Freunde

Phönix Sons Karlsruhe (Karlsruher SC)

Die ersten freundschaftlichen Beziehungen zwischen Berlinern und Karlsruhern liegen schon einige Jahre zurück und lassen somit auf eine gewisse Tradition dieses Bündnisses schließen. Bereits in den 80er und frühen 90er Jahren gab es Kontakte zwischen den damals aktiven Fan- und Hooligangruppen der beiden Vereine.

Mit dem Aufstieg der Hertha und dem damit verbundenen Gastspiel beim Karlsruher SC (Rückrunde 1997/1998) wurden die Kontakte nach einer langen Ruhephase reanimiert. Die Freundschaft zwischen den Harlekins Berlin und den Phönix Sons wurden von Jahr zu Jahr weiter intensiviert und es entstand eine brüderliche Bindung in der man schon einige sportliche Höhen und Tiefen gemeinsam durchschritt.

Doch nicht nur die beiden Ultragruppen tragen diese Fanfreundschaft, denn auch viele andere Fangruppen, Fanclubs und auch Einzelpersonen aus beiden Fanszenen pflegen mittlerweile mehr als nur freundschaftliche Kontakte.

Im Januar 2004 kam es, auf Initiative beider Fanlager, dann zum Freundschaftsspiel Karlsruher SC – Hertha BSC im Wildparkstadion. Rund 500 Herthaner machten sich auf den weiten Weg nach Baden. Im Stadion positionierte man sich zusammen mit den Karlsruhern auf der Gegengerade und zelebrierte die gemeinsame Freundschaft.


Entstehung der Fanfreundschaft zum Karlsruher SC

Es war am 14. August 1976 (1. Spieltag), da fuhren wir Hertha-Frösche nach Karlsruhe, um das Spiel unserer Herthaner gegen den Nachfolgeverein von Phönix Karlsruhe zu besuchen. Ich wohnte damals noch im Wessiland (Aschaffenburg) und stand also gegen 06.00 Uhr in Hanau auf dem Bahnsteig und wartete auf den Interzonen Zug aus Berlin, der dann auch kurze Zeit später in Hanau einfuhr.

Es wurden die Fenster herunter gerissen und ich wurde mit einem lauten „HA HO HE“ begrüßt, denn man kannte sich ja schon seit 5 Jahren. Es gab gleich ein paar gepflegte Schultheißbiere und nicht so eine Plärre wie in Hessen oder Bayern. Man quatschte über alte Zeiten und wie es wohl so sein wird in Karlsruhe. Stress, Ärger mit den KSC-Fans, Polizei oder den Ordnungskräften wie es bei uns üblich ist. Doch Pepe, Kemper, Heun und ich meinten es könnte doch auch mal anders sein. Gegen 09.30 Uhr fuhren wir dann in Karlsruhe ein, man hatte das ein oder andere Bierchen schon hinter sich und war nicht mehr ganz nüchtern, aber guter Laune. 350 bis 400 Hertha-Frösche stiegen aus Fenstern und Türen aus dem Zug und brüllten Hertha Lieder.

In der Bahnhofshalle angekommen, welch Wunder es stand kein Pöbel da, der uns den Tag versauen wollte. Aber 10 KSC’ler die uns herzlich begrüßten. Darunter Wizerzinski und Kehwiesel die uns fragten, ob wir mit in die Fan Club Kneipe vom KSC mitkommen wollten. „Na klar!“, sagten wir, so kam es das 30 Herthaner diese Einladung nicht abschlagen konnten, denn wo gab es das schon, dass man so herzlich begrüßt wurde und dann auch noch eine Einladung bekam.

Die Fahrt mit der Straßenbahn dauerte nicht lange, aber es wurden viele Lieder gesungen und man lag sich das erste Mal in den Armen. In der Kneipe angekommen, wo schon 20 KSC’ler vor Ort waren trank man ein paar halbe, fachsimpelte über Fußball-Fans und sang schweinische Lieder. Man erlebte einen feucht fröhlichen Vormittag, gegen 13.30 Uhr setzte sich die ganze Fan Meute in Bewegung um zum Wildpark zu fahren, per Straßenbahn. An jeder Haltestelle stiegen Herthaner und KSCl’ler zu. Wir fuhren wie üblich schwarz, denn das Geld brauchte man ja für das ein oder andere alkoholische Getränk.

Am Stadion angekommen gab es ein großes Zusammentreffen aller Blau-Weißen, man genoss den schönen Tag und tauschte Adressen und Telefonnummern aus. Man ging vor dem Spiel sogar mit in den Block der Karlsruher und schaute sich ein wenig um. Kurz vor Spielbeginn verabschiedete man sich, denn man wollte ja die eigene Mannschaft anfeuern. Zum Spiel nur soviel, wir gewannen 3:0 und waren Tabellenführer.

