Pyrotechnik im Fanblock

In den letzten Jahren ist der Einsatz von Pyrotechnik in den deutschen Stadien deutlich zurückgegangen. Drohende Stadionverbote und hohe Geldstrafen schrecken die meisten Befürworter dieses stimmungsvollen Spektakels davor ab. Wenn in einem Fanblock ein großer schwarzer Rauchpilz aufsteigt, dann ist eine ablehnende Haltung gegenüber pyrotechnischen Erzeugnissen verständlich, denn diese Art und Weise von Pyro ist einfach nur hässlich und nicht im Geringsten stimmungsfördernd. Dennoch sprechen wir uns als klarer Befürworter für Pyrotechnik im Stadion aus! Wenn Pyrotechnik in Form von Bengalischen Feuern oder Nebeltöpfen in den Vereinsfarben mit der gebotenen Organisation und Sicherheit abgebrannt wird, dann lässt das nicht nur das Herz eines jeden Spielers höher schlagen, sondern belebt auch die Stimmung und Emotion im Stadion. Während bei europäischen Begegnungen in Zeitungen und Fernsehberichten oft von der „tollen südländischen Atmosphäre“ berichtet wird, ist in Deutschland schnell die Rede von Ausschreitungen und Randalen. Ebenso widersprüchlich ist der Umgang mit Pyrotechnik in den Medien. Agenturen, Fernsehsender und Vereine nutzen gerne Bilder von Pyroaktionen um ein bestimmtes Stimmungsbild besser transportieren zu können, während sie parallel dazu Stadionverbote verhängen und die „Täter“ in der Öffentlichkeit als Hooligans darstellen. Besonders im Vorfeld der Weltmeisterschaft, als in unserem Land die Sicherheitshysterie ausbrach und man als Fan plötzlich in verschiedensten Formen eingeschränkt wurde, war Pyrotechnik in den oberen Ligen nahezu undenkbar. Stattdessen musste man bei Hertha in der Vergangenheit sogar mit ansehen wie Sponsoren plötzlich große Feuerwerke im Stadion abbrannten, während der Einsatz oder der Besitz von Pyrotechnik bei Fans als kriminelle Handlung gilt. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass es anders gehen kann. Schaut man z.B. nach Frankreich oder Italien, dann kann man sehen, dass Pyrotechnik in den Fanblöcken zum Alltag gehört. In Eigenregie stellen die aktiven Fangruppen sehenswerte Pyro-Spektakel auf die Beine und binden sie sogar erfolgreich in ihre Choreographien ein, ohne dabei die erforderte Sicherheit zu gefährden. Aber auch in Deutschland hat Pyrotechnik in den Fankurven eine gewissen Tradition. In den 80er und 90er Jahren waren unter anderem Kaiserslautern, Offenbach und Dortmund absolute Stimmungshochburgen in denen regelmäßig Bengalische Feuer in größeren Mengen gezündet wurden, ohne das dabei Personen zu Schaden kamen. Noch heute schwärmen die Fans des 1.FC Kaiserslautern vom „Brennenden Betze“, denn den Spitznamen „Hölle“ bekam der Betzenberg erst durch die brennenden Bengalos in der Westkurve. In Deutschland scheinen wir momentan mehr als weit entfernt von der damaligen Handhabung und Duldung, doch wir werden weiterhin kämpfen, um eines Tages vielleicht doch mal wieder einen Bengalo in Richtung Himmel zu halten, ohne danach als Hooligan abgestempelt zu werden.

Harlekins Berlin ´98 – im November 2007