ViaNogo, Viago-go-Home, No-Go-Viagogo – Was verbirgt sich dahinter?

In den letzten Monaten waren in diversen Kurven in Deutschland immer wieder Spruchbänder und Aktionen mit dem Motto „ViaNOgo“ wahrzunehmen, unter anderem legten die Fanszenen aus Hamburg, Gelsenkirchen, Stuttgart oder Nürnberg ihren Fokus auf dieses Thema. Was verbirgt sich aber hinter diesen Aktionen und warum beschäftigt dies eine Vielzahl an aktiven Fans in der letzten Zeit?

„ViaNogo“ richtet sich gegen die Internetplattform Viagogo. Auf der Internetseite werden Eintrittskarten für verschiedene Veranstaltungen, insbesondere auch für Bundesligaspiele angeboten und könnten vom Kunden käuflich erworben werden. Die Problematik hierbei liegt darin, dass die Tickets nicht für ihren ursprünglichen Preis angeboten werden müssen, sondern ein willkürlicher Preis vom Händler festgelegt werden kann. In der Vergangenheit wurde dies von Vereinen und Behörden als Schwarzmarkt bezeichnet, wurde mit strafrechtlichen Verfahren verfolgt und hatte unter anderem Razzien bei den Händlern im Internet oder vor den Stadiontoren zur Folge, sowie erhebliche Geldstrafen. Fast alle Vereine der Profiligen weisen ausdrücklich auf den Rückseiten der Eintrittskarten darauf hin, dass der Weiterverkauf der Karte unter Erhöhung des Preises untersagt ist. Dies bedeutet, dass es nicht geduldet wird, wenn sich Dritte an der Veranstaltung durch den Verkauf der Karte bereichern. Der Verbraucher, in unserem Fall der Fußballfan soll und muss vor Wucher und Abzocke geschützt werden und nur so viel für einen Platz im Stadion bezahlen, wie auf dem Ticket ausgewiesen ist.

Wenn Schwarzmarkt legal wird!

Spruchband-Aktion beim Heimspiel gegen Braunschweig 2012/13
Wenn Schwarzmarkt legal wird!

Auf den ersten Blick klingt dies alles sehr sinnvoll und kann von uns Fans nur begrüßt werden. Jedoch entwickelt sich die Kartenbranche weiter und hat ein Modell entwickelt, bei welchem sie die Vereine einfach in ihre Machenschaften einbezieht und diese im Gegenzug an den Gewinnen aus dem überzogenen Weiterverkauf beteiligt. Die Vereine erhalten Millionen an Sponsorengeldern und lizenzieren dafür die Internetplattform Viagogo ihre Eintrittskarten durch private Händler zu willkürlichen Preisen anzubieten. Es kann schon als paradox bezeichnet werden, wie Vereine ihre Meinung und ihr Handeln ändern, wenn sie am Millionengeschäft Schwarzmarkt einfach beteiligt werden. Nun wird der Schwarzmarkt als sogenannter „Zweitmarkt“ von den Offiziellen der Vereine bezeichnet und sogar aktiv gefördert. Nicht nur, dass die zehn Klubs aus der ersten Bundesliga und die zwei Klubs aus der zweiten Liga, welche einen Pakt mit dem schweizerischen Unternehmen Viagogo eingegangen sind es nun tolerieren, dass private Händler sich an dem Volkssport Fußball finanziell bereichern, sie stellen sogar teilweise Viagogo ein hohes Kartenkontingent zur Verfügung, das von dem Unternehmen auf der Internetseite verkauft wird, natürlich zu einem Vielfachen des Originalpreises. Die Preise erreichen mittlerweile Dimensionen, welche nicht mehr hinnehmbar für uns Fans sein können. So werden Stehplatzkarten für das Spiel der Dortmunder gegen die Bayern ab 198€ angeboten und für das Spiel von Union gegen Dresden kann eine Karte ab 78€ den Besitzer wechseln, natürlich im Stehplatzbereich und alles nun legal.

Viagogo erhält bei jedem zustande gekommen Geschäft 10 Prozent des Preises vom Verkäufer und 15 Prozent vom Käufer! Bei dreiviertel der Verkäufern bei Viagogo handelt es sich um professionelle Kartendealerfirmen, wie ein englisches TV-Magazin enthüllt hat. Diese haben eine Plattform gefunden, bei welcher sie ohne Probleme ihre teils kriminellen Geschäfte abwickeln können. Ein Millionenspiel, welches dankend von Personen mit größerer Geldtasche angenommen wird und für Fans mit weniger finanziellen Mitteln nicht mehr bezahlt werden kann. In England hat sich dieser Prozess schon vor längerer Zeit durchzogen, auch auf der Insel ist Viagogo ein intensiver Kooperationspartner von etlichen Klubs.

Es ist also kein Wunder, dass Fans es nicht akzeptieren können, wenn ihre Vereine Verträge mit dem Tickethändler Viagogo abschließen. An mehreren Standorten wurden Kampagnen gegen die Zusammenarbeit mit dem Internetunternehmen ins Leben gerufen, Unterschriften gesammelt und Gespräche mit den Vereinsoffiziellen gesucht. Beim Hamburger SV haben sich die Bemühungen der Fans redlich gelohnt. Durch kontinuierliche Überzeugungsarbeit der Szene konnte so viel Druck auf den Verein aufgebaut werden, dass er reagierte und den Vertrag mit Viagogo zum 31.07.2013 kündigte. Nun verklagt das Unternehmen den HSV auf 200.000€ Schadensersatz. Auch bei weiteren Vereinen haben die Proteste der Fans im Laufe der Zeit Wirkung gezeigt. Eintrittskarten für den VFB Stuttgart dürfen auf Viagogo nur für den regulären Preis oder günstiger angeboten werden.

In anderen Städten wird versucht den Protest der Fans zu unterdrücken. In Gelsenkirchen wurde beim Spiel gegen Düsseldorf eine Unterschriftenaktion vom Verein untersagt, weil man keine Aktionen unterstützen möchte, welche sich gegen Partner des Vereins richten. Der Weg des modernen Fußballs geht mit großen Schritten voran und hat mit dem legalisieren von Schwarzmärkten und der finanziellen Beteiligung von Vereinen an diesem Geschäft eine neue Dimension erreicht. Wir Fans dürfen diesen Prozess jedoch nicht akzeptieren oder unterstützen. Deswegen ist es von großer Relevanz, dass sich niemand an dem Internetportalen wie Viagogo, Seatwave oder Ebay mit Kartenverkäufen bereichert. Lehnt diese Form von Kartenkäufen oder Verkäufen ab!

Wenn ihr dennoch eine Eintrittskarte für ein Spiel über habt, versucht diese an Herthaner weiterzugeben und zwar nicht zu erhöhten Preisen, sondern fair zum Originalpreis. Interessenten findet ihr mit Sicherheit, zum Beispiel im Stadion am Fanstand, im Internet auf der Tauschbörse von hertha-inside.de oder im Forum des Förderkreis Ostkurve.

Harlekins Berlin ’98 im April 2013

Via-No-go

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