Stopp der Gespräche mit Herthas Geschäftsführung

Hallo Herthaner!

Ein aufregendes Jahr 2016 liegt hinter uns. Nach einer respektablen Saison 2015/2016, erreichte unser Verein seit langer Zeit wieder einen Startplatz, der für die Teilnahme an der Europa League Qualifikation berechtigte. Entsprechend euphorisch starteten Verein und Anhänger in die neue Spielzeit. Das Ende vom Lied ist bekannt und bereits in der 1. Runde der Qualifikation strich man wieder die Segel gegen den dänischen Vertreter Bröndby IF. Viele Pessimisten sahen sich bereits früh bestätigt und beschworen eine schwierige Saison herbei. Doch es kam anders als gedacht und nach einer fulminanten Hinrunde steht unsere Alte Dame, wie bereits im Vorjahr, zum Ende der Halbserie auf einen nicht für möglich gehaltenen Platz 5 der Tabelle.

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten und so war die zurückliegende Hinrunde auch von unterschiedlichen Aktionen der Fanszene geprägt, die sich gegen den vom Verein initiierten Imagewechsel richteten. Dieser wurde im Sommer 2016 in die Wege geleitet und beinhaltet neben einer vollkommen am Ziel vorbeigehenden Marketingkampagne auch die Ausrüstung der Mannschaft mit pinken Ausweichtrikots und orangefarbener Trainingskleidung, sowie Präsentationsanzügen. Entsprechend irritiert reagierte die Fanszene auf diese Veränderungen und brachte bereits früh ihre Kritik daran zum Ausdruck. Weiterer Gesprächsstoff ergab sich im Zusammenhang mit der erneut aufflammenden Stadiondebatte, bei der sich u.a. Präsident Gegenbauer zu Äußerungen hinreißen ließ, wonach „…die Gedankengänge nicht an der Stadtgrenze aufhören müssen!“. Wie auch immer man die Lage bewerten möchte, so ergab sich für viele Herthaner der Eindruck, dass der Verein gerade zwei Schritte vor dem Ersten macht und sich immer weiter von seiner Basis entfernt. Dies wurde besonders daran deutlich, dass man jegliche Kritik an der Marketingkampagne und an der verunglückten Ausrüstung des Teams auch öffentlich mit abschätzigen Bemerkungen versah. Unter anderem wurden kritische Spruchbänder zu dieser Thematik öffentlich durch verschiedene Medien des Vereins ins Lächerliche gezogen. Eine sachliche Auseinandersetzung mit der Kritik am eigenen Vorgehen fand zu keinem Zeitpunkt statt!

Dies ist insofern verwunderlich als das man eigentlich über Jahre hinweg einen konstruktiven Dialog mit dem Verein führte, bei dem man sich auf Augenhöhe begegnete um aktuelle Themen und Probleme zu besprechen. Hierbei wurden auch immer wieder Zugeständnisse an die Fanszene gemacht und das Gefühl vermittelt, dass die Sorgen und Wünsche der Anhänger tatsächlich auf offene Ohren stoßen. Leider ist hiervon mittlerweile nicht mehr viel zu spüren, viel mehr hat man den Eindruck, dass in sportlich guten Zeiten die Fans und ihre Anliegen eher lästiges Übel sind.

Deutlich wurde dies auch beim strittigen Thema bzgl. des Umgangs mit dem Marketingkonstrukt vom Dosenklub aus Leipzig. Auf den angesprochenen Quartalstreffen mit der Geschäftsführung, wurde hier seitens des Vereins betont, dass man auch darüber nachdenkt wie man diesem Konstrukt kreativ etwas entgegensetzen könnte. Sicherlich war zu keinem Zeitpunkt davon auszugehen, dass der Verein allen Wünschen der Fanszene entsprechen würde, dass jedoch trotz mehrerer Quartalstreffen und der insgesamt ca. anderthalbjährigen Diskussion zu diesem in der Fanszene sehr sensiblen Thema keinerlei Rückmeldung erfolgte, erwartete niemand. Dass dann ausgerechnet auf Herthas Mitgliederversammlung von einer nicht am Dialog beteiligten Person auf Nachfrage mitgeteilt wird, dass man sich „…RB Leipzig sportlich auf dem Platz entgegen stellen wird und weiter nichts!“, überraschte umso mehr. In diesem Zusammenhang wurde seitens der Fanszene auch nochmal bekräftigt, dass man sich vor allem in diesem Spiel wünschen würde nicht in den ungeliebten, pinken Trikots aufzulaufen. Schließlich sind unsere blau-weißen Trikots ein Inbegriff von Tradition, die besonders deutlich machen wie sehr man sich vom unbeliebten Gegenüber aus Leipzig unterscheidet. Angedacht war in diesem Zusammenhang auch ein alternatives Trikot zu kreieren, welches im Nachgang für einen guten Zweck verkauft werden sollte. Auch hier spürte man zu keiner Zeit, dass seitens der Geschäftsführung von Hertha B.S.C. das dafür nötige Engagement gezeigt wurde. Wie die Geschichte am Ende ausging ist bekannt! Hertha spielte abermals in Pink und ergab sich kampflos den Bullenschweinen, nicht nur auf dem Feld sondern auch in der Art und Weise wie man sich im Vor- und Nachgang zu diesem Klub positionierte.

