In Berlin nur Hertha – Hertha nur in Berlin

Die Stadiondebatte wird aktuell kaum öffentlich diskutiert und Informationen erhält man größtenteils nur aus den unseriösen Federn der BZ. Grund genug, für einige Herthaner im Vorfeld des letzten Fanszenetreffens, Kontakt zu einer für uns eher ungewöhnlichen Adresse aufzunehmen. Hertha BSC möchte seinen Neubau im Olympiapark errichten. Dieser gehört dem Land Berlin und somit wäre unser Verein auf ein OK des Abgeordnetenhauses angewiesen, weswegen wir uns mit einem Fragenkatalog an die Fraktionen unseres Parlaments wandten. In mehreren Fragen wollten wir von den Abgeordneten wissen, ob:

  • Sie die Meinung von Hertha BSC teilen, das Olympiastadion sei nicht modern genug
  • Sie einen Neubau neben dem Olympiastadion für realistisch und umsetzbar erachten
  • Sie Herthas Haltung teilen, dass es in Berlin keine geeignete Fläche für einen Stadionneubau neben dem Olympiapark gibt

Es erreichten uns im Nachgang zwei Antworten, welche wir Euch nicht vorenthalten wollen. Die Regierungsparteien (Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke & SPD) antworteten in einem gemeinsamen Schreiben, außerdem die CDU.

Während die CDU Herthas Haltung teilt, das Olympiastadion sei für den Bundesligabetrieb nicht mehr geeignet, sehen die Senatsparteien das Olympiastadion nicht als Stimmungskiller an. Dennoch ist man auch hier bereit, Herthas Wunsch eines Neubaus zu respektieren. Eine Grundsensibilität für den Wunsch nach einem Neubau ist in Berlins Landespolitik also durchaus vorhanden.

Problematischer wird es dann bei der Frage nach dem Standort und somit bei der essentiellen Frage, da Hertha BSC keinen Alternativstandort innerhalb Berlins zum Olympiapark ausmachen konnte. Im Olympiapark gibt es mehrere Veranstaltungsorte (Maifeld, Olympiastadion, Waldbühne), zu denen sich mit einem Neubau ein vierter dazugesellen würde. Allerdings gelten lärmschutzrechtliche Vorgaben für das gesamte Areal, auf die die Senatsfraktionen hinweisen. Das heißt, dass die Gesamtzahl an Abend und Sonntagsveranstaltungen nicht steigen darf, selbst wenn hier ein neues Stadion gebaut wird. Im Umkehrschluss wird es für das Olympiastadion quasi unmöglich, einen dauerhaften Ersatzmieter für unsere Hertha zu finden. Zusätzlich stellt sich natürlich die Frage, ob es diesen potenziellen Ersatzmieter für das Olympiastadion überhaupt gibt? Deswegen wollen alle Parteien eine Konkurrenzausschlussklausel zwischen dem Olympiastadion und einem möglichen Hertha-Stadion. Diese Klausel soll dafür sorgen, dass außer Spielen von Hertha BSC keine weiteren Veranstaltungen im neuen Hertha-Stadion stattfinden dürften. Eine weder für Hertha BSC, noch für das Land Berlin ertragreiche Lösung, denn:

  • Die Mietausfälle, durch den möglichen Wegbruch von Hertha BSC, im Olympiastadion
    sind durch Konzerte, Länderspiele und das ISTAF nicht annähernd zu kompensieren
  • Andere Vereine generieren große Umsätze durch das Vermieten ihrer Stadien
  • Diese wichtigen Einnahmen würden Hertha BSC durch die Konkurrenzausschlussklausel
    verwehrt bleiben

Die Antwort zu alternativen Standorten fällt ernüchternd aus. Die Senatsfraktionen sehen im Landesbesitz keine geeignete Fläche für einen Stadionneubau, während die CDU mit den üblichen und unrealistischen Plattitüden von Tegel und Tempelhof zu kaschieren versucht, dass auch sie keinen alternativen Standort zum Olympiapark kennt.

Die Senatsfraktionen schließen ihr Schreiben mit etlichen ungeklärten, teils essentiellen, Fragen. So hat Hertha BSC bislang kein Konzept vorgestellt, wer die entstehenden infrastrukturellen Kosten zu tragen hat. Dazu zählen etwa der Ausbau des U-Bahnhof Olympiastadion und des umliegenden Straßennetzes. Der Senat scheint Herthas vollmundige Ankündigung, der Steuerzahler müsse keinen Cent für ein neues Stadion bezahlen, also auf alle hierdurch anfallenden Kosten zu beziehen. Ebenso ist nicht klar, welche Auswirkungen ein neues Stadion für uns hat. Deutlich steigende Ticketpreise!? Letztlich ist auch der Mieterschutz ein großes Problem. Die „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG“ ist aktuell nicht gewillt, ihre Häuser an der Sportforumstraße zugunsten eines Stadionneubaus aufzugeben. Ebenso sind die Mieter sehr verärgert, dass sie von den Plänen ihrer „Umsiedlung“ aus der Zeitung und nicht etwa von Hertha BSC erfahren mussten. Und dass obwohl Präsidiumsmitglieder von Hertha BSC zuletzt bei offiziellen Veranstaltungen der Genossenschaft zugegen waren.

Die Frage nach einem Stadionneubau bleibt kompliziert. Vor allem aber bleibt sie größtenteils intransparent, weswegen wir an Euch appellieren möchten: Nutzt die Mitgliederversammlung in wenigen Wochen, um von der Geschäftsführung Transparenz einzufordern! Löchert die Verantwortlichen mit Fragen zum aktuellen Stand. Die Geschäftsführung hat bis jetzt einen Neubau außerhalb Berlins nicht definitiv ausgeschlossen. Da ein Neubau im Olympiapark aktuell eher unwahrscheinlich scheint, bleibt das Damoklesschwert Brandenburg wohl vorerst präsent. Lasst Euch deswegen auch nicht mit ausweichenden Antworten der Vereinsführung abspeisen!

In Berlin nur Hertha – Hertha nur in Berlin

Ostkurve Hertha BSC – AG Stadion am 21.10.2018