Notizen 2009/10

1. FC Köln – Hertha BSC 0:3 (0:2)

Tore:
0:1 Raffael (25. Minute)
0:2 Raffael (45.)
0:3 Cicero (75.)

Zuschauer: 46.300

Zum Spiel:
Nach dem unglücklichen Unentschieden gegen Dortmund half der alten Dame mal wieder nur noch ein Sieg, um sich noch irgendwie an den
Hoffnungsschimmer Relegationsplatz zu klammern. Schließlich kam es wie es kommen musste, völlig souverän schickten die Blau-Weißen den Gegner mit 3:0 vom Platz und verlängerten damit die Leidenszeit um einige
Spieltage.

Bereits nach 45 Minuten lag Hertha in einer bis dahin umkämpften Partie mit zwei Toren in Front, ehe der Kölner Siegeswille, begünstigt durch zwei Platzverweise, relativ schnell erlosch und Hertha per Freistoßtor von Cicero die wichtigen drei Punkte eintütete. Bleiben drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz bei noch fünf ausstehenden Partien.

Herthaner on Tour:
Im Gästeblock zeigten sich mal wieder die Schwächen des sogenannten „St. Pauli-Modells“. Weil beim vergangenen Aufeinandertreffen in Köln ein Knallkörper im oberen Bereich des Gästeblocks gezündet wurde, wurden uns zur Bestrafung sämtliche Zaunfahnen verboten. Während es die lange „Ultras“-Fahne nicht in den Block schaffte, fanden zumindest etliche
kleinere Fahnen, darunter auch die Sektion-Stadionverbot-Fahne über Umwege ihren Weg an den Zaun. Nach stimmungstechnisch etwas verhaltenem Beginn, legte der Gästeblock spätestens mit dem ersten Führungstreffer im Rücken eine flotte Sohle aufs Parkett. In der zweiten Halbzeit wurde weiter fleißig am Rad gedreht, und obwohl nur enttäuschende 1.800 Berliner den Gästeblock bevölkerten, konnte man sich zumindest verbal im ganzen Stadion ausbreiten. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an unsere Strasbourger Freunde, die uns mit einer Autobesatzung unterstützten.

Heimkurve:
Die Kölner Heimkurve konnte zu keinem Zeitpunkt des Spiels akustische Akzente setzen und so muss die Einlaufmusik mit einer ordentlichen Schalparade im ganzen Stadion als Höhepunkt angesehen werden. Trotz über 135 neuen Stadionverboten, die aus Vorfällen beim Gastspiel in Leverkusen resultieren, gab immerhin der mittlere Stimmungsblock die „Wilde Hord“, die „Boyz Köln“ und die „Coloniacs“ (eine neue Abspaltung älterer WH-Mitglieder) in der ersten Halbzeit ein recht kompaktes Bild ab, wohingegen sich große Teile der Kölner Südtribüne von Anfang an erschreckend lethargisch verhielten.

Während des gesamten Spiels wurden in der Heimkurve Spruchbänder zu drei
verschiedenen Thematiken präsentiert. Zum einen wurde die geplanten Preiserhöhungen zur neuen Saison, sowie die vom DFB verfügten Kollektivstrafen in Form von Zuschauerverboten kritisiert. Denn die Kölner Fanszene wurde, für das wiederholte Zünden von Pyrotechnik, für das Gastspiel in Hoffenheim ausgeschlossen. An eben jenem Tag wird bekanntermaßen auch bei uns in Berlin das Prinzip der Sippenhaft
praktiziert.

Darüber hinaus gab es mehrere Solidaritätsspruchbänder für die Virage Auteil in Paris. Um die Situation in Paris etwas besser zu erläutern, hier ein kurzer Auszug aus einer Meldung von Stadionwelt.de:

“ … Schon seit vielen Jahren herrschen Spannungen zwischen Fans der Tribüne „Kop of Boulogne“ und der „Virage Auteuil“, beides Fankurven der Fans von Paris SG. Bei Auswärtsspielen der Hauptstädter kam es schon häufig zu Ausschreitungen zwischen Fangruppen beider Fankurven. Die Fangruppen Authentiks, Supras Auteuil und Grinta beziehen nun deutlich Stellung zu den Vorfällen. Die drei Gruppen sind auf der „Virage Auteuil“ beziehungsweise auf der direkt angrenzenden „Tribune G“ anzutreffen.

Fans aus Marseille boykottierten das Spiel bei Paris SG, da sie nur in einem von der Polizei begleiteten Konvoi anreisen durften. Zu Ausschreitungen kam es trotzdem. In der gemeinsamen Stellungnahme erklären die drei Fangruppen, dass beim Heimspiel gegen Olympique Marseille die Besucher der „Virage Auteuil“ von circa 150 Hooligans des „Kop of Boulogne“ angegriffen wurden. Diese Hooligans machten sich wohl dabei ebenfalls durch rassistische Rufe bemerkbar, die sich gegen die eher von Paris Fans mit Migrationshintergrund besuchte Auteuil richteten. Der „Kop of Boulogne“ geriet schon häufig wegen ähnlicher Vorfälle in die Schlagzeilen. Nach Meinung der Authentiks, Supras und Grinta schritt die Polizei dabei nicht ein, weshalb sich die Besucher der Auteuil und der benachbarten Tribüne selber zur Wehr setzten. Dabei wurde ein Paris Fans vom Kop so stark verletzt, dass dieser bis zum heutigen Tag im Koma liegt (Kurvenecho-Redaktion: inzwischen ist er an den schweren Verletzungen gestorben). Laut Stellungnahme handelt es sich dabei um eine Person, die aktiv am Angriff auf Fans der Virage Auteuil beteiligt war. …“

Laut französischen Medienberichten sollen einige Fangruppen nun vor einer Zwangsauflösung durch das Innenministerium stehen. Betroffen sind laut den Berichten die angesprochenen Gruppen aus Paris („Supras“, „Authentiks“, „Grinta“), die „Brigade Sud“ aus Nizza, „Butte Paillade 1991“ und „Armata Ultras“ aus Montpellier und „Cosa Nostra“ von Olympique Lyon. Bei Nichtbeachten drohen den Mitgliedern Geldstrafen bis 30.000€ und im schlimmsten Fall bis zu zwei Jahre Haft.