Für viele von uns ist daher allmählich der Punkt erreicht, an dem man nicht mehr kleinlaut zuschauen möchte in welche Richtung sich unsere Hertha entwickelt. In diesem Jahr steht der 125. Geburtstag unseres Vereins an. Ein Jubiläum, welches es zu feiern gilt! Auch hier wollte die Fanszene eigentlich in enger Abstimmung mit dem Verein einen würdigen Rahmen entwickeln um diesen historischen Moment gemeinsam zu zelebrieren. Vertretern der Fanszene wurde in mehreren Gesprächen daher zugesichert, bereits im Vorfeld in die Planungen involviert zu werden. Wie wir ebenfalls auf der Mitgliederversammlung erfuhren, ist auch diese Aussage hinfällig. Stolz wurde verkündet, dass bereits ein „Festkomitee“ eingerichtet ist. Vertreter aus der Fanszene sind hier nicht vertreten!

Im Hinblick auf all diese Entwicklungen verschärft sich also der Eindruck, dass man auf die Fanszene nicht mehr Rücksicht nehmen möchte. Jetzt, in einer Phase sportlicher Stabilität, scheint man auf den Rückhalt aus der Ostkurve bzw. der aktiven Fanszene nicht mehr angewiesen zu sein, anders als in den Jahren, in denen man zwischen 1. und 2. Bundesliga pendelte und es vor allem die Fans waren die dem Verein am Leben hielten.

Worauf wir hinauswollen?

Wir geben hiermit bekannt, dass wir bis auf weiteres sämtliche Gespräche mit der Geschäftsführung von Hertha B.S.C. einstellen werden. Wir sehen uns nicht mehr als gleichberechtigen Partner in den Gesprächen, sondern werden in die Rolle von Bittstellern und vermeintlich Ewiggestrigen gesteckt. Auf dieses Ungleichgewicht haben wir keine Lust mehr. Die Ostkurve Hertha B.S.C. war und ist ein mündiger Teil des gesamten Vereins und auch die Verantwortlichen sollten sich dessen bewusst sein. Auch wenn die Geschäftsführung momentan nicht müde wird zu betonen wie schlecht doch die Stimmung im Olympiastadion ist, um dadurch weitere Argumente für ein Stadionneubau zu bedienen, dürfte den Herrschaften eigentlich bewusst sein, dass gerade die Ostkurve mit ihrer organisierten Unterstützung ein wesentlicher Faktor ist, der den Stadionbesuch momentan ausmacht. Schließlich sieht man ja bereits jetzt, dass trotz sportlich guter Aussichten dennoch nicht mehr Zuschauer zu den Heimspielen kommen.

Wir möchten keine Szenarien herauf beschwören, aber die Aussicht ist dennoch klar. Wir sind kein Stimmungsdienstleister, weder in guten noch in schlechten Zeiten. Wenn wir nicht ernst genommen werden, dann darf man auch nicht erwarten, dass wir weiterhin gute Miene zum bösen Spiel machen. Es ist beileibe nicht so, dass wir gerade in diesen sportlich wirklich aussichtsreichen Zeiten es auf diesen Konflikt ankommen lassen wollen. Weiterhin stehen wir für einen offenen und vor allem auf Augenhöhe geführten Dialog zur Verfügung. Doch zwingt uns die Sturheit des eigenen Vereins dazu diesen Schritt zu vollziehen.

Hertha B.S.C. ist für uns alle eine Herzensangelegenheit. Seit Jahren stehen wir sowohl zu Hause als auch auswärts bei jedem Spiel im Block und unterstützen unsere Mannschaft. Dieser Treueschwur wird auch kein Ende finden. Wir erwarten dafür auch keine Lorbeeren und lieben Worte. Wir erwarten lediglich, dass man unsere Anliegen ernst nimmt und sie nicht als Geschwafel abtut. Die Ostkurve Hertha B.S.C. ist das Herz des Vereins und wir tragen unser Herz nun mal auf der Zunge. So wie wir Berliner sind. Und von daher schreien wir auch weiter „Ha Ho He“ und nicht „We try. We fail. We win“. Wir sind immer noch die Alte Dame Hertha B.S.C. und kein Start-Up! 125 Jahre Hertha B.S.C. – Dieser Anlass gebührt nicht nur der Historie des Vereins. Er gebührt auch und vor allem den Fans, die diesem Verein seit Jahrzehnten die Treue halten obwohl der Verein eben genau das ist was er ist. Die manchmal etwas angegraute, launische aber trotzdem mit wahnsinniger Ausstrahlung versehene Alte Dame aus der Hauptstadt. Das Berliner Sorgenkind seit 1892. Unsere Loyalität gehört daher auch dem Klub und der stolzen Fahne auf der Brust und niemandem Anderem. Wir machen euren Imagewechsel nicht mit! Und solange unsere Kritik nur ein leerer Gedanke in eurem Kopf bleibt, sehen wir uns außer Stande euch noch in Gesprächen zu begegnen.

Wir erwarten eine Reaktion des Vereins, eine deutliche Kehrtwende in der Zusammenarbeit mit den Fans und nicht zuletzt ein deutliches Umdenken im Hinblick auf die Außendarstellung. Andernfalls wird die Zeit zeigen, wieviel Ausdauer die Herrschaften an den Tag legen werden im Konflikt mit den eigenen Fans. Denn eines ist sicher: Wir stehen auch noch dann hier, wenn die Verantwortlichen ihren Job getan haben!

Harlekins Berlin ’98, Dynamic Supporters 2005, Hauptstadtmafia 2003 – im Januar 2017