Gewalttätige Übergriffe einiger Polizeibeamter in Bochum

Am vergangenen Sonntag (23.01.05) kam es vor dem Spiel VfL Bochum – Hertha BSC zu einem gewalttätigen Übergriff einiger Bochumer Polizeibeamter gegen Herthafans. Viele Fans haben bereits in der Vergangenheit immer wieder Konflikte mit der Polizei bei Auswärtsspielen ihrer Mannschaften erlebt, doch dieser „Polizeieinsatz“ war gekennzeichnet durch extreme Brutalität und Willkür.

Gegen 15.30 Uhr fanden sich etwa 50 – 60 Herthaner in einer Bochumer Kneipe in Stadionnähe ein. Während einige Fans in der Lokalität verweilten, standen einige auch vor dem Lokal. Seit der Ankunft der Fans war ständig Polizei in der Umgebung des Lokals präsent. Nachdem ein Herthaner an einem Hauseingang, welcher sich direkt neben der Kneipe befand, klingelte, rief der Anwohner aus seinem Fenster die Polizei, welche sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand, um Hilfe. Drei Polizeibeamte näherten sich dem jungen Mann. Sofort forderten die Beamten die Person auf, den Ausweis für eine Personenüberprüfung herauszugeben. Dieser Aufforderung kam der Fan nach. Anschließend wurde er aufgefordert sich an die Häuserwand zu stellen und eine Leibesvisitation über sich ergehen zu lassen. Auf die Nachfrage nach einem Grund dieser Durchsuchung antwortete ein Polizeibeamter mit einem Stoß gegen die Häuserwand. Ein zweiter Beamter drückte daraufhin die Person mit Hilfe seines Schlagstockes gegen die Wand. Ein Herthaner, welcher das aggressive Vorgehen der Polizisten beobachtet hatte, fragte nach dem Grund dieser Vorgehensweise. Die Polizisten ließen sich jedoch auf kein Gespräch ein und ein Beamter schlug der Person mit seinem Schlagstock auf den Arm. Daraufhin wurden weitere Herthaner auf die Situation aufmerksam und näherten sich den Polizeibeamten. Ein Polizist zog seinen Schlagstock und lief sofort in Richtung der entgegenkommenden Fans. Nachdem diese nicht sofort umkehrten, schlug der Beamte mit seinem Schlagstock um sich. Zur gleichen Zeit trafen weitere Polizeieinheiten vor dem Lokal ein und gingen ohne zu Fragen auf die anwesenden Herthaner vor der Kneipe los. Immer mehr Besucher des Lokals verließen dieses nun und gerieten vor dem Eingang in Konflikte mit den Beamten. Diese prügelten mit Schlagstöcken und Einsatz-Kampfhandschuhen auf viele Anwesende im Umkreis des Lokals ein. Der Konflikt zog sich über ca. 5-10 Minuten hin. Während der Auseinandersetzungen wurden einige Fans festgenommen, teilweise wurden diese zu Boden gestoßen, getreten, gewürgt und am Boden liegend an ihrem Schal über die Straße gezogen. Alle Festgenommenen wurden in Richtung der bereitstehenden Einsatzwagen gebracht und dort mit verbundenen Händen auf den Boden bzw. die Motorhauben der Autos gelegt. Hier kam es dann zu weiteren Übergriffen an den wehrlosen Fans. Einem Fan wurde der Kopf auf das Fahrzeug geschlagen, andere wurden am Boden liegend getreten, geschlagen oder an den Haaren gezogen.

Während der gesamten Vorfälle kam es zu Rangeleien und heftigen Diskussionen zwischen Fans und Polizeibeamten, jedoch wurden keine Beamten angegriffen oder bedroht! Selbst absolut unbeteiligte Fans, welche nur in der Nähe des Lokals warteten, wurden ohne ersichtlichen Grund festgenommen. Das Resultat dieser willkürlichen „Polizeiaktion“ waren dreizehn inhaftierte Personen, welche zum Polizeirevier Bochum-Mitte abtransportiert wurden. Dort wurden sie erkennungsdienstlich behandelt und bis nach Spielende festgehalten. Allen 13 Personen werden Straftaten vorgeworfen (Landesfriedensbruch, Angriff auf Polizeibeamte, Körperverletzung, …) und gegen Jeden wurden Anzeigen aufgenommen. Ein Fan, welcher einen Beamten wegen Körperverletzung anzeigen wollte, wurde mit der Begründung „Machen wir hier nicht, versuch es doch mal in Berlin!“ zurückgewiesen. Fragen nach den Dienstnummern der einschreitenden Beamten wurden unter Gewaltandrohung zurückgewiesen, auch unbeteiligte Beobachter wurden rüde und drohend davor gewarnt „sich einzumischen“. Zusätzlich zu den laufenden Verfahren müssen alle Personen mit einem langjährigen Stadionverbot rechnen.

Nach diesen Vorfällen sehen wir uns gezwungen noch intensiver gegen die alltäglich stattfindende Willkür gegenüber Fußballfans anzukämpfen. Mittlerweile sind auswärtige Fans zum Freiwild übermotivierter Polizeibeamter geworden. Regelmäßig gibt es unbegründet harte Übergriffe gegenüber Fußballanhängern. Fragwürdige Stadionverbote sind ebenso an der Tagesordnung wie übertriebene Schikanen inner- und außerhalb der Stadien. Leider haben die betroffenen Personen kaum eine Möglichkeit gegen diese gewalttätigen Beamten vorzugehen, denn Dienstnummern bzw. Namen werden nicht bekannt gegeben und eine Kennzeichnungspflicht an den Ausrüstungen der Polizei gibt es nicht.

Aus diesen Gründen wird es zum folgenden Heimspiel gegen den FC Bayern eine Protestaktion in der Ostkurve geben. Wir solidarisieren uns mit allen Festgenommenen und werden diese in ihrem schweren Kampf gegen die getätigten Anschuldigungen unterstützen!

Harlekins Berlin ´98 – im Januar 2005