Als wir das Stadion verließen warteten schon die KSC’ler auf uns. Ach du Scheiße, jetzt gibt es Randale. Aber nein Sie empfingen uns mit ein paar Bierchen und fragten uns, ob wir noch mal mit in die Fan Club Kneipe kommen? Wir sagten, dass unser Zug um 19.00 Uhr fährt und so stiegen die Karlsruher gemeinsam mit uns in die Straßenbahn um uns Richtung Bahnhof zu begleiten. Dort angekommenen besorgten einige Herthaner und KSC’ler ein paar Kisten Bier. Keine Ahnung woher sie die Kisten hatten, aber Sie meinten nur „Freibier für alle!“ Zusammen ging man auf den Bahnsteig und dort wurde zum ersten Mal das Lied „Hertha und der KSC“ gesungen. Der Zug fuhr ein und als wir aus dem Fenster hingen und uns verabschiedeten sangen die KSC’ler „HA HO HE – HERTHA BSC“ und wir „KSC, KSC, KSC!“

Auf der Rückfahrt waren alle begeistert von diesem geilen Tag in Karlsruhe, über den wir die ganze Zeit quatschten. Ich stieg in Hanau wieder aus dem Zug und bei der Verabschiedung waren sich alle einig, diese Freundschaft wird lange halten.

So war das damals unser erster Tag mit Fans aus Baden.

Es sei noch anzumerken, dass ich selten so besoffen war wie bei diesem Fußballspiel.

P.S.: 1984 fuhren Pepe und ich sogar eine Ehrenrunde mit dem Fahrrad im Wildparkstadion, doch das ist eine andere Geschichte.

Helmut Friberg, Anhängerclub Oberring 1984


Ultraboys Strasbourg (RC Strasbourg)

Durch die Freundschaft zu den Phönix Sons, entwickelten sich auch schon bald erste Kontakte zu Leuten der Ultra Boys aus Strasbourg. Die ersten Spielbesuche beim RCS gab es, natürlich in Begleitung der Karlsruher, in der Saison 1999/2000.

Anfangs war das Ganze noch relativ verhalten, kaum ein Berliner sprach Französisch und auch die Strasbourger wussten noch nicht wirklich viel mit den „Fremden“ aus Berlin anzufangen. Bei den ersten Besuchen gab man sich sogar noch als Karlsruher aus, denn bis dahin war es lediglich den Phönix Sons vorbehalten das Lokal der Ultra Boys zu betreten. Doch von Besuch zu Besuch verbesserte sich die Verständigung und der Austausch untereinander wurde immer reger.
Die deutsche Fankultur genießt beim RCS ein sehr hohes Ansehen. Die gesamte Fanszene respektiert und ehrt die langjährige Freundschaft zum KSC und mittlerweile wird man auch als Berliner ebenso respektvoll in Strasbourg empfangen.

In der Saison 2016/2017 mussten wir als Harlekins Berlin dann eine emotional sehr schwere Entscheidung treffen. Vor einem Besuch beim Spiel Sochaux – RC Strasbourg gab es ein Treffen der Führungspersonen aus Berlin und Strasbourg, denn nach langem Hin und Her in den eigenen Reihen, hatte sich unsere Gruppe entschieden die offizielle Freundschaft zwischen den beiden Ultragruppen zu beenden. Die teilweise gravierenden Unterschiede unserer beiden Gruppen wurden in den letzten Jahren immer deutlicher. Hinzu kommen die viel diskutierten Materialverluste der Franzosen bei Besuchen in Deutschland, teilweise auch die Sprachbarriere und das fehlende Interesse der jüngeren Ultrageneration bei Hertha. Natürlich müssen sich an dieser Stelle auch die Älteren von uns an die eigene Nase fassen, denn offensichtlich ist es uns nicht gelungen diese Freundschaft so mit Leben zu füllen, dass sie sich auch auf die nachfolgenden Generationen überträgt. Auf der anderen Seiten lernen wir aus solchen Erfahrungen, dass Freundschaften mit ausländischen Gruppen auf einer ganz anderen Ebene stattfinden als unsere Freundschaft mit den Karlsruhern. Die Faktoren Kommunikation und Gedankenaustausch sind bei solchen Verbindungen leider nur sehr eingeschränkt möglich und führen an vielen Stellen zu Missverständnissen. Trotzdem bleiben wir auch ohne eigene Fahne bei unseren Besuchen im Elsass mit den Ultras aus Strasbourg in Freundschaft verbunden und auch die anderen Gruppen der Hertha pflegen weiterhin Kontakte zu den Jungs aus Strasbourg.