Offener Brief an Trainer Friedhelm Funkel

Herr Funkel, Ha Ho He und herzlich Willkommen bei Hertha BSC!

Mit dem folgenden Schreiben positionieren wir uns zur aktuell desolaten Situation, in die Sie persönlich gerade erst hineingeraten sind. Zum „Neuanfang“ möchten wir Ihnen mit auf den Weg geben, was wir von der Mannschaft unter Ihrer Leitung in den nächsten Wochen erwarten.

Wir bitten Sie ausdrücklich darum, dass ausnahmslos jeder Spieler der aktuellen Mannschaft von Hertha BSC dieses Schreiben liest – und sei es mit Hilfe eines Dolmetschers. Es ist unsere volle Überzeugung, dass wirklich jeder Spieler vor dem Spiel in Nürnberg diese Worte verinnerlicht haben sollte – es geht um so viel!

In Nürnberg muss absolut alles gegeben werden, um die Wende einzuleiten. Jeder Einzelne muss bis zum Umfallen kämpfen, um in Nürnberg zu gewinnen. Spieler, die weiterhin den Eindruck erwecken dies nicht zu tun, werden von uns nicht mehr in der Aufstellung von Hertha BSC akzeptiert. Sollte in Nürnberg eine weitere Pleite seelen- und willenlos hingenommen werden, ist mit der Unterstützung der aktiven Fanszene von Hertha BSC in den nächsten Spielen nicht mehr zu rechnen. Zu lange schon beschleicht uns das Gefühl, dass hier nicht jeder sein Möglichstes für unsere Fahne gibt.

Mit viel Geduld und gegen Widerstände im Stadion ,sowie die mediale Stimmungsmache haben wir die Situation in der bisherigen Saison miterlebt und getragen. Die Bemühungen, der Mannschaft mit Geduld und Vertrauen konstruktiv (aufmunternde Transparente, aufbauende sachliche Gespräche mit Spielern etc.) zu helfen, wurden weder von Erfolg gekrönt noch mit totalem Einsatz belohnt. Wir haben bei vielen Spielern keinen Wandel bemerkt. Allein die Körpersprache vieler Spieler verrät, dass es für sie nicht das Allerwichtigste ist, Hertha wieder aus dem Dreck zu ziehen. Eine solche Einstellung wird nicht weiter toleriert! Dass aus Geduld in großen Teilen der Fanszene längst bittere Wut geworden ist, sollte jeder Spieler einmal in Ruhe bedenken.

Wir erwarten von einem Hertha BSC-Spieler, dass er jeden Tag in der Woche an sich arbeitet und sich innerlich mit voller Kraft darauf vorbereitet, wie das nächste Spiel für Hertha gewonnen werden kann.

Wir erwarten weiterhin, dass die Mannschaft von Hertha BSC als Einheit auftritt. Mögliche Grüppchenbildungen müssen dringlich unterbunden werden. Wer in den 90 Minuten auf dem Platz nicht als Freund des Mitspielers auftritt, ist falsch in der Mannschaft. Dabei gilt es insbesondere auch bereit zu sein, seine Mitspieler zu unterstützen, sich gegenseitig zu motivieren und auch bei Fehlern zu seinen Mannschaftskameraden zu stehen und sie zum Weiterkämpfen zu ermuntern. Resignation darf es nicht geben, genauso darf es keinem Spieler egal sein, wie seine Mitspieler eingestellt sind. Es darf nicht vorkommen, dass Einzelne einfach im Regen stehen gelassen werden.

Wir erwarten außerdem, dass die Kommunikationsbarrieren innerhalb der Mannschaft schleunigst behoben werden. Jeder Spieler muss Ihre Anweisungen verstehen können und eine Abstimmung mit seinen Teamkameraden muss möglich sein. Dies stellt nach unserem Dafürhalten eine unverhandelbare Selbstverständlichkeit einer intakten Mannschaft dar. Ein Ablehnen von Hilfestellungen zum Erlernen der deutschen Sprache kann nicht akzeptiert werden. Spieler, die sich weigern an einer einheitlichen Kommunikation untereinander zu arbeiten, sind für Hertha BSC nicht mehr tragbar. Wir erwarten von Ihnen, Herr Funkel, und auch von der Vereinsführung, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Wir erwarten, dass alle Mitwirkenden und Verantwortlichen der aktuellen Mannschaft, von Ihnen als Trainer, über den Manager und das Präsidium, bis hin zu jedem Spieler, sich vollends bewusst sind, was auf dem Spiel steht: Hertha BSC darf allein aus wirtschaftlichen Gründen in keinem Fall absteigen! Arbeitsveträge begründen nicht nur den Erhalt von Leistungen, sondern primär das Erbringen von Leistungen – es ist höchste Zeit, dies auf dem Platz zu beherzigen.

Zu verinnerlichen sind ganz besonders auch die folgenden Sätze:
Wir erwarten, dass jeder Spieler weiß für welchen Verein er hier auf den Platz läuft. Wir sind Hertha BSC, wir sind der Traditionsverein aus Berlin, welcher seit 1892 den Fußball in Deutschlands größter Stadt geprägt hat. Das sind keine leeren Floskeln, oder Sprüche wie sie Fans jedes Vereins sagen könnten.

Ein Spieler, der die Herthafahne auf der Brust trägt, muss wissen was es für uns bedeutet, diese Fahne zu tragen. Er muss wissen, was es für Berlin bedeutet diese Fahne zu tragen. Hertha BSC ist unser Leben – doch wir können nicht allein darum kämpfen!
Der nächste Schritt muss von der Mannschaft kommen.
Auf zur Wende nach Nürnberg!

Die aktive Fanszene von Hertha BSC
Berlin, den 16.10.2009