Geschichte Harlekins Berlin ’98 –
Saison: 2009/2010

Ohne die drei Leistungsträger Simunic, Pantelic und Woronin stürzte die Mannschaft in der Hinrunde auf den letzten Platz mit mickrigen sechs Punkten ab. Trainer Favre wurde gegangen und durch Friedhelm Funkel ersetzt, der es schaffen sollte, den Tasmania-Uraltrekord mit nur einem gewonnenen Heimspiel zu unterbieten. Das 13. Bundesligajahr sollte für Hertha mit dem Abstieg enden, da man zwar immerhin bis zum vorletzten Spieltag mitzittern durfte, aber es nie schaffte nur einen Hauch von Aufbruchsstimmung in der Rückrunde zu entfachen.

Wir riefen ein breites Spektrum an möglicher Unterstützung auf, um gemeinsam aus diesem Loch zu gelangen (aufmunternde Trainingsbesuche  Trainingsbesuche und Spruchbänder, Brief an Mannschaft/Trainer, schweigender Trainingsbesuch, …), doch dankten es die Spieler mit der Niederlage in Nürnberg, die in einen kurzen Boykott der aktiven Szene mündete.
Erneut gegen Nürnberg – diesmal im Heimspiel – besiegelte die Mannschaft den Abstieg in vielen Augen, so dass die Emotionen überschlugen und es zu einem Platzsturm von knapp einhundert Herthanern kam, der Hertha eine unverhältnismäßig hohe Strafe (Heimspiel gegen den VfB Stuttgart unter Ausschluss der Ostkurve, stark begrenzte Zuschauerzahl usw.) und unserer Gruppe und sowie der Fanszene 23 weitere Stadionverbote einbrachte. Dank guter Gespräche mit dem Verein versuchten wir zusammen mit dem Förderkreis Ostkurve den Schaden so gering wie möglich zu halten und organisierten in der Waldbühne eine Übertragung  für die ausgesperrte Ostkurve und die restlichen Herthaner, die das Stuttgart-Heimspiel verfolgen wollten, aber dank DFL/DFB nicht konnten. Bis auf diese Aktion und einer kleinen Auswärtseinlage für die Sektion Stadionverbot zum Rückrundenstart in Hannover ergaben sich keine weiteren Fanaktionen.

Im DFB-Pokal war natürlich in der 2. Runde gegen 1860 München Schluss, doch im Europapokal qualifizierten wir uns nach zwei spannenden Spielen gegen Bröndby IF für die neugestaltete Euroleague, in der wir trotz miserablen Start überwinterten und dank Losglück zweimal nach Lissabon reisen durften. Bei der 0:4-Klatsche gegen Benfica lieferte Hertha eine desaströse Vorstellung ab und verabschiedete sich mit diesem Auswärtsspiel für die nächsten Jahren vom internationalen Geschäft. Speziell die dünnen Zuschauerzahlen in den Heimspielen zeigen, dass es Hertha immer noch an Akzeptanz in Berlin mangelt. Die knapp 13.000 Herthaner sind die, die immer kommen, d.h. es ist gewaltig Luft nach oben. Ebenso in der Stimmung, die die Ostkurve erzeugen kann, ist noch einiges möglich, trotz solch emotionaler Auftritte wie bei der Heimpleite gegen Freiburg oder sechzehn Heimspielen ohne Sieg in Serie. Auch das Kurvenbild hat sich durch viel mehr Fahnen außerhalb des Stimmungskerns verbessert.

Zudem engagierten wir uns bei Pro Fans und starteten Spruchbandaktionen gegen die fanunfreundlichen Anstoßzeiten, gegen die steigende Angsthascherei in Deutschland (Freiheit statt Angst!), gegen übertrieben fanfeindliche Vereine wie Freiburg und für fangerechte Anstoßzeiten im Rahmen der europäischen Aktionstage „Our Game – Our Time“.

Alles in allem eine beschissene Saison, die uns zwar zu neuen Orten in Deutschland führen wird, jedoch zu unmenschlichen Zeiten und in eine Zweitligasaison, die zeigen wird, wie weit unsere wachsende Fanszene den Abstieg meistern wird. Trotz allem: Der Förderkreis Ostkurve wächst und hat mittlerweile die 700. Mitgliedsmarke geknackt und etabliert sich weiter als Anlaufpunkt in Fanszene und Verein.