise verlassen“ zu haben. Beim Blick auf die eigene Dauerkarte wird dieser angebliche Verstoß gegen die Stadionordnung ad absurdum geführt, denn auf jeder Ostkurven-Karte wird folgender Vermerk aufgedruckt: „Freie Sitzplatzwahl bei BL-Spielen in den Blöcken Q-T“.

Doch damit noch lange nicht genug! Dass ein Spruchbandverbot gegen eine einzelne Gruppen keine Erfolg hat, haben die Verantwortlichen bei Hertha spätestens beim letzten Heimspiel gegen Wolfsburg zu spüren bekommen. Rund zwanzig Spruchbänder von Zusammenschlüssen aus sämtlichen Berliner Bezirken und Regionen im Berliner Umland kritisierten die aktuelle Ausrichtung der Geschäftsführung und das Verhalten von Herthas Vertretern bei der DFL-Abstimmung zum Thema 50+1. In der Presse wurde diese Kritik von Michael Preetz und Paul Keuter natürlich sofort heruntergespielt. Die Kritiker waren sofort wieder die ewig Gestrigen. Dabei wurde von den beiden Herren aber mit keinem einzigen Satz auf die vorgebrachte Kritik eingegangen. Kein Wort zur Enthaltung bei der 50+1 – Abstimmung, kein Wort zur fehlenden Präsenz in der eigenen Stadt, kein Wort zum Zuschauerschwund, kein Wort zu unzufriedenen Mitgliedern und Fans und auch kein Wort zur neuen Kampagne, welche bis jetzt keinen sicht- und spürbaren Erfolg eingebracht aber Millionen Euro verschlungen hat. Wie man bei Hertha mit dieser Kritik umgeht, bekam die Fanszene nun nochmal deutlich zu spüren. Hertha wirbt in der Öffentlichkeit zwar immer mit Gesprächsbereitschaft, doch offensichtlich darf man seine Meinung und Kritik nur dann äußern, wenn sie den Damen und Herren von der VIP Tribüne passt. Anders lassen sich auch die neusten Sanktionen gegen Fans in der Ostkurve nicht erklären. Gestern erhielten wir die Info, dass offensichtlich schon wieder neue Regularien bei Hertha eingeführt wurden. Nachdem die letzte geplante Choreo mit so hohen Auflagen belegt wurde, dass diese praktisch nicht mehr umsetzbar war, hat es nun auch Spruchbänder in der Ostkurve getroffen. Folgende E-Mail von der Fanbetreuung an einen Spruchband-Anmelder wurde uns am Freitag weitergeleitet:

„… Für das Einbringen von Spruchbändern (Bannern) benötigen wir gewisse Informationen insbesondere damit am Einlass (bitte Nutzen Sie zum Einbringen Ihres Spruchbandes das Osttor, Eingang Mitteltor) keine Probleme entstehen.

  1. Aus welchem Material ist das Spruchband gefertigt (z. B. Stoff, Raufasertapete, PVC)?
  2. Aus welchen und wie vielen Teilen setzt sich das Spruchband zusammen (z. B. drei Tapetenrollen)?
  3. Welche konkreten Abmessungen hat das Spruchband?
  4. Wer meldet das Spruchband an (Sie oder eine Gruppe)?
  5. Zudem gelten folgende Anforderungen an das Einbringen von Spruchbändern (Banner):
  • Es ist strikt untersagt, Spruchbänder mit beleidigendem, diskriminierendem oder diffamierenden Inhalt in das Berliner Olympiastadion zu verbringen und/oder dort zur Schau zu stellen.
  • Die Spruchbänder sind durch den Anmelder bzw. die entsprechende Personengruppe nach Abschluss der Zurschaustellung entsprechend zu entfernen und sachgerecht zu entsorgen.
  • Sollten die Vorgaben nicht eingehalten werden, müssen wir Sie bereits jetzt darauf hinweisen, dass damit gleichfalls gegen die Haus- und Stadionordnung verstoßen und wir uns entsprechende Sanktionen solcher Verstöße vorbehalten. …“

Die Geschäftsführung von Hertha BSC sollte endlich mal aufwachen und anfangen, sich mit wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen und nicht ständig neue Sanktionen und Auflagen gegen kritische Herthaner aus dem Hut zu zaubern. Der Identitätsverlust bei vielen Herthanern und die damit einhergehenden, sinkenden Zuschauerzahlen, sowie die schwindende Reputation in der eigenen Stadt sollten Herrn Preetz und Herrn Keuter mehr Kopfschmerzen bereiten. Gegen Mainz und Hoffenheim passierten jeweils nur etwa 23.000 Zuschauer die Stadiontore. Fast 10.000 Herthaner weniger, als offiziell angegeben…

Zeit für Veränderung – Gemeinsam für die Zukunft von Hertha BSC!

Harlekins Berlin `98 im April 2018