Kiezsport statt E-Sport!

Im aktuellen Koalitionsvertrag haben sich CDU und SPD darauf geeinigt, „E-Sports“ als Sportart offiziell anzuerkennen. Dadurch wird es ermöglichen, dass dieser „Sport“ Amateurstrukturen, also eine Art eigene Vereinswelt inklusive Jugendbereich, aufbauen kann. Langfristig könnte E-Sports sogar eine olympische Sportart werden. Etwas, wofür sich „E-Sportler“ seit langem eingesetzt haben und wofür sich mittlerweile auch Hertha BSC engagiert. Im Jahr 2017 gründete Hertha BSC als erster Bundesligaverein sogar eine E-Sports Akademie, um geeignete Talente in dieser Sportart zu finden und zu fördern. Nun wird sich der ein oder andere Herthaner vermutlich fragen, was „E-Sports“ eigentlich sind. Liest man sich Beschreibungen für diesen Sport durch, werden einem als Fähigkeiten beispielsweise Hand-Auge-Koordination, Durchhaltevermögen und Spielverständnis beschrieben. Eine ziemlich schmeichelhafte Umschreibung dafür, was hier tatsächlich gemeint ist: Zocken an Konsole und PC. Und genau hier stehen wir dem Engagement von Hertha BSC skeptisch bis ablehnend gegenüber. Wenn Erwachsene sich zu einer Karriere als „E-Sportler“ entscheiden, ist das ihr gutes Recht. Allerdings sehen wir Hertha BSC als Sportverein in der Pflicht, insbesondere Kinder und Jugendliche, aber ebenso Erwachsene für richtigen Sport zu begeistern.

Springen wir ein paar Jahre zurück, genauer gesagt in die Zeit, in der unsere Hertha nur zweitklassig spielte. Wir erinnern wir uns daran, dass die Fußballprofis regelmäßig zu öffentlichen Trainings in die unterschiedlichsten Bezirke unserer Stadt tingelten. Diese Kieztouren sind eine gute Möglichkeit gewesen, um die Berliner stärker an unseren Verein zu binden. Hertha BSC kam zu den Berlinern, ohne dass diese zu einem Spiel ins Olympiastadion kommen mussten. Außerdem machte Hertha BSC das, wozu ein Sportverein existiert: Werbung dafür, sich sportlich zu betätigen! Insbesondere den Profifußball, mit seiner großen medialen und gesellschaftlichen Reichweite, sehen wir hier in besonderer Verantwortung, Werbung für sportliche Betätigung zu machen. Die bei Hertha BSC betriebenen Sportarten Fußball, Boxen, Tischtennis und Kegeln bilden ein breites Spektrum an Angeboten für unterschiedliche Altersgruppen und sportliche Interessen ab. Alle diese Sportarten finden in der Gegenwart und im Zusammensein mit anderer Menschen statt. Das ist es, wofür der Sport sorgen soll. Die Aktiven sollen, unabhängig von Leistungsniveau, Alter und Herkunft Spaß daran haben, mit Anderen gemeinsam Sport zu treiben. Das krasse Gegenteil ist der Fall, wenn man Menschen dazu ermutigt, Konsolenspiele seinen „Sport“ zu nennen. Es soll keineswegs der Teufel an die Wand gemalt werden! Die meisten Menschen, auch in unserer Ostkurve, sind sicherlich gern mal an Konsole oder PC aktiv um Videospiele zu spielen. Als aktiven „Sport“ werden das jedoch die wenigsten Herthaner ansehen und das ist auch gut so.

Doppelhalter im Spiel gegen Mainz in der Saison 2017/18

Doppelhalter im Spiel gegen Mainz 05 in der Saison 2017/18

Wir wünschen uns einen Verein, der sich dafür einsetzt, dass die Menschen unserer Stadt Sport treiben. Einen Verein, der wieder vermehrt und aktiv in den unterschiedlichsten Kiezen unserer Stadt anzutreffen ist und somit in Kontakt zu allen Berlinern tritt, egal ob im Norden, Osten, Süden oder Westen. Egal ob bei Trainingseinheiten, Testspielen oder sonstigen Aktivitäten. Hertha BSC hat als bekanntester und größter Verein unserer Stadt eine Verantwortung gegenüber den Menschen in unserer Stadt. Es ist Zeit, diese Verantwortung wieder intensiver wahrzunehmen und die Berliner für Hertha zu begeistern.

Kiezsport statt E-Sport!

Harlekins Berlin ´98 – im März 2018